Um es salopp zu sagen: watson lesen, kann die gute Laune verderben. Dominique Aegerter wollte wissen, ob es stimme, was er gelesen habe: dass Tom Lüthi bei «Edu» Perales unterschrieben habe. Er fragte aus gutem Grund: «Wir haben ebenfalls mit Edu verhandelt und ich hoffte, nächste Saison in seinem Team in die Moto2-WM zurückkehren zu können. Wir haben noch keine Absage bekommen.»
Er möchte also zurück in die zweitwichtigste Töff-WM. Dorthin, wo er von 2010 bis 2019 zu den festen Grössen gehört und zeitweise Start-Status genossen hatte. Daraus wird nun vorerst noch nichts. Tom Lüthi (34) hat Dominique Aegerter (29) den erhofften Platz weggeschnappt.
Tom Lüthis Teamwechsel per Ende Saison ist inzwischen offiziell bestätigt worden. Was nicht in der entsprechenden Medienmitteilung steht: Tom Lüthi hat bei Eduardo «Edu» Perales sogar einen Zweijahresvertrag für 2021 und 2022 bekommen. Er ist erst einmal seine Zukunftssorgen los.
Wie aber weiter bei Dominique Aegerter? Er sagt, er habe die Offerte, auch nächste Saison für das Team des Deutschen Batterie-Herstellers Dynavolt die elektrischen Töffs zu fahren. «Ich habe aber noch nicht zugesagt und unterschrieben ist noch nichts.» Aus gutem Grund: der Rohrbacher versucht nach wie vor für die Saison 2021 einen Platz in der Moto2-WM zu finden. Er könnte nächste Saison fürs Team von Jarno Janssen fahren – er war dieses Jahr ja schon als Ersatz für Jesko Raffin beim Holländer im Einsatz. «Aber ich müsste zu viel Geld in die Teamkasse bringen.»
Und so bleibt «Domi» erst einmal mit den Deutschen für die Einsätze im E-Moto-Weltcup «verlobt», sucht aber weiterhin eine bessere Partie in einem Moto2-Team. Er ist bei Dynavolt ja auch als Ersatzfahrer für Tom Lüthi und Marcel Schrötter unter Vertrag. Also müsste Dominique Aegerter eigentlich wissen, warum es zum Eklat und zur Trennung per Ende Saison gekommen ist. Warum Tom Lüthi nach guten Vorsaisontests nun hinterherfährt.
Aegerter nimmt das Team in Schutz – logisch, er arbeitet ja mit den Leuten von Jürgen Lingg. «Die sind technisch auf höchstem Niveau.» Aber eben: warum hat es mit Tom Lüthi nicht mehr funktioniert? «Wenn es nicht läuft, dann gerät man als Fahrer in eine Negativspirale und es ist sehr schwierig, sich daraus zu befreien.» Womit die Frage nach den Ursachen der Krise, nach dem Auslöser dieser Negativspirale nicht beantwortet ist. Aber wir wollen nicht grübeln.
Inzwischen legt Tom Lüthis Freund und Manager Daniel Epp Wert auf die Feststellung, dass man kein Geld in die Teamkasse von «Edu» Perales einzahlen müsse. «Bitte korrigieren Sie das in Ihrer Berichterstattung.» So? Ist das wirklich wahr? Daniel Epp hätte Politiker oder Diplomat werden sollen. Er sagt nämlich: «Natürlich darf man Support in ein gutes Team einbringen, und das versuche ich aus immer.»
Als darbender Chronist bin ich schon seit Jahren auf der Suche nach solchem «Support».