Vladimir Petkovic will mit der Nati einen neues «Wir-Gefühl» kreieren.Bild: KEYSTONE
Nun ist es offiziell: Vladimir Petkovic bleibt bis 2022 Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Der SFV und der 56-jährige Tessiner haben den Vertrag bis zur WM 2022 verlängert. Scheitert die Schweiz in der WM-Qualifikation, wird er vorzeitig aufgelöst.
25.02.2020, 15:2725.02.2020, 17:26
Was der SFV am Dienstag in Bern verkündete, hatten die Medien bereits am Tag zuvor vermeldet. Denn die Vertragsverlängerung mit Vladimir Petkovic hatte sich längst abgezeichnet. Weil beide Seiten schon vor Wochen hatten durchblicken lassen, dass sie die Zusammenarbeit fortsetzen wollen.
Und weil die Resultate in Petkovics Amtszeit seit Beginn im Sommer 2014 stets gestimmt haben. «Vladimir hat überzeugende Arbeit abgeliefert. Er hat die Mannschaft im richtigen Moment verjüngt und erneuert. Niemand kennt das Team so gut wie er. Es war klar, dass wir das Ziel hatten, den Vertrag zu verlängern», erklärte der Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami.
«Die Vorraussetzung ist für alle Spieler die gleiche: Sie müssen im Verein spielen. Auch Shaqiri. Was ich von den Teamärzten von Liverpool gehört habe, ist, dass er noch nicht ganz fit ist. Wir sind mit allen Spielern in Kontakt, auch mit ihren Teamärzten. Akanji und Seferovic, die momentan wieder weniger spielen, bekommen eine positiv gemeinte Pause. Sie können so ein wenig durchatmen, was auch ein Vorteil sein kann.»
Vladimir Petkovic
Petkovic selbst konnte sagen: «Die Mathematik spricht für mich.» Er ist mit drei Endrunden-Teilnahmen und einem Schnitt von 1,87 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Nationaltrainer in der Geschichte des SFV. Führt er die Schweizer Auswahl an die WM in Katar, wird er bis Turnierende im Spätherbst 2022 acht Jahre und fünf Monate Nationaltrainer gewesen sein. Damit würde er den Rekord von Karl Rappan aus den Vierzigerjahren verbessern, dessen längste von drei Amtszeiten sieben Jahre und zehn Monate gedauert hat.
Weiche Faktoren in der Kritik
Nur weichere Faktoren hatten zuletzt nicht immer für Petkovic gesprochen. Die Aussendarstellung wurde kritisiert. Beim SFV nahmen sie diese Kritik ernst. Sie soll in den Gesprächen mit Petkovic thematisiert worden sein. Gegen aussen ein besseres Bild abzugeben, war und ist aber nicht nur eine Forderung an den Nationaltrainer. Die Kommunikationsabteilung ist grösser und professioneller geworden, man wolle sich im SFV allgemein mehr öffnen, so Tami.
Petkovic selbst zeigte sich diesbezüglich auch selbstkritisch. In der Zeit nach der WM in Russland habe er «nicht jeden Schritt richtig gewählt», so Petkovic. Es war eine Zeit, und sie soll fast ein Jahr gedauert haben, in der er offenbar mit dem Gedanken gespielt hat, seine Zeit als Nationaltrainer zu beenden. Noch im letzten Sommer nach dem Finalturnier der Nations League hatte Petkovic den (gedanklichen) Flirt mit der Rückkehr in den Klubfussball nicht dementiert. Nun sagte er: «Ich habe vor allem wegen den Resultaten überlebt.»
«An Katar habe ich bislang noch keinen Gedanken verschwendet. Im Moment konzentriere ich mich auch nur auf den kommenden März und die bevorstehende Europameisterschaft.»
Vladimir Petkovic
Es ging am Dienstag in Bern aber nicht darum, zurückzublicken. Auf der Formulierung neuer Ziele, auf der Zukunft lag der Fokus. Nach der Entwicklung in die richtige Richtung sei nun «die Stabilisierung der Mannschaft wichtig», sagte Petkovic. Er ist weiterhin selbstbewusst und traut seinem Team viel zu. «Wir wollen im Kopf so frei sein, dass wir uns unbegrenzte Ziele setzen. Wir wollen Schritt für Schritt gehen, auch mit der Vision und dem Willen, Weltmeister zu werden.»
«Wichtig ist, dass wir hungrig bleiben. Das Team soll hohe Ziele haben, auch der EM-Titel darf ein Thema sein. Aber wir wollen unsere Ziele auch Schritt für Schritt angehen.»
Vladimir Petkovic
So viel verlangt der SFV von seinem exponiertesten Angestellten nicht. Aber Tami fordert «Qualität und Kontinuität» ein. «Ich will eine Schweizer Mannschaft sehen, die mit Persönlichkeit spielt.» Mit der Vertragsverlängerung mehr als drei Monate vor Beginn der EM-Endrunde hat der SFV die Voraussetzungen geschaffen, dass sich der Trainer, die Mannschaft und das Umfeld auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren können. «Ich wollte eine Planung machen können nicht nur für die EM, sondern auch mittel- und langfristig.»
