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Henry Bernet im Interview vor den Swiss Indoors

Switzerland's Henry Bernet in action against India's Sumit Nagal during the third single match of the Davis Cup World Group I round between Switzerland and India at the Swiss Tennis Arena in ...
Henry Bernet steht vor seinem ersten Auftritt an den Swiss Indoors.Bild: keystone
Interview

«Muss mich in allen Bereichen verbessern»: Henry Bernet steht vor seiner Premiere in Basel

Der 18-jährige Basler Henry Bernet steht in diesem Jahr erstmals im Hauptfeld der Swiss Indoors. Vor dem Auftritt beim Heimturnier spricht die Schweizer Nachwuchshoffnung über seine Entwicklung, Nervosität vor grossen Spielen und seine Zukunftspläne.
19.10.2025, 10:2219.10.2025, 15:37
Simon Häring, Jakob Weber / ch media

Henry Bernet steht vor aufregenden Tagen. Dank einer Wildcard spielt der 18-Jährige erstmals im Hauptfeld der Swiss Indoors Basel. Und am Montag nach dem Finalsonntag steht die Autoprüfung an. Umso willkommener ist, dass er in dieser Woche in seinem Kinderzimmer im eigenen Bett schlafen kann, im Bachlettenquartier, wo er mit Bruder Louis und Schwester Amy und seinen Eltern, Mutter Michèle und Vater Robert, aufgewachsen ist.

Schon vor seinem Hauptfelddebüt beim Heimturnier ist er ein gefragter Mann. Am Wochenende vor den Swiss Indoors beantwortet der Sieger des Juniorenturniers bei den Australian Open fast eine Stunde lang Fragen.

Henry Bernet über ...

... seinen ersten Auftritt im Hauptfeld der Swiss Indoors:
Ich verspüre eine sehr grosse Vorfreude. Es ist sehr schön, dass es hier, Zuhause in Basel, zu diesem ersten Einsatz auf dieser Bühne kommt. Am liebsten hätte ich schon in der ersten Runde einen Top-Gegner. Schon als Kind habe ich das Turnier mitverfolgt. Natürlich ist die Anspannung gross. Ich versuche, die Nervosität nicht künstlich zu steigern. Dabei helfen die Gespräche mit meinen Trainern (Severin Lüthi und Sven Swinnen, Anm. d. Red.). Ich versuche, mir vorzustellen, was auf mich zukommt. Beim Davis Cup konnte ich nicht so gut damit umgehen und habe unterschätzt, wie sich die Anspannung auswirkt.

Bernet gegen Mensik, Wawrinka gegen Kecmanovic
Er hatte sich einen der hoch gesetzten Stars gewünscht, und Henry Bernet wurde ziemlich gut erhört. Die Auslosung des Hauptfeldes an den Swiss Indoors ergab den als Nummer 7 gesetzten Tschechen Jakub Mensik als Gegner. Dieser ist einer der Aufsteiger des Jahres und triumphierte nach Siegen gegen Taylor Fritz und im Final Novak Djokovic am Masters-1000-Turnier in Miami.

22 Jahre älter als Bernet ist Stan Wawrinka (ATP 137), der möglicherweise letztmals in der Basler St. Jakobshalle antritt. Seine Aufgabe gegen den Serben Miomir Kecmanovic (ATP 49) ist auf dem Papier ein wenig einfacher, doch hat Wawrinka in diesem Jahr auf ATP-Stufe erst zwei Partien gewonnen - gegen Spieler ausserhalb der Top 100. Immerhin: Das bislang einzige Duell zwischen den beiden ist noch gar nicht so lange her. Vor zweieinhalb Jahren gewann der Lausanner in Indian Wells in zwei Sätzen.

... das Spiel in der Halle und auf Hartplatz
Ich habe das Gefühl, das Spiel auf schnellen Belägen kommt mir mit meinem aggressiven Stil mit gutem Aufschlag und druckvoller Vorhand entgegen.

Henry Bernet ist froh, derzeit viel Zeit Zuhause verbringen zu können. Am Samstag zum Beispiel besuchte er ein Fussballspiel der Old Boys Basel in der 1. Liga, wo ein Freund spielt. Wenn das Turnier begonnen habe, gehe er aber in einen «Turniermodus», wie es Bernet nennt. Er werde also nicht mehr Zeit mit Freunden verbringen, der Fokus liege auf dem Tennis und darauf, ein gutes Turnier zu spielen. «Statt im Hotel bin ich jetzt einfach Zuhause.»

