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Interview

Breel Embolo über Kamerun, Goaliequalitäten und seine Zukunft: «Ich habe eine klare Idee»

Breel Embolo kann mit der Nati wieder voll mittrainieren.
Breel Embolo kann mit der Nati wieder voll mittrainieren.
Bild: EPA/KEYSTONE
Interview

Breel Embolo über Kamerun, Liebesglück und seine Zukunft: «Ich habe eine klare Idee»

Breel Embolo spricht über seinen bevorstehenden Wechsel nach Deutschland, Goaliequalitäten, sein Liebesglück und seine Heimat Kamerun, die er einmal pro Jahr aufsucht.
03.06.2016, 09:0303.06.2016, 09:40
etienne wuillemin / Aargauer Zeitung
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Die Schweiz macht sich Sorgen um Ihre Gesundheit. Können Sie trotz Knie-Verletzung an der EM spielen?
Breel Embolo: Ja. Ich kann wieder normal mittrainieren. Schmerzlos. Es war mir auch wichtig, keine Medikamente zu nehmen oder sonst irgendwie etwas zu forcieren. Dafür ist mir die Gesundheit zu wichtig. Meine Karriere soll noch lange dauern. Ich könnte schon gegen Moldawien wieder spielen.

Wie haben Sie die Entzündung an der Patella-Sehne in den Griff gekriegt?
Mit regelmässiger Therapie. Und einer Eigenblut-Spritze. Das Blut wurde mir im Arm abgenommen und im Knie wieder eingesetzt. Die roten Blutkörperchen haben gute Arbeit geleistet. Die Heilung ist rascher erfolgt, als ich gedacht hatte.

Embolos rechtes Knie ist wieder voll belastbar – wenn auch mit Stütze.
Embolos rechtes Knie ist wieder voll belastbar – wenn auch mit Stütze.
Bild: freshfocus

Ein Arzt hat erwähnt, dass Ihre Leiden chronisch sein könnten. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Nein. Weil ich jetzt weiss, wie ich damit umgehen muss. Der Fehler war, dass ich in den letzten zwei Monaten – als ich eigentlich keine Schmerzen verspürte – die Therapie vernachlässigte. Das wird mir nicht nochmals passieren.

Wie würden Sie Ihren Stellenwert im Nationalteam beschreiben?
Ganz einfach: Ich bin der Jüngste im Team.

Und trotzdem sind Sie bereits einer der grössten Hoffnungsträger dieses Nationalteams. Ist das eher Freude oder Last?
Darauf darf ich schon ein bisschen stolz sein. Ich habe mir diese Hoffnungen in mich erarbeitet. Diese Erwartungen will ich nun auch erfüllen – oder übertreffen. Ich bin einer, der sich viel vornimmt. Ich bin nicht gerne nur Mitläufer. Aber ich weiss auch, dass ich im Nationalteam noch nicht wahnsinnig viele Spiele und Tore auf meinem Konto habe.

Bei der WM 2014 in Brasilien waren Sie 17 Jahre jung. Wie haben Sie den legendären Achtelfinal gegen Argentinien erlebt?
Im Trainingslager mit dem FC Basel. Wir haben das Spiel vor dem Fernseher erlebt. Ein Grüppchen Schweizer zusammen mit einem Grüppchen Argentinier um Matias Delgado und Gaston Sauro. Sie konnten kaum glauben, wie stark die Schweiz war. Eigentlich dachten sie ja, es werde ein lockeres 2:0 oder 3:0. Am Ende mussten sie auf ihrem Sofa zittern. Schön, dass es so spannend war. Und ich dachte damals: Vielleicht kann ich ja irgendwann auch einmal an einem grossen Turnier mitspielen.

Die entscheidende Szene im WM-Achtelfinal gegen Argentinien: Der Kopfball von Blerim Dzemaili in der Verlängerung klatscht an den Pfosten.
Die entscheidende Szene im WM-Achtelfinal gegen Argentinien: Der Kopfball von Blerim Dzemaili in der Verlängerung klatscht an den Pfosten.
Bild: EDDIE KEOGH/REUTERS

Sie haben Ihre Wurzeln in Yaoundé. Was können die Schweizer von der Mentalität Kameruns lernen?
Die Lockerheit! Man sollte zwar keine pauschalen Vergleiche anstellen. Aber vieles ist lockerer. Jeder kennt jeden. Es kommt vor, dass man Leuten in einer Bar etwas zu trinken bezahlt, die man überhaupt nicht kennt. Jeder teilt seine Freude mit jedem. Wer in Kamerun am Freitag eine Million gewinnt, hat vielleicht bis zum Ende des Wochenendes nicht mehr allzu viel übrig, weil er alles verteilt (lacht).

