Das Fussball-Länderspiel zwischen Deutschland und Holland in Hannover ist abgesagt worden. «Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden», sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe im NDR. Man habe diese Warnung sehr ernst genommen. «Der entscheidende Hinweis hat uns etwa 15 Minuten nach der Öffnung der Stadiontore erreicht.»
Laut #dpa Hinweise auf Attentat mit islamistischem Hintergrund in #Hannover #GERNED
— Deutschlandfunk (@DLF) 17. November 2015
Nach Informationen der «Kreiszeitung» soll angeblich ein Rettungswagen mit Sprengstoff entdeckt worden sein. Dazu gäbe es keine Informationen, dementierte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius an einer Medienkonferenz.
An dieser nahm auch der deutsche Innenminister Thomas de Maizière Stellung. «Die Absage erfolgte aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung. Die Absage kam spät. Das liegt daran, dass die Verdichtung der Hinweise und die darauf folgende Abwägung nicht früher möglich war.»
«Was hätte passieren können? Was war der Gefährdungsgrund, weshalb Sie abgesagt haben? Wie war der zeitliche Ablauf? Ich verstehe diese Fragen. Aber verstehen Sie bitte, dass ich darauf keine Antwort geben möchte. Warum? Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern. Ein Teil dieser Antworten würde unser Verhalten in Zukunft erschweren. Ich bitte die deutsche Öffentlichkeit um einen Vertrauensvorschuss gegenüber den Behörden. Wir hatten gute Gründe, so zu entscheiden. Aber es hilft nicht weiter, die Einzelheiten so darzulegen, dass ihre verständliche Neugier befriedigt wird.»
Ihm als Bundesinnen- und Sportminister sei die Entscheidung nicht leicht gefallen, betonte de Maizière. Er könne aus taktischen Gründen nicht näher auf die Art der Hinweise eingehen. «Wir alle hatten uns auf das Spiel gefreut. Es war eine besondere Geste auch des Fussballs. Umso bitterer ist eine solche Entscheidung und umso schwerer ist sie uns gefallen. Aber in solch einer Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang. Und diesem Zweifel sind wir heute deswegen gefolgt.»
«Die Menschen machen sich sehr gesittet, sehr geordnet auf den Heimweg», berichtete n-tv-Reporter Alexander Oetker unmittelbar nach der Absage, «wir sind hier weit von einer Panik entfernt.» Die Deutsche Nationalmannschaft war zum Zeitpunkt der Absage noch nicht im Stadion. Sie befinde sich an einem sicheren Ort, wurde mitgeteilt.
Festnahmen gab es bislang keine. Man habe bislang auch keinen Sprengstoff gefunden, sagte Niedersachsens Innenminister Pistorius.
Man wordt onder schot gehouden, 1 km van stadion #Hannover pic.twitter.com/CMROCwzAp9
— Jeroen Grueter (@Jeroen_Grueter) 17. November 2015
Die Polizei nannte zunächst keine Gründe, die zur Absage führten. Nach Informationen von «Spiegel Online» wurde am Stadion ein den Behörden bekannter sogenannter Gefährder gesichtet. Daraufhin habe der Niedersächsische Innenminister Boris Pistorius die Notbremse gezogen.
Der NDR zitierte Polizeipräsident Volker Kluwe. Dieser sprach von einer «konkreten Gefahrenlage für ganz Hannover. Es gab ernsthafte Planungen, etwas zur Explosion zu bringen.»
Der Nachrichtenagentur Sport-Informations-Dienst sagte Hannovers Bürgermeister Stefan Schostok: «Sicherheit geht immer vor. Es ist eine Befürchtung, die man immer hat. Ich vertraue der Polizei, dass sie hier die richtige Entscheidung getroffen hat. Wenn eine Gefährdungslage vorliegt, dann müssen solche Schritte eingeleitet werden.»
Durchsage der Polizei: "Das Spiel wurde aufgrund einer konkreten Gefährdungslage abgesagt. Wir bitten Sie, sich vom Stadion zu entfernen."
— Thorsten Mesch (@Maramesch) 17. November 2015
Eine Stunde vor der Absage hatte die Polizei wegen des Fundes eines verdächtigen Gegenstandes einen Bereich vor dem Stadion abgesperrt. Nach eingehender Kontrolle wurde jedoch Entwarnung gegeben.
Der Beginn der Partie war auf 20.45 Uhr geplant. Auch der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel war vorgesehen. Nach den Anschlägen von Paris war der Partie in Hannover auch symbolische Bedeutung zugekommen: Die Anschläge ereigneten sich während eines deutsch-französischen Länderspiels in Paris. Vor der Partie sollte deshalb in Hannover auch die französische Nationalhymne «La Marseilleise» abgespielt werden.
Spiel #GERNED abgesagt. Zuschauer werden nach Hause geschickt. 1:0 für den #Terror #hdiarenahannover #hannover pic.twitter.com/MshxaacnO4
— Matze Koch (@MatzeKoch) 17. November 2015
Zuvor war bereits ein Testspiel in Brüssel zwischen Belgien und Spanien abgesagt worden. Der belgische Fussballverband entschied sich dazu aufgrund einer Empfehlung der nationalen Behörden und in Absprache mit der spanischen Nationalmannschaft.