... seine Verletzung nach den Australian Open:
Schon während des Turniers hatte ich Schmerzen, hatte Mühe, den rechten Arm zu bewegen. Doch ich wollte mich nicht zurückziehen, weil ich gut gespielt habe. Erst dachten wir, es sei etwas Muskuläres. Ich spielte dann unter Schmerzmitteln, und auch das Adrenalin half. Als ich nach meiner Rückreise in die Schweiz beim Arzt ein MRI machte, waren alle überrascht, dass es eine Stressfraktur der Rippen war. Ich bereue es nicht, weitergespielt zu haben, aber danach hätte ich eine längere Pause machen müssen. Ich wollte es nicht wahrhaben und war wohl zu ungeduldig. Ich muss lernen, langfristig zu denken. Ich habe dann eine Injektion von Eigenblut erhalten, was geholfen hat.

Bei der Eigenbluttherapie (PRP-Therapie) wird Blut entnommen, in einer Zentrifuge aufbereitet und das plättchenreiche Plasma gewonnen. Dieses wird anschliessend in das verletzte Gewebe injiziert, um durch die enthaltenen Wachstumsfaktoren Heilung und Regeneration zu fördern.

epa11850776 Henry Bernet of Switzerland kisses the winners trophy following his Junior Boys Singles final win over Benjamin Willwerth of the USA during the 2025 Australian Open at Melbourne Park in Me ...
An den Australian Open setzte sich Bernet bei den Junioren durch. Bild: keystone

... die Lehren, die er aus der fünfmonatigen Verletzungspause gezogen hat:
Mir wurde vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dem Körper Sorge zu tragen. Dass ich auch dann regelmässig zur Physiotherapie gehen muss, wenn ich keine Probleme habe, um Verletzungen vorzubeugen.

Wenn er keine Turniere spielt, lebt und trainiert Henry Bernet in Biel. Nun, während seiner Auszeit, verbrachte er mehr Zeit in Basel, genoss die Zeit mit Freunden und Familie, arbeitete aber dennoch an seiner Physis, vor allem an der Beinarbeit, «wenn auch mit weniger Intensität», wie er sagt.

...die Unterschiede zwischen Junioren und Profis
Bei den Junioren konnte ich mir auch einmal eine Auszeit leisten, bei den Profis geht das nicht mehr. Der Aufschlag und die Vorhand sind meine Stärken, doch bei den Profis ist das Standard. Ich kann und muss mich in allen Bereichen verbessern. Das wurde mir auch im Davis Cup vor Augen geführt. Nach meiner Niederlage im Spiel gegen Indien gab es Gesprächsbedarf. Es war offensichtlich. Ich habe klar in zwei Sätzen verloren und meine Grenzen aufgezeigt bekommen.

... über physische Defizite:
Natürlich merke ich, dass ich fünf Monate keine Turniere bestritten habe etwas fehlt. Ich darf mich nicht zu sehr unter Druck setzen und nicht stressen lassen. Was ich verpasst habe, habe ich verpasst und kann es nicht mehr nachholen. Das gilt es, zu akzeptieren. Ich bin nicht dort, wo ich stehen will. Im Dezember liegt der Fokus darauf, an der Ausdauer zu arbeiten und den Körper zu stärken.

... über das Saisonende:
Ich spiele nach den Swiss Indoors sicher noch drei, maximal vier Challenger-Turniere. Es gibt Möglichkeiten in Bergamo, Lyon, in Ägypten und Griechenland. Im Dezember steht der Aufbau für die Australian Open an. Als Sieger des Juniorenturniers erhalte ich eine Wildcard für die Qualifikation. Diese Chance möchte ich nutzen.

... über seine langfristige Zukunft:
Bis vor kurzem habe ich noch eine Matura in Mischform zwischen Online-und Präsenzunterricht absolviert. Diese habe ich nun aber abgebrochen. Bis Ende des nächsten Jahres möchte ich mich voll und ganz aufs Tennis konzentrieren. Dann weiss ich wieder besser, wo ich stehe. Vorgenommen habe ich mir, am Französisch zu arbeiten. (riz/bzbasel.ch)

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