Jetzt auf

Die Schweizer sind da eher zurückhaltender.
Zurückhaltend, ja, manchmal auch verspannt und etwas gar seriös und oft gestresst. Aber das heisst nicht, dass die Schweiz schlechter ist. Anders eben.

Wie halten Sie heute den Kontakt in Ihr Heimatland aufrecht?
Ich versuche, einmal pro Jahr nach Kamerun zu reisen. Manchmal im Sommer. Manchmal im Winter. Dieses Jahr war ich im Januar zehn Tage dort. Es tut unheimlich gut, dort die Batterien aufzuladen. Ich geniesse es, frei rumlaufen zu können. Es dauert, bis ich erkannt werde. Der Abschied fällt mir jeweils sehr schwer. Ich sehe, dass meine Familie Tränen in den Augen hat, weil sie nicht wissen, wann ich das nächste Mal wiederkomme.

Könnten Sie sich vorstellen, in Kamerun zu leben?
Weniger. Ich brauche jeweils fünf Tage, um den Rhythmus von Kamerun zu finden. Und wenn ich dann wieder zurück bin, ist es schon schön, zu wissen, dass der Bus wirklich um 15 nach fährt, wenn auf der Tafel steht, er fährt um 15 nach. Sagen wir es so: Wenn ich in Kamerun bin, vermisse ich die Schweiz. Und wenn ich in der Schweiz bin, vermisse ich Kamerun. Das Leben ist schon ganz anders. Stellen Sie sich in der Schweiz Taxis vor mit sieben Leuten drin – das ginge nie. Meine Mutter macht sich deswegen auch manchmal etwas Sorgen. Ich bin da lockerer, auch mal für so einen Spass zu haben. Und sonst habe ich immer noch meinen Onkel, der für mich schaut in Yaoundé – auch wenn er erst 27 ist (lacht).

Die Schweizer Nati beim Bootsausflug auf dem Lago di Lugano

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Die Schweizer Nati beim Bootsausflug auf dem Lago di Lugano
Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön! Neun Tage vor dem EM-Start gegen Albanien entspannt die Schweizer Nationalmannschaft auf dem Lago di Lugano bei einer Bootsfahrt.
quelle: keystone / jean-christophe bott
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Erzählen Sie etwas über Ihre Familie in Kamerun!
Wir unternehmen viel mit unserem Grossvater. Er ist der einzige, der noch lebt aus der älteren Generation. Er ist unser König. Natürlich verbringe ich auch viel Zeit mit meinen zwei Halbbrüdern und der Halbschwester. Sie sind zwischen vier und zehn Jahre alt. Die Mädchen sind manchmal ein wenig eifersüchtig auf mich, den Grossen (lacht). Der Kontakt mit meinem Vater ist mir auch sehr wichtig. In Kamerun ist es üblich, dass der Familienzusammenhalt auch nach einer Trennung genau gleich gross ist.

Wann haben sich Ihre Eltern getrennt?
Uff, Sie fragen Sachen (lacht). So genau habe ich mit meinen Eltern nicht darüber geredet. Ich bin da nicht so ‹gwundrig›. Das ist wahrscheinlich ein Thema, das meine Schwestern mehr interessiert. Vielleicht liegt das auch daran, dass Frauen ein wenig emotionaler veranlagt sind als wir Männer.

Apropos Frauen: Haben Sie eine Freundin?
Ja, ich bin seit einiger Zeit glücklich vergeben.

Wissen Sie schon, wie es in der Zukunft fussballerisch weitergeht?
Ich habe eine klare Idee, bin mir aber noch nicht 150 Prozent sicher.

