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Akanjis erste Bilanz bei ManCity: «Darauf hätte ich nicht gewettet»

September 6, 2022, Seville, Seville, Spain: Manuel Akanji of Manchester City during the UEFA Champions League Group G stage match between Sevilla FC and Manchester City at Ramon Sanchez Pizjuan on Sep ...
Eingeschlagen: Manuel Akanji bei Manchester City.Bild: www.imago-images.de
Interview

Akanjis erste Bilanz bei ManCity: «Darauf hätte ich nicht gewettet»

Es ist der Schweizer Transfer des Jahres: Nati-Verteidiger Manuel Akanji wechselt Ende Sommer von Borussia Dortmund zu Manchester City. Nun spricht er über sein Debüt und seine ersten Wochen mit Trainer Pep Guardiola. Heute kehrt er mit Manchester City in der Champions League nach Dortmund zurück.
25.10.2022, 15:2625.10.2022, 17:27
Etienne Wuillemin / CH Media
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Plötzlich ist die Verbindung unterbrochen. Das Bild von ­Manuel Akanji verschwindet, die Stimme erlischt. «Sorry, da bin ich wieder», sagt er zwei ­Minuten später. Akanji sitzt in seinem neuen Zuhause in Manchester und sagt: «Wir haben uns super eingelebt, aber ein paar Dinge gibt es schon noch zu erledigen, das WLAN beispielsweise, ich hoffe, es funktioniert bald besser, mittlerweile nehmen wir den fünften Anlauf.»

Was machen Sie am 10. Juni 2023?
Manuel Akanji:
(Überlegt.) Ist dann der Champions-League-Final?

So ist es.
Dann würde ich sagen: Hoffentlich gewinnen wir die Champions League an diesem Tag!

Manchester City träumt vom Gewinn der Champions League. Wie sehr ist dieser Traum rund um den Verein präsent?
Der Fokus im Moment liegt eher auf der Premier League. Klar, die Champions League ist etwas, was der Verein noch nie gewonnen hat, und das ist etwas, das sich unbedingt ändern soll. Aber es ist noch zu früh, um jetzt schon über den Champions-League-Titel zu reden. Die Gruppenphase läuft noch, wir sind schon vorzeitig in der nächsten Runde – der 10. Juni ist also noch weit weg. In der Premier League dagegen sind wir Spiel für Spiel gefordert. Da musst du dir den Titel Woche für Woche erarbeiten. Hoffentlich gelingt es auch diese Saison wieder.

Manchester City v Borussia Dortmund - UEFA Champions League - Group G - Etihad Stadium Manchester City s Erling Haaland and Manchester City s Manuel Akanji during the UEFA Champions League Group G mat ...
Wiedervereint: Akanji und Tormaschine Erling Haaland.Bild: www.imago-images.de

Jedes Jahr ist die grosse Frage: Wann gewinnt City endlich die Champions League? In der Fussball-Welt wird das als Makel betrachtet. Wie sehen Sie es?
Ich finde, das ist zu negativ ausgelegt. Man sah, was für einen dominanten Fussball ManCity in den letzten Jahren spielte. Ganz klar zu den Top-Teams Europas zählte, vielleicht momentan sogar das beste Team der Welt ist, diese Bewertung überlasse ich anderen. Vielleicht ist es Real Madrid, vielleicht wer auch immer. Aber wir sind sicher dort oben. Das ist unser Ziel, dass wir das auch in den nächsten Monaten und Jahren weiter zeigen.

In der Premier League könnte es aus Schweizer Sicht ein spannendes Titel-Duell geben – Manchester City gegen Arsenal, Manuel Akanji gegen Granit Xhaka. Laufen schon Wetten?
Nein, die laufen noch nicht. Mal schauen, wo das noch hinführt. Ich hoffe natürlich, dass wir als Sieger rauskommen in diesem Duell. Arsenal hat einen tollen Lauf. Aber: Die Liga dauert noch lange. Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Seit Xherdan Shaqiri vom FC Basel zu Bayern München wechselte, hat es nie mehr einen so viel beachteten Wechsel eines Schweizer Nationalspielers gegeben wie Ihren Transfer von Dortmund zu Manchester City. Haben Sie das auch realisiert?
Ich wusste schon, dass ich zu einem der besten Vereine der Welt wechsle. Ich wusste nicht, ob es klappt. Aber ich bin unglaublich froh, dass City mich als Teil dieses tollen Teams sieht. Ich bin allerdings nicht nur hierhergekommen, um da zu sein, sondern um möglichst viele Minuten zu absolvieren und Leistung zu zeigen. Ich glaube, bis anhin sind alle sehr zufrieden mit mir.

Wie sieht die Bilanz nach knapp acht Wochen bei City aus?
Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen. Sehr zufrieden. Ich hatte eine Zeit ohne Einsätze hinter mir. Ich wusste nicht, wie alles sein wird, wenn ich herkomme. Hatte keine Zeit, um mich einzugewöhnen. Ich wurde von Anfang an gefordert auf dem Platz, was mir sehr gefällt, dass ich dieses Vertrauen erhalte. Ich weiss aber auch, dass ich auch gewisse Dinge noch verbessern kann.

epa10230829 Manchester City's manager Pep Guardiola (C) gives instructions to Manuel Akanji (R) during the English Premier League soccer match between Manchester City and Southampton FC in Manche ...
Zwei, die harmonieren: Trainer Pep Guardiola gibt Akanji Anweisungen.Bild: keystone

Die Zeit bei Dortmund, als Sie nur auf der Tribüne sassen und nicht spielen durften. Wie war das im Rückblick?
Ehrlich gesagt möchte ich mich nicht mehr mit Dortmund beschäftigen. Das ist ein Teil meiner Vergangenheit. Ein Teil, wie es im Fussballgeschäft immer mal wieder passiert. Ich habe ein sehr gutes Ende gefunden, weil ich bei nun bei einem so tollen Verein gelandet bin, nun so tolle Mitspieler habe. Darum muss ich mich gar nicht mehr an die Dortmund-Zeit erinnern.

