Tom Lüthi ist erschöpft. Munter plaudert Valentino Rossis Halbbruder Luca Marini nach dem ersten Podestplatz der Saison über das «Wunder» seiner Rückkehr an die Spitze. Man habe die technischen Probleme endlich lösen können.
Alex Marquez ist nach seinem zweiten Sieg hintereinander überglücklich. Erstmals seit fünf Jahren hat er wieder zwei Siege in Serie herausgefahren.
Tom Lüthi hingegen wischt sich mit dem Frottiertuch immer wieder übers Gesicht. Es ist förmlich zu spüren, dass er einfach froh ist, alles überstanden zu haben. Er hatte das Rennen acht (von 21 Runden) angeführt. Aber er habe früh gespürt, dass es nicht reichen würde. «Ich konnte mit Alex Marquez nicht mithalten.»
Nach einem Rennen ist bei der offiziellen Medienkonferenz der ersten Drei keiner der «Asphalt-Cowboys» frisch. Aber so «unfrisch» wie Tom Lüthi ist selten einer.
Er erklärt hinterher, warum das so war. «Es geht mir nicht gut. Nach dem Frühstück spürte ich, dass etwas nicht stimmt und ich musste mich fast übergeben. Vielleicht war da etwas mit dem Essen. Einer unserer Mechaniker hat die gleichen Symptome.»
Als Ausrede will er sein Unwohlsein nicht verstanden wissen. Auf die Frage, ob es für den Sieg oder Platz zwei gereicht hätte, wenn er fit gewesen wäre, erklärt er kategorisch: «Kein Hätte und Könnte. Ich bin glücklich, dass es fürs Podest gereicht hat, bloss kann ich die Freude nicht so gut zeigen…»
Es weiss zu gut, dass es nicht nur an seinem Unwohlsein lag. Es gibt auch technische Schwierigkeiten, die noch gelöst werden müssen. Zweimal hintereinander ist es nun nicht gelungen die starken Trainingsleistungen im Rennen ganz umzusetzen: 2. im Training in Le Mans und 6. Platz im Rennen. Und nun 2. im Training in Mugello und 3. im Rennen. Trotzdem: wäre Tom Lüthi fit gewesen, hätte er den zweiten Platz gerettet.
Nun zeichnet sich ab: diese WM wird durch Details entschieden. Einen Dominator, der sich Fehler leisten kann, gibt es nicht. Und das Beispiel von Tom Lüthi zeigt, dass es nicht ein technisches Detail, nicht ein Konzentrationsfehler sein muss. Es kann auch der Koch sein, der die WM entscheidet.
Das Gesamtklassement lässt erahnen, zu welchem Drama sich diese Moto2-WM in den verbleibenden 13 Rennen entwickeln wird.
Dieses «Trio Grande» wird mit ziemlicher Sicherheit den Titel unter sich ausmachen. Auch wenn Jorge Navarro (73 Punkte), Marcel Schrötter (64) und Luca Marini (58) durchaus noch theoretisch-statistische Titelchancen haben. Tom Lüthi sagt, entscheidend sei die Konstanz auf hohem Niveau. «Auf dem Niveau, um bei jedem Rennen ums Podest zu fahren.» Und natürlich darf sich keiner mehr einen «Nuller» leisten. Also kein Rennen mehr ohne Punkte.
Die beiden Lateiner sind die «heisseren» Siegfahrer. Sie personifizieren eine neuen Genration. Aber Erfahrung hilft beim Vermeiden von Fehlern und «Nullern».
Lorenzo Baldassarri ist 22. Alex Marquez, der jüngere Bruder von MotoGP-Titan Marc Marquez 23 und Tom Lüthi 32. Entsprechend des Altersunterschiedes ist die Rennerfahrung. Baldassarri hat in Mugello seinen 107., Marquez den 122. und Tom Lüthi den 273. GP bestritten.
Und wie wir in Mugello soeben gesehen haben, hilft auch ein gutes Frühstück am Renntag.