Der Schweizer Fixpunkt in der Serie A bleibt Stephan Lichtsteiner. Bei Meister Juventus Turin gehört der Luzerner auch in der fünften Saison zum Stammpersonal. Im hochdekorierten Kader der Turiner ist Lichtsteiner auf der Position des rechten Aussenverteidigers nahezu ohne Konkurrenz.
Ähnlich gross ist mittlerweile die klubinterne Wertschätzung für einen anderen Schweizer in «bianconero»: Silvan Widmer hat sich bei Udinese etabliert. In der letzten Saison gehörte er im Friaul trotz des enttäuschenden 16. Platzes zu den wenigen Gewinnern.
Die Auftaktpartie des amtierenden italienischen Meisters Juventus Turin und Udinese gestern war also auch das Duell der einzigen beiden verbleibenden Schweizer Nationalspielern in der Serie A – es war für beide ein eher enttäuschender Abend.
Silvan Widmer konnte sich mit Udinese zwar über den Überraschungs-Sieg freuen, wurde aber erst nach 86 Minuten eingewechselt. Das genügt dem Aargauer, der während der Transferzeit immer mal wieder Gegenstand von Gerüchten war, wohl kaum. Derzeit soll Napoli konkret an Widmer interessiert sein. Vermutlich wird er allerdings nochmals eine Saison im beschaulichen Nordosten Italiens verbringen.
«Lichtsteiner, che disastro», schrieb die italienische «Tuttosport» nach dem Auftritt von Stephan Lichtsteiner. Tatsächlich zog der bei Juventus hochgeschätzte Aussenverteidiger gestern einen rabenschwarzen Abend ein und musste das Gegentor auf seine Kappe nehmen.
Weil Xherdan Shaqiri (von Inter zu Stoke) und Gökhan Inler (von Napoli zu Leicester) die Serie A in dieser Sommer verliessen, sind Lichtsteiner und Widmer die letzten beiden Schweizer Natispieler in der Serie A. Das sah bis vor wenigen Jahren noch ganz anders aus.
In der Saison 2010/11 spielten total 15 Schweizer in der Serie A, darunter 12 Spieler, die mindestens einmal für die Nationalmannschaft aufgelaufen sind. Der Kern der Nati bestand damals aus Italien-Söldnern.
Seither hat sich die Anzahl der Schweizer, die in der höchsten Liga unseres südlichen Nachbarn spielen, deutlich reduziert. Seit diesem Sommer sind es nur noch fünf, wobei fraglich ist, ob die GC-Abgänge Daniel Pavlovic (Frosinone) und Matteo Fedele (Carpi) regelmässig zu Einsätzen kommen. Fabio Daprela ist bei Palermo immerhin Ergänzungsspieler.
Die Gründe für den Abgang der Schweizer aus der Serie A zu finden fällt auf den ersten Blick eher schwer. Die italienische Liga ist sportlich und finanziell wieder im Aufschwung. Europäisch können die Klubs wieder besser mithalten, zudem investierten die Klubs aus der Serie A in diesem Sommer bisher mehr Geld in Spielerverpflichtungen als die Bundesliga, die Primera Division oder die Ligue 1.
Trotzdem kommen die verschiedenen Wechsel nicht ganz zufällig. Bei Xherdan Shaqiri war der Wechsel von einem renommierten Serie-A-Klub wie Inter Mailand zu Stoke City wohl hauptsächlich finanzieller Natur.
Dank den neuen Fernsehverträgen können auch Mittelfeldklubs aus der Premier League wie Stoke oder Leicester unverschämt hohe Löhne bezahlen. Zudem ist und bleibt die Premier League die wohl spektakulärste Liga und bietet eine weltweite Plattform.
Der Wechsel von Gökhan Inler zu Leicester City hat sicher auch mit einer schönen Entlöhnung zu tun. Der Nati-Captain war ausserdem bei Napoli nicht mehr gesetzt, suchte mit 31 Jahren wohl eine neue Herausforderung.
Ziel Nummer 1 für Schweizer Spieler bleibt jedoch klar die Bundesliga. Ganze 22 Akteure sind in der aktuellen Saison in Deutschlands Topliga engagiert. Darunter praktisch der ganze Stamm der Nationalmannschaft. Durch die hervorragende Vermarkung ist die Liga speziell für Schweizer äusserst attraktiv, zudem fällt die Sprachbarriere weg, was die Integration in die Liga bedeutend einfacher macht.