«Es sieht auf dem Papier einfach aus – aber so einfach ist es im Sport leider nicht», sagte Stephan Lichtsteiner in den Katakomben des St.Galler Stadions, das heute mit 16'400 Zuschauern ausverkauft sein wird. Sie hätten in dieser Qualifikation die Erfahrung gemacht, dass sie oft sehr gut gespielt, am Ende aber trotzdem noch Punkte verloren hätten. «Aus diesen Fehlern wollen wir lernen und den Sack zumachen.»
Nicht nur der Captain hob den Mahnfinger, auch Trainer Vladimir Petkovic erinnerte daran, dass die Ziellinie noch nicht erreicht ist. Der Druck sei gleich gross wie vor dem Heimspiel im Oktober gegen Irland. «Wir haben es in den eigenen Händen, aber wir dürfen uns keinen Fehltritt erlauben.»
Wie unangenehm die Georgier sein können, erfuhren die Schweizer zum Auftakt der Kampagne, als sie sich beim 2:0 in Tiflis eine Halbzeit lang schwer taten. Bei den beiden 0:0 zuletzt gegen Dänemark und Irland waren die Georgier spielerisch nicht schwächer als die vermeintlichen Favoriten. «Sie versuchen im Gegensatz zu anderen Teams ihrer Stärke mit gepflegtem Fussball hinten rauszuspielen», so Petkovic.
Die Rollen sind dennoch klar verteilt, auch wenn die Schweiz auf neun Spieler verzichten muss. «Beunruhigt bin ich deswegen nicht», sagte Lichtsteiner. Laut Petkovic biete die lange Absenzenliste auch Chancen, anderes zu versuchen. Bereits ein Remis reicht, um sich am Montag in Gibraltar aus eigener Kraft für die EM qualifizieren zu können. Der Anspruch von Trainer und Team ist aber ein anderer. «Wir wollen jedes Spiel gewinnen», sagte Petkovic. «Unsere Ambitionen sind unbegrenzt.»
Georgiens slowakischer Nationaltrainer Vladimir Weiss ist nicht zu beneiden. Wie Petkovic muss auch er auf eine Reihe von Spielern wegen Verletzungen verzichten. Doch bei den Georgiern ist die zweite Reihe bedeutend weniger gut bestückt. «Wir haben nicht 100 Spieler auf dem gleichen Level», sagte Weiss. «Wir haben Spieler im Kader von Mittelfeldklubs in Griechenland oder aus Kasachstan.»
Vor allem in der Offensive haben sich Lücken aufgetan. «Wir tun uns im Sturm schwer. Da müssen wir mehr Durchschlagskraft haben», so Weiss. Gegen die Amateure von Gibraltar schoss sein Team zwar sechs Tore (3:0, 3:2), doch in den fünf Partien gegen die Schweiz, Irland und Dänemark waren die Georgier nur einmal erfolgreich – beim 1:5 in Kopenhagen.
Das Spiel in St.Gallen ist für Georgien der zweitletzte Test, bevor für den Aussenseiter im kommenden März die zwei vielleicht wichtigsten Spiele der Verbandsgeschichte anstehen. Obwohl Georgien in der Gruppe D längst abgehängt ist, hat es dank dem Gruppensieg in der Nations League 2018 die Chance, sich über die Playoffs erstmals für eine Endrunde zu qualifizieren. (ram/sda)
Schweiz: Sommer (Mönchengladbach); Elvedi (Mönchengladbach), Akanji (Dortmund), Rodriguez (Milan); Lichtsteiner (Augsburg), Zakaria (Mönchengladbach), Xhaka (Arsenal), Benito (Bordeaux); Fernandes (Mainz), Sow (Frankfurt); Seferovic (Benfica).
Georgien: Loria (Anorthosis Famagusta/CYP); Kakabadse (Luzern), Kaschia (San José Earthquakes/USA), Grigalawa (Arsenal Tula/RUS), Chotscholawa (Schachtar Donezk); Kankawa (Tobol Kostanai/KAZ), Kiteischwili (Sturm Graz); Charaischwili (IFK Göteborg), Gwilja (Legia Warschau), Qasaischwili (San José Earthquakes/USA); Kwilitaia (Gent/BEL). (sda)