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In der «Süddeutschen Zeitung» (Wochenendausgabe) wirft Beckenbauer den DFB-Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch Niveaulosigkeit vor, weil beide via Fernsehen ein von ihm angebotenes persönliches Gespräch über die Vorwürfe in Zusammenhang mit der WM-Vergabe abgelehnt hätten. «Was ist denn das für ein Niveau?», zitierte die SZ den Präsidenten des damaligen WM-Organisationskomitees.
Rauball und Koch hatten Beckenbauer scharf gerügt, weil der im Zuge der WM-Vergabe einen Vertragsentwurf mit Ex-FIFA-Vizepräsident Jack Warner unterschrieben hatte. Rauball hatte das Dokument als «möglichen Bestechungsversuch» gewertet. Koch hatte Beckenbauer öffentlich aufgefordert, sich intensiver in die Aufklärung der Vorgänge einzubringen.
Der SZ sagte Beckenbauer nun, er habe Rauball und Koch daraufhin einen der Öffentlichkeit bisher unbekannten «persönlich-strikt vertraulichen» Brief geschrieben. Darin erklärte Beckenbauer: «Mir war immer wichtig, miteinander und nicht übereinander zu sprechen. Deshalb biete ich euch ein persönliches Gespräch an, zu dem ich jederzeit kurzfristig nach Frankfurt oder wohin auch immer reisen kann.»
«Ich werde», so fuhr Beckenbauer in dem Schreiben fort, «euch bei diesem Gespräch nach bestem Wissen und Gewissen Rede und Antwort stehen». Dieses Gespräch hätte «möglichst bald und unabhängig von einer weiteren Unterredung mit der Kanzlei Freshfields stattfinden» sollen.
Freshfields ist vom DFB als externe Ermittlerin mit der Aufklärung der Affäre beauftragt worden. Gegenüber Vertretern der Kanzlei hatte Beckenbauer bereits als Zeuge ausgesagt, bevor er den persönlichen Brief an Rauball und Koch schrieb. In dem Schreiben erklärte Beckenbauer weiter, er würde es «sehr begrüssen, wenn wir kurzfristig zusammenfinden könnten». Trotzdem sagten Koch und Rauball am Rande des Spiels der deutschen Nationalmannschaft in Paris in einem TV-Interview, sie hielten es für besser, wenn Beckenbauer zunächst nicht mit ihnen, sondern noch einmal mit Freshfields reden würde.
Rauball widersprach den Vorwürfen von Beckenbauer, sich in der Aufarbeitung der Affäre um die WM 2006 einem persönlichen Gespräch mit dem einstigen Bewerbungschef verschlossen zu haben. Er habe das Schreiben beantwortet «und gesagt, dass wir Franz Beckenbauer einen Terminvorschlag zukommen lassen werden». Dieser Brief sei an das Büro Beckenbauers gegangen. Rauball weiter: «Was ich machen werde, ist, Franz Beckenbauer anzurufen, um die Dinge auszuräumen. Ich denke, dass wir zusammenfinden werden.»
Zugleich kündigte der Präsident des Ligaverbandes an, dass der in der Affäre um die Heim-Weltmeisterschaft unter Druck geratene Beckenbauer in der nächsten Woche ein zweites Mal vor den externen DFB-Ermittlern der Wirtschaftskanzlei Freshfields aussagen werde.
Anfang November hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main Ermittlungen gegen Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach und dessen Vorgänger Theo Zwanziger wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall aufgenommen. Hintergrund ist der unklare Transfer von 6,7 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Vergabe der Fussball-WM 2006, der vom WM-Organisationskomitee an die FIFA geflossen sein soll. Die exakte Rolle, die Beckenbauer dabei gespielt hat, ist noch nicht aufgeklärt.
An eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner kann sich Beckenbauer nicht erinnern, wies aber einen Stimmenkauf entschieden zurück. «Ich habe immer alles einfach unterschrieben, ich habe sogar blanko unterschrieben. Ich war ja nicht nur für die WM unterwegs, ich habe ja etwas anderes auch noch zu tun gehabt. Ich war Präsident des FC Bayern», sagte Beckenbauer bei seiner ersten ausführlichen Stellungnahme seit Bekanntwerden der Affäre.
Das Abkommen mit Warner sei aber vor allem ein «Entwicklungshilfe-Paket mit Ticketing-Möglichkeit» gewesen. Es sei ohnehin klar gewesen, dass Warner bei der WM-Vergabe im Juli 2000 nicht für Deutschland stimmen werde. Auch bei der ominösen Geldzahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an die FIFA konnte sich Beckenbauer an die Details nicht erinnern. Man habe auch nicht nachgefragt, wohin das Geld bei der FIFA geflossen ist. (si/afp)