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Du willst nur das Beste? Voilà:
Bevor ich anfange: Ihr wisst ja alle, wo die Kommentarspalte ist und ihr mir sagen könnt, was für ein rückgratloser Verräter ich bin.
Barcelona oder Real? Messi oder Ronaldo? Keine anderen so simplen Fragen spalteten die Fussballfans in den letzten Jahren in zwei Lager. Jeder kann darauf eine Antwort geben. Und zwar wie aus der Pistole geschossen. Dazwischen gibt es nichts. Graubereich? Nicht bei diesen beiden Ausnahmekünstlern.
Ich fühlte mich immer mehr zu Messi und Barcelona hingezogen (obwohl wir alle wissen, dass der grösste Fussballer aller Zeiten immer Jay-Jay Okocha bleiben wird). Ein stilles Genie. Ronaldo war zu viel Ego, zu viel Show, zu viel Eitelkeiten.
Dann kam der Sommer 2016.
Die Geschichte von Messi ist schnell erzählt. So elegant, wie er sich sonst durch Abwehrreihen tanzt, dribbelte er sich zielgerichtet ins Abseits. Die Steuergeschichte ist das eine, vielleicht trägt er da wirklich keine Schuld. Aber sich aus der Nationalmannschaft verabschieden, weil man mal wieder einen Penalty verschoss, den nächsten Titel verpasst und einem womöglich der Trainer nicht so passt? Eine Brüelilätsch-Diva. Und jetzt vermutlich bisschen die WM-Quali verpassen, weil die Reisen und Spiele gegen Bolivien eh doof sind. Sich dann als Rückkehrer feiern lassen und an der WM 2018 das Trikot küssen.
Im Sturm zeigt sich erst, wer ein guter Kapitän ist. Bei Sonnenschein und Titelregen kann jeder der nette Superstar sein.
Ronaldo hat dagegen trotz aller Verbissenheit bewiesen, dass es auch anders geht. Und wenn der Trainer keine Ahnung hat, einfach selbst Trainer sein.
Er rannte und verzweifelte gegen Island, dann verschoss er gegen Österreich einen Penalty und unzählige Chancen. Trotzdem rettete er einen Flitzer aus den Händen der Security und posierte für ein Selfie mit dem Fan. Ronaldo war nach zwei Partien das Gespött der EM und Bilder wie dieses trugen zur Belustigung bei:
Erst gegen Ungarn kam CR7 in Frankreich an. Also eigentlich am Morgen jenes Spiels. Auf dem Mannschaftsspaziergang entriss er einem nervenden Reporter das Mikrofon und schleuderte es in den See. Vielleicht war es die Aktion, welche den Knopf löste. Und welche bei mir die definitive Wende einläutete.
Zwei Tore zum Achtelfinal erzielte der 31-Jährige gegen die Osteuropäer. Im Achtelfinal bereitete er den Siegtreffer vor, im Viertelfinal traf er vom Penaltypunkt doch noch, im Halbfinal verzückte er uns mit dem Hammerkopfball. Meine Einstellung zum Real-Superstar machte in den letzten Wochen bis zum Endspiel diese Entwicklung durch:
Und dann prägt Ronaldo das Endspiel ohne wirklich daran teil genommen zu haben. Diese Hingabe, wie er sich als Trainer aufführte, wie er durch die Coachingzone Frankreichs lief, um Mitspieler Raphael Guerreiro wieder auf den Rasen zu schicken. Wie er weinte und sich freute. Diese Hingabe vermisste ich bei den Franzosen. Eigentlich bei allen anderen Spielern der EM. Der Wille versetzt Berge.
Am Ende ist Ronaldo der Grund für Portugals Märchen, obwohl andere die letzten Schritte machten.
Die Krönung einer Karriere. Gegen alle Widerstände. Genie und Wahnsinn. Ich habe die Kurve im Diagramm oben falsch gezeichnet. Nach dem EM-Final müsste sie steil hinauf und ganz oben rechts das Bild verlassen. Ronaldo ist grösser als Messi.