Granit Xhaka hat nach seinem Transfer zu Arsenal gesagt, er sei froh, nun mit freien Gedanken an die EM reisen zu können. Wie ist das bei Ihnen?
Er hat schon Recht. Auch wenn wir jung und unbeschwert sind, die ständigen Gespräche haben schon einen Einfluss auf die Gedanken im Hier und Jetzt. Aber unter Druck setzen lassen will ich mich auch nicht.

In welche Richtung tendieren Sie?
Ich glaube, die Bundesliga könnte der richtige Schritt für mich sein. England ist zwar die Liga meiner Bubenträume. Doch dafür bin ich im Moment noch ... (überlegt), nicht zu jung – aber ich bin einer, dem schnell einmal langweilig wird, was soll ich dann mit 24 oder 25 anstreben, wenn ich jetzt schon nach England gehe?

Der Auftritt mit dem Meisterpokal dürfte für Embolo der vorerst letzte für den FCB gewesen sein.
Der Auftritt mit dem Meisterpokal dürfte für Embolo der vorerst letzte für den FCB gewesen sein.
Bild: freshfocus

Wie sind Sie eigentlich zum Fussball gekommen?
Wir haben in der Schule viel gekickt auf dem Pausenplatz. Mir fiel auf, dass einer meiner Kollegen immer am Dienstag und Donnerstag fehlte – weil er im Fussballklub war. Er fragte mich, ob ich mich nicht anschliessen wolle. Also ging ich nach Hause und besprach es mit meiner Mutter.

Wie reagierte sie?
Ich durfte zum Probetraining. Rasch war klar: Sie ist froh, dass ich an der frischen Luft bin und Sport mache. Und dass ich am Abend müde bin und gut schlafe.

Haben Sie noch Kontakt zu jenem Kollegen, der Sie zum Fussball brachte?
Er ging mit 15 nach Spanien, nach Malaga, wenn ich mich richtig erinnere. Manche andere Jungs aus unserer Fussballer-Clique von damals sehe ich heute noch, auch wenn sich die Wege zwischendurch trennten.

Angefangen haben Sie Ihre Karriere als Torhüter. Warum?
Ich war ein super Torhüter, habe alles gefischt (lacht). Ich war eben ein ruhiger Typ, dachte mir: Im Tor kann ich nicht viel falsch machen. Das gefiel mir. Irgendwann bei den F-Junioren wechselte der Trainer alle Positionen ein bisschen. Ich habe dann draussen einen guten Eindruck hinterlassen – und erhielt «Torhüter-Verbot» vom Trainer. Er sagte: «Du hast alles, was es braucht, um uns zum Sieg zu schiessen.»

Fiele Yann Sommer aus, würde Breel Embolo als Ersatz bereitstehen. 
Fiele Yann Sommer aus, würde Breel Embolo als Ersatz bereitstehen. 
Bild: KEYSTONE

Wären Sie auch als Torhüter so gut geworden?
Klar! Die Leute unterschätzen meine Sprungkraft. Mit mir im Tor haben wir immer mindestens 0:0 gespielt (lacht).

Wenn es eine Szene gäbe, in welcher der Torhüter ihres Teams die rote Karte erhält und der Trainer schon drei Mal gewechselt hätte ...
... würde ich sofort hinrennen und fragen, ob ich ins Tor darf. Aber ich befürchte, meine Mitspieler und der Trainer würden mich nicht lassen.

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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uahyny
03.06.2016 10:27registriert März 2016
Man kann vom Fc Basel halten was man will, aber dieser Embolo ist einfach ein durch und durch sympathischer Kerl. Ehrlich, direkt, nicht überkorrekt, auch mal frech und ambitioniert. Der Schweizer Fussball kann nur hoffen diesen Spieler noch mind. eine Saison zu halten, auch wenn die Chancen gering sind. Für alle Fälle: Machs gut Breel und egal wo du nächste Saison spielst, Viel Glück (aber bitte nicht RB ;))
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's all good, man!
03.06.2016 10:24registriert September 2014
Einfach erfrischend, der Junge. Es würde mich sehr freuen, wenn ihm eine tolle EM gelingt und er sich in die Herzen der Fussballfans in ganz Europa schiesst.
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Picknicker
03.06.2016 10:27registriert April 2015
Geile Siech :-)
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