An Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen sind Ski-Exotinnen und -Exoten aus Ländern wie Südkorea, Indien oder Ghana wie das Salz in der Suppe. Während die Stars um die Medaillen kämpfen, ist es für diese bereits ein Riesenerfolg, überhaupt dabei zu sein. Von den Fans werden sie jeweils frenetisch gefeiert. Eine davon war Sabrina Simader.
Die 27-jährige Kenianerin startete insgesamt achtmal an Weltmeisterschaften und zweimal bei Olympischen Spielen. In diesem Winter wurde sie bei der WM-Abfahrt in Saalbach 28., zwei Jahre davor beendete sie das gleiche Rennen in Courchevel gar als 26. Sie stand zudem bei 23 Weltcuprennen am Start, erreichte dabei aber nie die Punkte. Dafür gewann sie 24 FIS-Rennen. Nun beendet sie ihre Karriere.
In einem emotionalen Post auf Instagram bedankt sich Simader beim Skisport und schrieb auch über die Herausforderungen, seine Ziele ohne die Unterstützung eines grossen Skiverbands zu verfolgen. «Nach 11 prägenden und Herz erfüllenden Jahren im internationalen alpinen Skisport ist es für mich an der Zeit, dankbar ein Kapitel abzuschliessen», so Simader. Sie sei «verdammt stolz» darauf, was sie erreicht habe, doch habe sie «in den letzten Wochen erkannt, dass mir die Kraft ausgeht, um mich immer wieder finanziell auf die Saison vorzubereiten». Die Auslagen für Trainer, Service und Spesen seien oft aus eigenen Rücklagen gekommen. Weiter erklärt Simader, dass «einige unerwartete Dinge ans Licht» gekommen seien, «sodass es für mich ehrlich gesagt klar war, dass ich das nicht mehr tragen und verantworten möchte».
Simader wurde 1998 in Kilifi in der Nähe von Mombasa in Kenia geboren, wuchs aber ab ihrem 3. Lebensjahr in Oberösterreich auf. Dort brachte ihr Adoptivvater Josef Simader ihr das Skifahren bei. Im Sommer 2012 erlitt dieser aber einen tödlichen Herzinfarkt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits ihre ersten, grösseren Erfolge gefeiert. In Super-G, Riesenslalom und Kombination wurde sie steirische Meisterin, ausserdem besuchte sie die Skihauptschule Schladming. Der plötzliche Tod ihres Vaters warf sie aber aus der Bahn. Simader benötigte einige Zeit, um sich wieder zu fangen, verfolgte dann aber weiter ihren Traum.
Sie musste viele Herausforderungen bewältigen, «die so eine neu aufgestellte kleine Nation mit sich bringt». Dennoch habe sie stets mit 100 Prozent Herzblut gekämpft. «All das habe ich in Kauf genommen, damit ich mit 17 bei der ersten Jugendolympiade dabei sein konnte, mit 18 bei meiner ersten Weltmeisterschaft in St. Moritz und mit 19 bei meiner ersten grossen Olympiade in Südkorea», schreibt Simader stolz und fügt an: «Würde ich all das meinem Papa und meinem jüngeren Ich erzählen, als ich das erste Mal mit 3 Jahren auf den Ski stand, würden sie es nicht fassen können. Doch ja, ich/wir haben es geschafft, und das, was viele für unmöglich hielten, wurde möglich. Ich bin verdammt stolz und dankbar darüber.»
Sabrina Simader, die als erste professionelle Skifahrerin Afrikas gilt und als erste Frau aus Kenia an Olympischen Winterspielen teilnahm, hofft, «ein paar inspirierende Spuren in den Herzen jener zu hinterlassen, denen ich auf meinem Weg begegnet bin».