Sie haben ein gesundes Selbstvertrauen, Sie sagten: «Ja, ich kann das bei City.» Trotzdem: Dass Sie so regelmässig spielen, hat das sogar Ihre hohen Erwartungen noch übertroffen?
Ich habe es mir zugetraut. Aber ich wusste nicht: Wie denkt der Trainer? Wie denkt der Verein? Wir haben viele gute Spieler. Wir haben noch ein paar Verletzungen zu kurieren, die auch immer wieder kommen werden übers Jahr, die immer einen grossen Teil spielen im Fussball. Ich habe es mir zugetraut. Aber wenn ich hätte wetten müssen, dann hätte ich nicht darauf getippt, dass ich schon so viele Einsätze bekomme gleich zu Beginn. Ich bin aber sehr froh, dass sie mir das zutrauen. Und ich denke, ich habe das auch mit Leistung zurückzahlen können.

Reden wir über Pep Guardiola. Er gilt als der weltbeste oder einer der weltbesten Trainer. Wie erleben Sie ihn in der täglichen Arbeit?
Ich glaube, man merkt, wenn man mit ihm zusammenarbeitet, dass er wirklich sehr, sehr, sehr viel Zeit mit dem Fussball verbringt, dass er sich viele Gedanken macht, wie man spielen könnte, was für eine neue Taktik es jetzt gegen Gegner X sein könnte. Und auch individuell als Spieler geht er sehr oft auf einen ein. Was könnte in welcher Situation helfen? Er nimmt sich sehr viel Zeit, schaut sehr auf Details. Fordert aber auch viel. Das ist das, was uns besser macht.

Kürzlich hat Pep Guardiola über Sie gesagt: «Der Junge ist ein Geschenk. Es war eine sensationelle Entscheidung, ihn zu verpflichten. Es gibt Spieler, denen musst du zehnmal erklären, was du von ihnen willst. Dieser Typ ist anders, er brauchte nur eine Trainingseinheit. Man muss es ihm nur erklären und er versteht es sofort.» Was löst eine solche Lobeshymne bei Ihnen aus?
Das freut mich natürlich sehr, wenn man solche Worte hört vom eigenen Trainer. Aber für mich ist es auch entscheidend, was er im direkten Austausch mit mir sagt. Wie ich besser werden kann. Was er dort für positive Sachen zu mir sagt.

Was sagt er Ihnen denn direkt? Ist er im persönlichen Gespräch kritischer? Oder vielleicht nüchterner?
Ja, das würde ich schon sagen. Schliesslich muss man als Trainer immer auch die richtige Balance finden. Ich weiss nicht, wie er mit einem Bernardo Silva oder mit einem Rodri spricht. Ich weiss nicht, was er mit ihnen bespricht. Ich verstehe es auch nicht auf Spanisch (lacht). Aber ja, man muss immer die richtige Art und Weise finden. Und ich glaube, es wäre auch nicht gut – in Bezug auf mich – wenn man mich immer nur loben würde. Es gibt noch viele Dinge, die ich lernen kann. Und ich will auch besser werden. So fordert er mich auch stets. Wobei Lob natürlich auch Ansporn ist, denn ich will ja beweisen, dass die Aktion kein Zufall war.

Wie haben Sie sich in Manchester eingelebt?
Gut, meine Familie ist mittlerweile bei mir in Manchester. Wir wohnen etwas ausserhalb der Stadt. Der Weg ins Training ist darum ein bisschen länger, 30 Minuten auf der Hinfahrt, ein wenig mehr auf der Rückfahrt, weil es durch die Stadt geht. Aber das ist besser so. Mit den Kindern in der Stadt zu wohnen, wäre nicht ganz einfach. Wir haben ein schönes Haus gefunden. Natürlich gibt es noch ein paar Dinge, die wir machen müssen, zum Beispiel das WLAN, das sollte dann mal richtig funktionieren, mittlerweile nehmen wir den fünften Anlauf (lacht).

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tomygun66
25.10.2022 16:18registriert April 2018
Aus dem Interview wird nochmals deutlich, was Akanjis grosser Vorteil ist. Er ist ein sehr intelligenter Fussballspieler (und Mensch). Pep hat ganz konkrete Vorstellungen wie sein Spiel aussieht. Und Manu kann das verstehen und umsetzen.

PS:
Wäre wieder mal Zeit für einen Beitrag in der "Rubrik Akanjis" Revier 😉
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D13G0R
25.10.2022 16:25registriert Juni 2014
Hut ab!
Spielt richtig gut - macht Freude, egal ob IV oder RV.
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HenryJames
25.10.2022 17:38registriert Februar 2018
Ich war sehr skeptisch, als ich von seinem Wechsel hörte, dachte nicht, dass er Peps hohen Ansprüchen genügt. Ich glaube, ich muss meine Meinung revidieren. Mea Culpa! Weiterhin viel Erfolg und hoffentlich keine Verletzungen.
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