Liam Millar lässt den Blick gar nicht mehr ab, während er um die Werbebande auf die Tartanbahn läuft. Sekundenlang starrt er in den Gästesektor. Kein Wunder, denn dort liegen die freudetrunkenen FCB-Fans übereinander. Der Grund ist Millars 3:2 gegen den Erzrivalen aus Zürich. Der Kanadier hatte seinen starken Auftritt in der 63. Minute mit einem Tor gekrönt und anschliessend mit dem ganzen Team vor den mitgereisten Fans gejubelt. «In diesem Moment dachte ich, wir gewinnen», sagt Millar später. Und der 21-Jährige, der im Sommer von der Reserve des FC Liverpool nach Basel kam, war kurz davor Matchwinner zu werden.
Doch nach Abpfiff ist auch Millar enttäuscht. «Herzzerbrechend» sei das Erlebte. «Wir treffen zum 4:2, wir jubeln minutenlang, dann zählt das Tor nicht und dann treffen sie noch zum Ausgleich», fasst Millar die unfassbaren Szenen in der Nachspielzeit trocken zusammen. «Das ist Fussball», sagt er und versprüht bei diesen Worten fast schon wieder die gleiche Freude am Spiel, die er schon zuvor auf dem Rasen gezeigt hatte.
Vorne wie hinten ist Millar an diesem Samstagabend im Letzigrund auffällig. Fast jeder gefährliche Angriff läuft über ihn und er ist sich auch nicht zu schade, in der Defensive Räume zuzulaufen und Bälle zurückzuerobern. «Wir müssen auf das Positive schauen. Wir haben gut gespielt und gezeigt, dass wir ein gutes Team sind, auch wenn wir unter der Woche gegen einen Drittligisten verloren haben», bilanziert Millar.
Ob dieses Spiel sein bestes im FCB-Trikot war, wird er gefragt. «Vielleicht», antwortet er mit einem Grinsen. Denn der Kanadier brauchte nach seinem Wechsel doch etwas Anlaufzeit. «Es war schwierig. Die neue Sprache, der andere Spielstil im Vergleich zur dritten englischen Liga, in der ich zuvor spielte. All das war anders und ich musste mich erst adaptieren», so Millar. Doch mittlerweile scheint er in Basel, wo er einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat, so richtig angekommen zu sein.
Doch mit regelmässigen Einsatzzeiten und Torbeteiligungen gibt sich Millar nicht zufrieden. «Ich habe mich in den letzten vier Monaten zwar gut entwickelt. Aber vor allem im letzten Drittel, beim letzten Pass, kann ich noch besser werden. Ich kam hier, um Titel zu gewinnen. Ich will ein Gewinner sein», sagt er und ergänzt, dass er als Fussballer die grossen Spiele machen will. Kurzfristig sind das Duelle wie jenes gegen den FCZ. Langfristig liebäugelt aber auch Millar mit der Champions League.