Der 1879 gegründete FC Fulham ist einer der traditionsreichsten englischen Fussballklubs. Zwar wurden die «Cottagers» noch nie englischer Meister, doch ab Anfang der 2000er-Jahre waren sie bis zum Abstieg 2014 fester Bestandteil der Premier League.
Nach vier Jahren der Zweitklassigkeit stieg der «FFC» im letzten Sommer endlich wieder auf, doch nach nur einer Saison geht es wieder runter. Bereits fünf Runden vor Schluss standen die Londoner als zweiter Absteiger nach Huddersfield fest.
Dabei hatte Fulham im Sommer kräftig investiert. Für 112 Millionen Euro holte der Europa-League-Finalist von 2010 neues Spielermaterial – talentierte Fussballer aus ganz Europa. Mit Liverpool (182 Millionen), Chelsea (210 Millionen) und Leicester City (114 Millionen) gaben nur drei Liga-Konkurrenten noch mehr Geld für Transfers aus.
Dank der Aufstiegsprämie von 105 Millionen Euro waren diese Investitionen kein Problem, doch das Teamgefüge wurde durch die 12 Sommer-Neuzugänge vollkommen durchgerüttelt. Beim Premier-League-Saisonauftakt im August gegen Crystal Palace (0:2) spielten nur noch drei Aufstiegshelden von Beginn an, die knapp drei Monate zuvor auch beim 1:0-Sieg im grossen Championship-Finale im Wembley Ende Mai gegen Aston Villa auf dem Platz standen. Ansonsten kamen fast ausschliesslich die Neuen zum Zug.
Das Problem: Von den neuen Hoffnungsträgern schlug kaum einer ein. Mit Ausnahme von André Schürrle (25 Spiele/6 Tore) und Aleksandar Mitrovic (34 Spiele/10 Tore) floppten gar die meisten. Vor allem die mit viel Vorschusslorbeeren aus der Ligue 1 gekommenen Jean Michaël Seri und André Zambo Anguissa konnten sich nicht ans rauere und vor allem schnellere Spielklima auf der Insel anpassen und enttäuschten auf ganzer Linie.
Hinzu kam, dass der 18-jährige Shooting-Star Ryan Sessegnon, der mit 16 Toren grossen Anteil am Aufstieg hatte, im neu zusammengestellten Team plötzlich unter Ladehemmungen litt. Magere zwei Tore hat der englische U21-Nationalspieler in seiner ersten Premier-League-Saison erzielt.
«Dem Klub war nicht bewusst genug, dass der Umbruch Zeit benötigt und nicht direkt Erfolg verspricht», sagte Schürrle bereits im Dezember, als Fulham mit nur zwei Siegen aus 17 Spielen bereits am Tabellenende herumdümpelte. Und so lief es bei Fulham, wie es so oft läuft, wenn der Erfolg ausbleibt: Grosse Unruhe, zwei neue Trainer und weitere Schnellschüsse auf dem Transfermarkt. Doch auch die Zuzüge der gestandenen Profis Ryan Babel, Havard Nordtveit und Lazar Markovic brachten Fulham nicht die erhofften Impulse. Und so müssen die «Cottagers» nach nur einer Saison im Oberhaus wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Dank der «Parachute Payments» («Fallschirmzahlungen») ist der Abstieg zumindest finanziell kein absolutes Desaster. Dieses auf der Insel umstrittene Modell sieht vor, dass die Absteiger während der ersten drei Jahre nach dem Abstieg finanzielle Unterstützung von der Liga erhalten, um den Sturz aus der reichsten Liga der Welt abzufedern. In der ersten Saison sind es 45 Millionen Euro, in der zweiten 28,5 Millionen Euro und danach 23 Millionen Euro.
So soll verhindert werden, dass nach dem Abstieg der grosse Exodus von Spielern beginnt. Das funktioniert allerdings nur bei homogen gewachsenen Teams, wild zusammengewürfelte Teams fallen nicht selten komplett auseinander. Das droht nun auch Fulham, denn die Neuzugänge Mitrovic, Seri, Schürrle, Anguissa, Mawson oder Chambers werden den Weg in die Zweitklassigkeit kaum mitgehen. Und so steht den «Lily Whites» der nächste komplette Umbruch bevor. Dieses Mal unfreiwillig und mit nicht mehr ganz so gefüllter Kriegskasse.
Absolutely gutted.... this club deserves to be in the Premier League and I’m sorry we’ve not been able to achieve this! Thank you to all the fans that have been on this journey with us and supported us all the way through ⚫️⚪️ #FFC pic.twitter.com/T8lukkyUGm
— Calum Chambers (@CalumChambers95) 3. April 2019
Das Fulham dieser Saison wird für alle neuen Premier-League-Aufsteiger ein Mahnmal bleiben. Die «Cottagers» zeigten eindrücklich, dass Erfolg nicht einfach eingekauft werden kann, sondern dass es finanziell und spielerisch einen klaren Plan und dazu akribische Arbeit an den Details braucht, um in der ausgeglichensten Topliga der Welt bestehen zu können. Am Ende vielleicht auch noch ein bisschen Glück, doch nicht einmal das hatte Fulham.
Man darf gespannt sein, wie die Mannschaft sich in der Championship schlägt. In der Vergangenheit hatten die Absteiger immer sehr viel Mühe wieder um den Aufstieg mitzuspielen...