«Was die Truppe abgeliefert hat, ist nicht in Worte zu fassen.» Lukas Kwasniok hatte Mühe, zu begreifen, was er gerade erlebt hatte. Der Trainer des 1. FC Saarbrücken steht mit seinem Team im Halbfinal des DFB-Pokals.
Herausragende Figur beim 7:6-Sieg nach Elfmeterschiessen über Bundesligist Fortuna Düsseldorf war Daniel Batz. Von der Leistung des 29-jährigen Torhüters werden sie tief im Südwesten Deutschlands, wo Paris näher ist als Berlin, wohl noch in Jahrzehnten schwärmen. Wobei die deutsche Hauptstadt nun natürlich das ganz grosse Ziel ist: Im Olympiastadion findet der Pokalfinal statt.
Während sich alle Zuschauer einig waren, dass Saarbrückens historischer Coup erst dank der Glanzleistung des Keepers möglich wurde, spielte dieser seinen Anteil am Weiterkommen herunter. «Meine Leistung müssen andere beurteilen», sagte Batz. «Ich versuche, alles, was auf das Tor kommt, zu halten. Dass es heute so geklappt hat, war natürlich toll für uns alle.»
Bis in die 90. Minute führte der Underdog dank Igel-Taktik und einem gelungenen Konter mit 1:0. Auch deshalb, weil Goalie Batz einen Penalty von Rouwen Hennings in der 83. Minute parierte. Als die Sensation schon zum Greifen nah war, glich die Fortuna doch noch aus und erzwang eine Verlängerung.
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Das sei ein herber Dämpfer gewesen, blickte Batz nach der gelungenen Sensation zurück. «Wir haben alles wegverteidigt, so gut es geht, dann kriegen wir so ein Tor.» Aber ganz im Stil des Torwart-Titans Oliver Kahn richtete der routinierte Batz seine Mitspieler umgehend wieder auf. «Ich habe den Jungs gesagt, es geht immer weiter. Wir sind in der Verlängerung, da hätte uns keiner hingedacht gegen einen Bundesligisten. Ich habe allen gesagt: Der Kopf schlägt den Körper. Das haben die Jungs überragend gemacht.»
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Das Prädikat «überragend» traf an diesem Abend im Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen – ausgerechnet jetzt wird das Ludwigsparkstadion renoviert – indes vor allem auch auf Batz zu. Denn der abgewehrte Penalty in der regulären Spielzeit war nur sein erster grosser Streich.
Batz parierte insgesamt nicht weniger als fünf Penaltys, zwei Mal hätte Düsseldorf mit einem erfolgreichen Versuch den Sack zumachen können. Ein Spiel fürs Geschichtsbuch von einem Torhüter, der vor bald acht Jahren sein einziges Bundesliga-Spiel absolviert hatte und damals mit dem SC Freiburg in Dortmund 0:4 unterging.
Noch nie zuvor in der 85-jährigen Geschichte des DFB-Pokals hatte es ein Viertligist bis in die Halbfinals geschafft. Und selbstverständlich träumt Saarbrücken nun von noch mehr: vom Final und vom Pokal. «Berlin ist nur noch einen Schritt entfernt, ein Spiel noch», sagte Goalie Batz und betonte: «Man hat heute gesehen, was in einem Spiel alles möglich ist.»
Batz liess mit seinen Paraden auch vergessen, dass Stephan Andrist im Penaltyschiessen die Nerven versagten. Der 32-jährige Schweizer gab nach Monaten ohne Klub und Spielpraxis sein Debüt für Saarbrücken.
Wer Saarbrückens Gegner sein wird, erfährt das Team am Sonntag bei der Auslosung. Sicher im Lostopf wird sich der FC Bayern München befinden, der gestern auf Schalke (zu knapp) 1:0 siegte. Die anderen beiden Viertelfinals finden heute statt: Leverkusen empfängt Union Berlin, Eintracht Frankfurt bekommt es mit Werder Bremen zu tun.
Sicher ist aber schon jetzt, dass der Siegeszug des 1. FC Saarbrücken in dieser Saison die grosse Geschichte des DFB-Pokals ist. Der kleine Klub aus dem Saarland erinnert mit seinen Erfolgen daran, dass der Cup immer noch der schönste aller Wettbewerbe sein kann. Ein Spiel, in dem alles möglich ist, in einem kleinen Stadion unter Flutlicht – und der Traum von der ganz grossen Sensation.