Tami und Petkovic sind sich durchaus bewusst, dass die aktuelle Situation der Nationalmannschaft viel Sensibilität, Gesprächsbereitschaft und Arbeit erfordert. Ein zu grosser Teil des Stamms macht im Klub gerade eine schwierige Zeit durch: Manuel Akanji, Haris Seferovic, Breel Embolo oder Xherdan Shaqiri. Es sind viele, die derzeit selten bis nie zum Einsatz kommen. «Damit können wir nicht zufrieden sein», sagte Tami. (abu/sda)
Nun ist es offiziell: Vladimir Petkovic bleibt bis 2022 Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Der SFV und der 56-jährige Tessiner haben den Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation im Frühling 2022 verlängert. Qualifiziert sich die Schweiz für die WM 2022, die im November/Dezember 2022 in Katar stattfindet, bleibt Petkovic bis Turnierende Nationalcoach.
Petkovic ist mit drei Endrunden-Teilnahmen und einem Schnitt von 1,87 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Nationaltrainer in der Geschichte des SFV. Für Kritik hatten seit der WM 2018 in Russland allerdings seine (seltenen) öffentlichen Auftritte sowie seine Aussendarstellung gesorgt.
Beim Verband wurden diese Defizite wahr- und ernst genommen, doch waren sie neben den sportlichen Leistungen und Resultaten der Mannschaft sekundär. Nationalteamdirektor Pierluigi Tami, der in der Diskussion um die Zukunft des Nationaltrainers den Lead hatte, bevorzugte stets den Weg der Kontinuität. Er fand mit seinem Anliegen Gehör bei den entscheidenden Gremien im SFV, dem Komitee der Swiss Football League und beim Zentralvorstand um Präsident Dominique Blanc.
Bild: KEYSTONE
Für die Fotografen wird jetzt noch der Vertrag von Petkovic symbolisch unterzeichnet. Damit endet die Pressekonferenz. Weiter geht es für die Nati wie bereits angetönt mit den Testspielen gegen Belgien und Kroatien in Katar. Das Kader für den Trip will Petkovic am 20. März im Rahmen einer weiteren Pressekonferenz bekanntgeben.
«Die Vorraussetzung ist für alle Spieler die gleiche: Sie müssen im Verein spielen. Auch Shaqiri. Was ich von den Teamärzten von Liverpool gehört habe, ist, dass er noch nicht ganz fit ist. Wir sind mit allen Spielern in Kontakt, auch mit ihren Teamärzten. Akanji und Seferovic, die momentan wieder weniger spielen, bekommen eine positiv gemeinte Pause. Sie können so ein wenig durchatmen, was auch ein Vorteil sein kann.»
Zum Kader kann Petkovic noch nicht allzu viel sagen. Vorraussichtlich wird er aber 23 Spieler für die Testspiele in Katar gegen Kroatien und Belgien Ende März aufbieten. «Aber bis zur Kader-Bekanntgabe müssen wir noch ein paar Wochen abwarten, es kann noch viel passieren.»
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«Wichtig ist, dass wir hungrig bleiben. Das Team soll hohe Ziele haben, auch der EM-Titel darf ein Thema sein. Aber wir wollen unsere Ziele auch Schritt für Schritt angehen.»
«Ich hatte in meinem Leben noch nie Angst vor etwas. Risikobereitschaft ja, das braucht es. Es geht mir darum, immer korrekt zu sein, immer zielorientiert. Und da haben wir in letzter Zeit einiges gemacht, die Resultate zeigen beispielsweise, dass wir gut arbeiten. Am Ende zählt für einen Trainer immer die Mathematik. Und wir haben uns schon wieder für die EM qualifiziert.»
«Ich hatte vor einiger Zeit Zweifel, ob ich wirklich verlängern soll. Aber in den letzten Monaten ist dann klar geworden, dass ich weitermachen will. Bei der WM in Russland passierte einfach zu viel Negatives rund um die Nati. Aber dann haben wir uns in die richtige Richtung entwickelt. Wir haben uns sportlich und strukturell neu organisiert und professionalisiert, um uns weiter zu verbessern.»
«Wir haben nach der WM 2018 ein paar Dinge falsch gemacht, auch ich. Nur dank den Resulaten habe ich da überlebt. Aber ich denke, seit Pierluigi bei uns Nati-Direktor ist, haben wir wieder viel richtig gemacht. Ich habe nicht immer richtig gefunden, was geschrieben wurde. Aber wir wollen jetzt zielorientiert arbeiten. Ich kann nicht sagen, dass ich mich geöffnet habe. Denn ich war nie verschlossen. Wir wollen aber aktiver sein, um die Beziehung zu Fans und Journalisten verbessern.»
