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Von der 8. Liga in die Premier League: Solche gewaltigen Transfersprünge sind extrem selten, aber nicht einmalig

Was für ein Sprung: Keshi Anderson darf neu in der Premier League ran.
Was für ein Sprung: Keshi Anderson darf neu in der Premier League ran.bild: twitter/guardian sport
Nach Crystal Palaces Mega-Transfer

Von der 8. Liga in die Premier League: Solche gewaltigen Transfersprünge sind extrem selten, aber nicht einmalig

Keshi Anderson kickt irgendwo in den halbprofessionellen Tiefen des englischen Fussballs. Dann schiesst er in einem Testspiel drei Tore – und erhält einen Premier-League-Vertrag. Diesen fünf Fussballern sind ähnlich überraschende Karrieresprünge gelungen.
06.02.2015, 13:3706.02.2015, 14:06
Tobias Wüst
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Solche Geschichten schreibt nur der Fussball: Für schlappe 250 Franken pro Monat spielte Anderson vergangene Woche noch für die Barton Rovers in der 8. englischen Liga. Dann gelingt ihm in einem Testspiel gegen Crystal Palace innerhalb von sechs Minuten ein Hattrick – und die Herren aus der obersten Liga nehmen den 19-Jährigen gleich mit.

Mit seinem Wechsel in die Premier League klettert Anderson auf einen Schlag durch die Ligen hindurch 154 Tabellenplätze nach oben und seinem Monatsgehalt werden wohl auch einige Nullen angehängt.

Hat er ein feines Näschen bewiesen? Crystal-Coach Alan Pardew hat Anderson in die Premier League gelotst.
Hat er ein feines Näschen bewiesen? Crystal-Coach Alan Pardew hat Anderson in die Premier League gelotst.Bild: ANDREW WINNING/REUTERS

Doch damit steht er nicht alleine da. Wir haben für euch die grössten Raketen-Karrieren zusammengestellt.

Marc Zellweger

In St.Gallen hat der mittlerweile 41-jährige Zellweger einen Heldenstatus inne. Ermöglicht hat ihm seine aussergewöhnliche Karriere ein Milchmann in Person seines Vaters. Bei seinen täglichen Lieferungen stellt Zellweger senior die Weichen zum ersten Transfer seines Sohnes vom FC Oberwinterthur zum FC Seuzach (2. Liga).

Kurze Zeit später wird die Karrierekurve des damaligen Stürmers noch steiler: Das vier Ligen höher klassierte St.Gallen wird 1994 auf Zellweger aufmerksam, holt den Winterthurer ins Espenmoos und funktioniert ihn zum Verteidiger um. Darauf folgen – mit einem kurzen Unterbruch – 15 Jahre Vereinstreue mit viel Herz, Kampf und Leidenschaft.

Eine Legende tritt ab: Zellweger wird nach seinem letzten Spiel für St.Gallen durch das Espenmoos getragen.
Eine Legende tritt ab: Zellweger wird nach seinem letzten Spiel für St.Gallen durch das Espenmoos getragen.Bild: KEYSTONE

Benjamin Huggel

Lange sieht es beim gelernten Landschaftsgärtner nach einer Karriere zwischen Blumen und Hecken und gelegentlich mal etwas Amateur-Fussball beim FC Münchenstein in der 3. Liga aus. Auch die kurze Ausleihe zu Ligakonkurrent Arlesheim (für eine Ablöse in der Höhe eines Matchballs) bringt nicht den gewünschten Erfolg.

Im Jahre 1998 darf der 21-jährige Mittelfeldracker dann auf Wunsch seines Trainers ein Probetraining beim FC Basel absolvieren. Anschliessend lassen die Bebbi sich viel Zeit mit der Antwort und Huggel schreibt die Chance bereits wieder ab. Doch plötzlich der erlösende Anruf, die rasche Vertragsunterzeichnung – und Huggel gehört dem Kader des fünf Ligen höher klassierten FC Basels an.

Das Beste von Beni Huggel in drei Minuten.video: youtube/thefcbmaster

Rickie Lambert

Der Engländer ist ein Spätzünder wie er im Buche steht. Lange dümpelt er in den unteren englischen Ligen herum, ehe er mit 24 Jahren von den Bristol Rovers gescoutet und verpflichtet wird. In der dritthöchsten englischen Liga etabliert sich der Stürmer bald als regelrechte Tormaschine.

 Es dauert aber weitere drei Jahre, bis die ganz Grossen in England auf Lambert aufmerksam werden. Im für Fussballverhältnisse hohen Alter von 27 Jahren wird der heutige elffache Nationalspieler 2009 nach Southampton geholt, wo er gleich zum Topskorer avanciert.

Lambert und sein phänomenaler Torriecher.video: youtube/fantasy football

Bebé

Der Portugiese spielt 2010 im Alter von 20 Jahren in der zweithöchsten portugiesischen Liga eine unauffällige Saison bei Estrela Amadora. Etwas überraschend für den Rechtsaussen kommt dann auch die Anfrage vom höher klassierten Guimaraes. Erfreut nimmt Bebé an und wechselt für rund 50'000 Franken. Doch ein Ligaspiel wird er für den neuen Verein nie bestreiten. Denn sein Glück katapultiert ihn nur fünf Wochen später in für unmöglich gehaltene Höhen: Manchester United holt den Youngster für gute zehn Millionen Franken (Guimaraes' Finanzchef reibt sich die Hände) in die Premier League holen.

Ein äusserst kurioser Transfer – der damalige Coach Sir Alex Ferguson gibt sogar zu, er habe Bebé zuvor noch nie spielen sehen. Er verpflichtet den Kicker einzig auf Empfehlung seines ehemaligen Assistenten Carlos Queiroz. Der Wechsel geht dann auch nicht als einer von Fergusons genialsten Schachzügen in die Geschichte ein, Bebé wird nach nur einer Saison wieder abgegeben.

Dieser Gesichtsausdruck spricht Bände: Bebé hat bei den Red Devils keine erfolgreiche Zeit durchlebt.
Dieser Gesichtsausdruck spricht Bände: Bebé hat bei den Red Devils keine erfolgreiche Zeit durchlebt.Bild: AP

Julio Tavares

«Julio hat sich nie wirklich für Fussball interessiert, Boule war immer seine Leidenschaft.» Diese Worte von seinem Bruder sind Programm für Tavares: In seiner Heimat Kap Verde hilft er zwar beim lokalen Klub Montréal la Cluse zweimal aus (als Torhüter und Stürmer) und schlägt auch zweimal ein, sein Interesse am Fussball wird allerdings (noch) nicht geweckt. 

Doch Tavares fällt Hervé Della Maggiore, dem Trainer des französischen Drittligisten Bourg-Péronnas, auf und will ihn zu sich ins Team holen. Nach zwei Jahren drängen gelingt ihm dies 2008. Auch in Frankreich kann der heute 26-Jährige sein Talent nicht verstecken. Bald schon klopft der FCO Dijon aus der Ligue 2 bei Tavares an. 2012 folgt der Wechsel, bis heute spielt Tavares beim derzeit Siebtplatzierten. 2013 läuft er für Kap Verde am Afrika Cup auf, auch in diesem Jahr nahm er mit seinem Land an der Kontinentalmeisterschaft teil.

Tavares am Afrika Cup im Trikot von Kap Verde.
Tavares am Afrika Cup im Trikot von Kap Verde.bild: twitter/dadine21
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