Der FC Barcelona hat einen gewaltigen Umbruch hinter sich. Nach Klubikone Lionel Messi hat auch Antoine Griezmann, den man erst im Sommer 2019 für 120 Millionen Euro geholt hat, die Katalanen verlassen. Per Leihe, sprich gratis oder für wenig Geld, zu seinem früheren Arbeitgeber Atlético Madrid, das eine Kaufoption, aber keine Kaufpflicht für den Franzosen besitzt.
Die Situation steht sinnbildlich für den Zustand des FC Barcelona. Der Transfer, für den der Verein vor zwei Jahren unter anderem einen Kredit von 35 Millionen Euro aufgenommen hat, bringt im besten Fall noch 40 Millionen Euro ein. Das Mindestminus würde im Verkaufsfall also 80 Millionen betragen. Immerhin fallen die rund 25 Millionen Jahresgehalt für den Franzosen nicht mehr länger ins Gewicht.
Die durch Corona verschärften Geldprobleme und die jüngst eingeführte Gehaltsobergrenze in der höchsten spanischen Liga, die direkt von den Klubeinnahmen abhängt, haben Barça nicht nur Lionel Messi verlieren, sondern den Traditionsklub auch zu einer deutlich weniger attraktiven Adresse im europäischen Spitzenfussball verkommen lassen.
In diesem Transferfenster waren die Katalanen unter anderem an Dani Olmo, Edinson Cavani, Pierre-Emerick Aubameyang und Alexandre Lacazette dran – doch keiner dieser Transfers kam zustande. Wie sehr Barcelona in den letzten zwei Jahren Federn lassen musste, zeigt sich an der Transferbilanz. Dass es so kommen würde, hat sich aber bereits in den Jahren zuvor abgezeichnet.
Finanziell war der diesjährige Transfersommer für den FC Barcelona ein erfolgreicher. Insbesondere der Verkauf von Emerson Royal an Tottenham (25 Millionen Euro) hat eingeschenkt. Davor hatte man den Brasilianer allerdings auch für 14 Millionen von Betis Sevilla zurückholen müssen.
Aus sportlicher Sicht überwiegen aber die Abgänge. Lionel Messi und Antoine Griezmann – zwei der grössten Namen im Fussball, die Barcelona verloren gehen. Auf der anderen Seite stehen da die vergleichsweise mageren Zuzüge von Sergio Agüero, Luuk de Jong und Eric Garcia. Statt Messi, Griezmann, Suarez heisst der Barça-Dreizack nun also Braithwaite, De Jong, Depay.
Die finanziellen Probleme des FC Barcelona begannen schon früher. Bereits letzten Sommer war man bemüht, durch Verkäufe von wichtigen Spielern auf dem Transfermarkt ein positives Ergebnis zu erzielen, was auch gelang.
Auch aus sportlicher Sicht begannen die Probleme schon damals. Der Abgang von Luis Suarez verärgerte Lionel Messi, während der Uruguayer mit seinem neuen Klub Atlético Madrid Meister wurde. Stattdessen holte man Miralem Pjanic, der seither in der spanischen Liga nur 19 Spiele machte und gänzlich ohne Torbeteiligung blieb.
Im Sommer 2019 wollte man von finanziellen Problemen bei Barcelona noch nichts wissen. Man gab für Antoine Griezmann und Frenkie de Jong zusammen mehr als 200 Millionen aus. Insgesamt betrugen die Gesamtausgaben (301 Millionen) fast doppelt so viel wie die Einnahmen (152.9 Millionen).
Während de Jong für Barcelona noch langfristig auf hohem Niveau spielen kann, wurde Griezmann bei Barcelona nie so richtig glücklich. Gestern wurde das Missverständnis beendet und der Franzose kehrte zu Atlético Madrid zurück. Goalie Neto kostete die Katalanen in dieser Saison 26 Millionen und er absolvierte bislang 19 Spiele.
Während die finanzielle Transferbilanz der Saison 2018/19 ausgeglichen ausfiel, war sie aus sportlicher Sicht nicht zufriedenstellend. Der teuerste Zugang, Malcolm (für 41 Millionen von Bordeaux), absolvierte gerade einmal 24 Spiele für Barça, ehe er ein Jahr darauf nach Russland verkauft wurde – immerhin mit nur einer Million Verlust.
Auch Arthur (31 Millionen von Gremio) performte nach seinem Wechsel zum FCB nicht wie erhofft. Verteidiger Clément Lenglet (35.9 Millionen von Sevilla) wollte die Barça-Führung diesen Sommer aktiv loswerden – allerdings ohne Erfolg.
Je einmal 135 Millionen Euro liess sich Barcelona im Sommer 2017 die Transfers von Philippe Coutinho und Ousmane Dembélé kosten. Die zwei Spieler alleine übertrafen damals die gesamten Transfereinnahmen des Klubs in diesem Jahr.
Sportlich hat sich diese Investition nicht gelohnt. Coutinho überzeugte im ersten halben Jahr bei Barcelona, enttäuschte danach aber immer mehr. 2019 wurde er an Bayern München ausgeliehen, doch auch der deutsche Rekordmeister wollte den Brasilianer nicht langfristig übernehmen. Auch diesen Sommer suchte Barça erfolglos nach einem Abnehmer für den Mittelfeldspieler.
Wenn Dembélé für Barcelona spielt, tut er das meist sehr gut. Doch der Franzose kämpfte in den letzten Jahren immer mit Verletzungen. 2019/20 verpasste er fast die ganze Saison mit Blessuren. Und in seiner Debütsaison in Spanien fehlte er rund die Hälfte aller Spiele.
Der FC Barcelona hat sich in den letzten Jahren auf dem Transfermarkt einige Fehleinkäufe geleistet. Teure Transfers, die entweder die Leistung nicht brachten oder nur deutlich weniger teuer weiterverkauft werden konnten, sorgten gemeinsam mit Monstergehältern dafür, dass die Katalanen nun kleinere Brötchen backen müssen. Der Exodus von Messi und Griezmann ist das Produkt des Missmanagements der letzten Jahre.
𝗙𝗥𝗢𝗠: Messi - Suarez - Griezmann
— Casumo Sports (@CasumoSports) September 1, 2021
𝗧𝗢: Braithwaite - De Jong - Depay
In just less than 12 months...🤯 #FCB pic.twitter.com/Vd8iJcHHap