Die Europa League hat sich zu einem hübschen Produkt gemausert. Spätestens seit der europäische Verband 2009 den Uefa-Cup mit einem neuen Format in die Europa League überführt hat, ist aus dem «Cup der Verlierer» (Franz Beckenbauer, 1995) ein ganz ansehnlicher, vielleicht sogar superber Wettbewerb geworden.
Gewiss, der Goldesel Champions League überstrahlt noch immer alles im Klubfussball. Aber die Europa League hat längst ihre Nische gefunden und ist mit ihrem speziellen Charme – sie ist bescheidener und weniger elitär – manchem Fussballfreund sympathischer als die aufgetakelte Königsklasse.
Zu bieten hat sie gleichwohl einiges. Man braucht sich nur einmal das Line-up dieser Spielzeit anzuschauen. Manchester United, Arsenal, Lazio, die Roma, Mönchengladbach, Frankfurt und Sevilla sind keine Laufkundschaft. Da ist es schon ein grosser Wermutstropfen, dass das Schweizer Fernsehen pro Runde nur ein Spiel live zeigen und nicht einmal frei auswählen kann. So ist heute die Partie Kopenhagen – Lugano statt des Knüllers Porto – YB zu sehen.
Gerade was YB betrifft, ist die Europa League gewiss kein «Cup der Verlierer». Die Berner haben nämlich in dieser Saison in drei Wettbewerben noch nie verloren und sind in den Champions-League-Playoffs gegen Roter Stern mit zwei Unentschieden sehr unglücklich ausgeschieden.
Ein kleiner Trost: Die Europa-League-Gruppe mit YB könnte genauso gut eine in der Königsklasse sein. Mit Porto, den Glasgow Rangers, Feyenoord Rotterdam und YB kommt eine geballte Tradition zusammen. Dass sich die Fans darüber freuen, beweist der Ticketverkauf. 23 000 Packages sind abgesetzt.
Das erste Spiel in Porto dürfte das schwierigste sein. Und für Aussenverteidiger Saidy Janko das speziellste, wurde er doch vom FC Porto an YB ausgeliehen. «Das ist ein europäischer Topklub», sagt der frühere Schweizer U-21-Internationale, «aber ich freue mich extrem darauf.»
Porto wird für YB eine Nummer zu gross sein. Doch die Berner sind stärker als die Glasgow Rangers sowie Feyenoord und werden Zweite.
Der FCB hat in der Champions League oft entzückt und für unvergessliche Abende gerade im St.-Jakob-Park gesorgt. Am weitesten vorgestossen ist er aber in der Europa League, als er 2013 unter Trainer Murat Yakin im Viertelfinal Tottenham Hotspur aus dem Wettbewerb warf und erst im Halbfinal am FC Chelsea scheiterte. Das war einer der grössten Erfolge des Schweizer Klubfussballs überhaupt.
Jetzt bekommen es die Basler mit Krasnodar, Getafe und Trabzonspor zu tun. Sportchef Ruedi Zbinden spricht von einer Gruppe, in der alles möglich sei. «Wenn wir eine Chance aufs Weiterkommen haben wollen, müssen wir in den Heimspielen punkten. Ich hoffe, wir können gegen Krasnodar für eine Stimmung wie beim Sieg gegen Eindhoven sorgen.» Zbinden betrachtet die Europa League auch als Plattform für die FCB-Profis, um sich für interessante Transfers zu empfehlen.
Nach einem harten Kampf bis zum letzten Spieltag wird der FC Basel hinter Getafe, aber vor Krasnodar und Trabzonspor Gruppenzweiter.
Zum zweiten Mal nach 2017 hat sich der FC Lugano für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. «Darauf sind wir stolz», sagt Verteidiger Fabio Daprelà. Vor zwei Jahren schlugen sich die Tessiner gegen Hapoel Beer Sheva, Steaua Bukarest und Viktoria Pilsen mit drei Siegen gut und verpassten das Weiterkommen nur um einen Punkt.
Jetzt sind die Gegner mit dem FC Kopenhagen, Dynamo Kiew und Malmö FF vielleicht sogar noch eine Spur stärker einzuschätzen. «Wir sind Aussenseiter und wollen eine gute Figur machen», sagt Daprelà. «Wir freuen uns auf diese Spiele.»
Der 28-Jährige räumt aber ein, dass es ein Nachteil sei, die Partien wegen des nicht europacuptauglichen Cornaredo in St. Gallen auszutragen. «Die Reiserei wird Substanz kosten. Aber vielleicht helfen gute Resultate in der Europa League, um in der Super League wieder in die Spur zu finden», hofft Daprelà.
Der FC Lugano wird besser spielen als in der Super League, aber für mehr als Platz 3 hinter Kopenhagen und Dynamo Kiew reicht es nicht