«Wir sind bereit, die Beziehung zu Fans und Journalisten zu verbessern. In der Öffentlichkeitsarbeit müssen wir uns weiter entwickeln. Das war bei uns Thema, darüber haben wir diskutiert.»
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«An Katar habe ich bislang noch keinen Gedanken verschwendet. Im Moment konzentriere ich mich auch nur auf den kommenden März und die bevorstehende Europameisterschaft. Wir haben dreimal über eine Vertragsverlängerung gesprochen, einmal oberflächlich, zweimal ein bisschen mehr. In den Gesprächen mit Pierluigi hat sich herausgestellt, dass wir die gleichen Ziele verfolgen möchten. Wir haben uns immer offen ausgetauscht. Am Ende mussten wir nur Details klären. Es gab keinen Grund, nicht weiterzumachen.»
«In der ersten Diskussion mit Vlado wollte ich die Motivation spüren, die Mannschaft positiv weiterzuentwickeln. Den Willen, neue Ziele zu erreichen.»
«Vladimir Petkovic hat überzeugende Arbeit und die nötigen Resultate geliefert. Er hat den höchsten Punkteschnitt eines Nati-Trainers erreicht. Er hat die Mannschaft im richtigen Moment verjüngt und erneuert. Petkovic hat überzeugende Argumente für eine Vertragsverlängerung geliefert» Damit ist die Fragerunde eröffnet. Kein anderer kennt die Mannschaft wie er.»
«Ich bin sehr glücklich und stolz, dieses tolle Team, das unser Land repräsentiert, weiterhin coachen zu dürfen. Wir haben uns sportlich und strukturell neu organisiert und professionalisiert, um uns weiter zu verbessern. Es ist nicht selbstverständlich, dass mir meine Spieler, der Verband und die Liga ein so starkes Vertrauen schenken. Das Ziel ist jeden Tag 100 Prozent geben und weiter Erfolg zu haben. Wir wollen ein gemeinsames Wir-Gefühl kreieren und so das Bestmögliche rauszuholen. Am Ende geht es natürlich darum, die richtigen Resultate einzufahren.»
SFV-Präsident Blanc: «Mit Petkovic hat sich die Nati für alle grossen Turniere qualifiziert. Er hat die Mannschaft verjüngt und ständig weiterentwickelt. Er hat eine starke Einheit geformt. Petkovic steht für Qualität und Kontinuität. Wir freuen uns, dass wir mit einem weiter an der Erfolgsgeschichte des Schweizer Fussballs schreiben können.»
Die wichtigste Info folgt gleich zu Beginn: Medienchef Arnold verrät, dass Petkovic – wie von allen Medien richtig spekuliert – bis zum Ende der WM-Kampagne 2022 Trainer der Schweizer Nati bleibt.
Nati-Direktor Pierluigi Tami, Trainer Vladimir Petkovic, SFV-Präsident Dominique Blanc und Mediensprecher Adrian Arnold sitzen vor den Journalisten. Es geht los!
Heute Nachmittag um 14.30 Uhr steigt im Haus des Schweizer Fussballs in Muri eine Medienorientierung «betreffend Regelung der Trainerfrage des Schweizer A-Nationalteams». Der SFV wird dabei verkünden, was sich in den letzten drei Monaten abgezeichnet hat. Der Vertrag mit Vladimir Petkovic wurde offenbar um zwei Jahre, also bis und mit Ende der WM-Qualifikation 2022, verlängert. Schafft die Schweiz die Endrunden-Teilnahme in Katar bleibt Petkovic bis mindestens Ende 2022 Nationaltrainer.
In den letzten Wochen hatten die Direktbetroffenen betont, dass eine gemeinsame Zukunft angestrebt wird. Petkovic selbst hatte schon im Dezember gegenüber Medien bekräftigt, dass er sich eine weitere Zusammenarbeit wünscht. Nationalteamdirektor Pierluigi Tami hatte Anfang Jahr den gleichen Wunsch geäussert.
Aufgrund der sportlichen Resultate ist es richtig, dass der SFV nun offenbar mit dem erfolgreichsten Nationaltrainer seiner Geschichte in die Zukunft geht. Petkovic ist seit 2014 im Amt und hat seither jedes Turnier erreicht: die EM 2016, die WM 2018 und nun die EM 2020. Er weiss nicht nur die nackten Ergebnisse auf seiner Seite, sondern auch die Unterstützung von einflussreichen Spielern. Solches hat nun in der Trainerfrage wohl den Ausschlag gegeben.
Die Nati-Trainer der Schweiz seit 1989
1 / 16
Die Nati-Trainer der Schweiz seit 1981
24. März 1981 bis 13. November 1985: Paul Wolfisberg
Nationalität: Schweiz
51 Spiele/Punkteschnitt: 1,39
quelle: keystone / karl mathis
Chefsache: Keine Fussball-Fans im Büro, bitte!
Video: watson
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