Drei Runden vor Schluss hat der 1. FC Kaiserslautern einen Rückstand von acht Punkten auf den Relegationsplatz. In der Pfalz wissen sie: Das war's. Der Absturz in die 3. Liga ist nicht mehr zu vermeiden. Um 20.20 Uhr könnte er feststehen, wenn Lautern heute bei Arminia Bielefeld, das noch leise Hoffnungen auf den Aufstieg hat, nicht gewinnt. «Gefühlt sind wir ja seit vier Monaten abgestiegen. Es war klar, dass diese Situation kommt», sagt Trainer Michael Frontzeck nüchtern.
Der tiefe Fall des 1. FCK macht auch viele neutrale Fussballanhänger traurig. Denn sie waren sympathisch, die «Roten Teufel vom Betzenberg». Kaiserslautern, das war: Ein Aufsteiger, der Meister wurde. Ciri Sforza. Olaf Marschall und sein Nasenpflaster. Trainer-Ikone Otto Rehhagel. Sein Wechselfehler und das Schauspiel mit Hany Ramzy. Harry Koch. Ratinho, das brasilianische Mäuschen mit Schweizer Vergangenheit. Kaiserslautern, das war aber auch: Fritz Walter, natürlich, die Über-Legende. Andy Brehme. Mario Basler. Und die beiden Tschechen Miroslav Kadlec und Pavel Kuka.
Es war auf dem Betzenberg, als die Bundesliga einen ihrer bekanntesten Fan-Songs erhielt: «Zieht den Bayern die Lederhosen aus!». Er entstand Ende der 70er-Jahre dank dem Stadionsprecher des «Betze». Jener Udo Scholz war ohnehin eine Legende seiner Zeit. «11 Freunde» erinnerte einst an seine Aktion im Mai 1991. Auf dem Weg zum Meistertitel lag Kaiserslautern gegen Karlsruhe 0:2 hinten, holte auf 2:2 auf, doch die Zeit rann davon. Als Coach Kalli Feldkamp in der 90. Minute einen Spieler auswechselte, sprach Scholz durchs Mikrofon von der 85. Minute.
KSC-Trainer Winnie Schäfer behauptete danach, nur deswegen habe der Schiedsrichter sieben Minuten nachspielen lassen und Lautern noch das 3:2 erzielen können. Scholz log ein Versehen vor, gab aber mit Jahrzehnten Abstand zu: «Ich habe so etwas bei vier oder fünf Spielen gemacht. Wir mussten doch gewinnen!»
All das ist pure Nostalgie. In der ewigen Tabelle der Bundesliga liegt der 1. FC Kaiserslautern, der vierfache deutsche Meister und zweifache Pokalsieger, immer noch auf Rang 10. Aber sein Fall begann schon vor mehr als einem Jahrzehnt, mit dem Abstieg in die 2. Bundesliga 2006. Zuletzt gab's dort die Abschlussplatzierungen 10 und 13. In der 2. Liga gibt's wenigstens die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Aber die 3. Liga? Die kommt einem vor wie die Endstation einer stillgelegten Bahnlinie.
Als Hauptgrund für Kaiserslauterns sportlichen Abstieg gilt als ausgemacht, dass man sich nach den Erfolgen der 90er-Jahre finanziell übernommen hat. Nach dem für die WM 2006 erfolgten, teuren Stadionausbau war der Klub nahe der Insolvenz. Mittlerweile gehört das Stadion der hoch verschuldeten Stadt, der Klub muss sich strecken, um wenigstens einen Teil der Miete bezahlen zu können. Vom «Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlentwicklung in nahezu allen Bereich des Klubs» ist die Rede, liest man sich durch die deutsche Presse.
Am 2. Mai ist es exakt 20 Jahre her, seit Kaiserslautern als erster und bisher einziger Bundesliga-Aufsteiger deutscher Meister wurde. Ein Ereignis, das es womöglich nie wieder geben wird. Dass die «Roten Teufel» nun in die Bedeutungslosigkeit der 3. Liga abdriften ist ein herber Verlust. Denn so geht ein weiterer Klub verloren, der irgendwie einfach immer zur Bundesliga gehörte. Und das ist schade. Aber Tradition alleine schiesst halt keine Tore.
Macht's gut, ihr Roten Teufel vom Betzenberg! Ihr hinterlässt eine grosse Lücke.
Es stehen erst zwei Mannschaften fest dir nächstes Jahr definitiv in der zweiten Liga Spielen. Dies sind Mgdeburg und Paderborn die zwei Augsteiger aus Liga drei. Für alle anderen ist rechnerisch noch ein Auf/Abstieg drinn:)