«Gewinnen ist gut, aber gegen Argentinien gewinnen ist viel besser», sagt Galvao Bueno, der berühmteste brasilianische Sport-Reporter. Keine andere Rivalität zwischen Nationalmannschaften ist so gross wie jene zwischen Brasilien und Argentinien. «Für mich ist das der Grösste aller Klassiker. Es sind zwei Giganten mit einer grossartigen Geschichte», versichert der brasilianische Stürmer Gabriel Jesus.
🇧🇷 Brazil vs. Argentina 🇦🇷
— B/R Football (@brfootball) 29. Juni 2019
A clash of titans ⚔️ pic.twitter.com/tbN8yg6H32
Der anstehende Match hat noch eine zusätzliche Bedeutung, weil beide Teams einiges gutzumachen haben. Auf der einen Seite die «Seleção», die noch vom 1:7 gegen Deutschland im Halbfinal ihrer Heim-WM 2014 traumatisiert ist. Und auf der anderen Seite die «Albiceleste», die seit 1993 auf einen bedeutenden Titel wartet. Die Partie findet ausgerechnet in Belo Horizonte statt, wo Brasilien vor fünf Jahren gegen Deutschland so dramatisch unterging.
Brasilien geht als Favorit in den Halbfinal, auch wenn mit Neymar der grösste Star fehlt. Bei den Argentiniern ist mit Lionel Messi der Ausnahmekönner zwar da, zeigte sich aber bislang nicht von seiner besten Seite. «Es ist schwierig zu sagen, wer der Favorit ist. Bei dieser Copa America kann jeder jeden schlagen», betonte Messi nach dem Viertelfinal-Sieg seiner Mannschaft gegen Venezuela.
«Wir haben Respekt vor ihnen, wir wissen, was Brasilien repräsentiert», fuhr Messi fort. «Sie haben sich nur mit viel Mühe qualifiziert, aber sie haben die Spieler, um für die Differenz zu sorgen.» Während es bei der WM vor einem Jahr Spannungen zwischen dem damaligen Teamchef Jorge Sampaoli und Führungsspielern wie Messi gegeben hat, würde man mit dem derzeitigen Trainer Lionel Scaloni vereint zusammenarbeiten, erzählte Messi. Der Coach habe menschlich eine feine Truppe zusammengestellt. Messi: «Wir haben ein Ziel und arbeiten Hand in Hand.»
Ein Grund für Messis Schwierigkeiten ist der Rasen. Und so schob der Captain, der mit der nach grossen Titeln schmachtenden Seleccion endlich sein fussballerisches Lebenswerk vollenden will, der Selbstkritik harte Worte an die Organisatoren nach: «Die Spielfelder sind eine Schande.» Und weiter im Klartext: «Der Ball kommt einem wie ein Hase vor, er springt auf dem Platz irgendwohin weg.»
Ausgerechnet ein Brasilianer nimmt Messi in Schutz: «Der Fussball bei der Copa America ist langsamer als in Spanien, auch wegen des Rasens. Deswegen kann Messi nicht so direkt und schnell agieren wie bei Barça. Und es gibt hier viel mehr Körperkontakt. Es wird hier härter, häufiger und boshafter zugelangt», erklärte Julio Baptista, der 2004 und 2007 mit der «Seleção» die Copa gewonnen hatte.
Auch bei Brasilien läuft nicht alles rund. Der Gastgeber hat in vier Spielen zwar noch kein Tor kassiert, sicherte sich den Halbfinal-Einzug gegen Paraguay allerdings erst nach Penaltyschiessen. 2011 und 2015 scheiterten die Brasilianer bei der Copa jeweils an Paraguay.
Ohnehin ist die Copa America nicht der Lieblingswettbewerb Brasiliens. Der fünffache Weltmeister hinkt im Palmarès der Copa America dem Erzrivalen hinterher. Argentinien, der Weltmeister von 1978 und 1986, gewann die Südamerika-Meisterschaft 14 Mal, Brasilien nur achtmal. Zuletzt konnte Brasilien allerdings zweimal bei der Copa Argentinien im Final schlagen: 2004 und 2007.
Nur Messi und Dani Alves, die aktuellen Captains der beiden Mannschaften, waren 2007, beim letzten Aufeinandertreffen in einem grossen Turiner, dabei. Das letzte offizielle Spiel fand im November 2016 statt. In Belo Horizonte setzten sich die Brasilianer im Rahmen der Qualifikation für die WM 2018 mit 3:0 durch. Es war eines der besten Spiele unter Nationaltrainer Tite und auch eine erste Versöhnung mit Belo Horizonte. (pre/sda)