Es war ein schwarzer Tag für Borussia Mönchengladbach. Man verlor vor einer Woche nicht nur das Pokalspiel gegen Zweitligist Darmstadt, sondern mit Yann Sommer und Jonas Hofmann zwei Leistungsträger, die im November zur WM reisen sollten.
Während man beim deutschen Nationalspieler, der sich eine Schultereckgelenksprengung zugezogen hatte, rasch Entwarnung gab («Seine mögliche Teilnahme mit der DFB-Auswahl an der Weltmeisterschaft ist jedoch nicht in Gefahr»), kommuniziert der Bundesligist bei Sommer zurückhaltender.
Es ist die vierte Minute im Spiel gegen Darmstadt. Eine hohe Flanke fliegt in den Gladbacher Strafraum. Der Ball wird länger, als Sommer denkt. Er muss zwei, drei Schritte zurücklaufen, springt und streckt sich, fängt den Ball, knickt bei der Landung mit dem linken Fuss um und bleibt liegen. Die ersten, schlimmen Gedanken: War es das mit der WM?
Nach kurzer Behandlung kann Sommer weitermachen. Alles halb so schlimm? Die Zuversicht kehrt zurück. Er recht, weil er den nächsten gefährlichen Abschluss der Darmstädter pariert. Aber als er in der 13. Minute eine Flanke über die Latte lenkt, bleibt er liegen und muss sich auswechseln lassen. Die Winter-WM in Katar also doch ohne Sommer? Es wäre ein Drama.
Der Mann mit den 76 Länderspielen hat sich längst zu einem Führungsspieler in der Nati entwickelt. Mehr noch. Er ist für weite Teile der Schweizer Bevölkerung die Identifikationsfigur schlechthin. Was einerseits in seinem Wesen, seinen souveränen, nahbaren und authentischen Auftritten in der Öffentlichkeit gründet. Andererseits aber auch in seinen herausragenden Leistungen. Denken wir nur an die EM 2021, als er im Achtelfinal gegen Frankreich Kylian Mbappé im Penaltyschiessen entzauberte. Oder danach die Paraden in den Qualifikationsspielen gegen Europameister Italien (0:0 und 1:1), die erst den Weg nach Katar ebneten.
Eine WM ohne Sommer würde nicht nur in der Schweiz bedauert. Denn der 33-Jährige gehört zu einem erlauchten Kreis der vielleicht zehn besten Torhüter dieser Welt. Ein Spektakelspieler, allein, weil er im Dress der Schweizer Nati bei letzten fünf Penaltys aus dem Spiel heraus nie bezwungen wurde. Eine WM ohne Sommer wäre ein kleines Stück ärmer. Das sähe man nicht nur in der Schweiz so.
Aber was ist aktuell Stand der Dinge? Nach der unglücklichen Situation informierte Gladbach lediglich, dass «Sommer wegen einer Sprunggelenksverletzung bis auf Weiteres nicht zur Verfügung steht.» Kein Wort, wann wieder mit einem Einsatz zu rechnen ist, ob er fit für die WM wird, die für die Schweiz am 24. November mit der Partie gegen Kamerun beginnt.
An der zurückhaltenden Kommunikation in der Causa Sommer hat sich bei Gladbach bis heute nichts geändert. Sicher, bei einer Verletzung des Sprunggelenks kann es im Heilungsverlauf zu Komplikationen kommen. Es können beispielsweise Entzündungen auftreten.
Patrick Foletti, Torhüter-Trainer bei der Nati, sagte nach einem Gespräch mit Sommer: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass Yann für die WM wieder hundertprozentig fit wird.» Eine Zuversicht, die durch Gerüchte, die uns erreicht haben, mehr als begründet ist. Es heisst: Sommer soll noch vor der WM bei Gladbach sein Comeback geben. Nicht am Sonntag gegen Union Berlin. Aber vielleicht am Freitag, 4. November, gegen Stuttgart, oder am Dienstag darauf in Bochum.