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Luis Salom ist am Freitagnachmittag um 16.55 Uhr in Barcelona im Spital seinen Sturzverletzungen erlegen. Der Spanier wäre am 7. August 25 Jahre alt geworden. Wieder einmal ist allen bewusst geworden: Der Tod fährt mit.
Vorwürfe? Nein. Viel mehr kann nach menschlichem Ermessen für die Sicherheit nicht mehr getan werden. Die Sturzzonen neben der Piste sind so grosszügig ausgebaut, dass die Piloten nicht mehr auf Hindernisse prallen. Die gleichen Luftkissen, die bei Skirennen am Rande der Piste aufgestellt werden, federn am Ende der weiträumigen Sturzzonen den Aufprall ab. Airbags in den Lederkombis, im Schulter- und Rückenbereich dämpfen blitzschnell die Aufprallenergie. Protektoren im Lederkombi schützen den Rücken. Aber der Körper bleibt letztlich die einzige Knautschzone und ein Restrisiko ist geblieben. Der Tod fährt immer noch mit.
Am 5. September 2010 verliert Shoya Tomizawa (19) sein Leben beim GP von San Marino in Misano. Der Japaner wird nach einem Sturz von Konkurrenten überfahren und tödlich verletzt. Shoya Tomizawa war der Teamkollege von Dominique Aegerter. Am 23. Oktober 2011 stirbt Marco Simoncelli (24) nach einem Sturz beim GP von Malaysia. Der Italiener wird nach einem Sturz ebenfalls von Konkurrenten überfahren und tödlich verletzt.
Luis Salom (24) hat sein Leben bei einem «Dutzendunfall» verloren. Die Überwachungs-Kamera der Strecke zeigt, dass er eingangs der Hochgeschwindigkeitskurve 12 bei etwa 160 km/h geradeaus rast und von der Maschine wegkommt.
Normalerweise verläuft so ein Zwischenfall glimpflich. Aber es scheint, dass er in die von den Abgrenzungsluftkissen zurückfedernde Maschine geprallt ist. Vor zwei Jahren ist der Italiener Niccolo Antonelli in einem Moto3-Rennen bei einem fast genau gleichen Unfall an der genau gleichen Stelle unverletzt davongekommen.
Müsste nach so einem Drama der GP von Barcelona nicht abgesagt werden? Das mag der erste Gedanke sein. Aber der Begriff «the show must go on» ist nicht einfach frivol. Dass heute in Barcelona bereits wieder gefahren wird, nicht zynisch. Nur wenn der Alltag weitergeht, strukturiert wie bisher, ist die Belastung auszuhalten. Der Anschein der Normalität macht es irgendwie möglich, mit der Gefahr zu leben.
Noch gestern hat die Sicherheitskommission entschieden, per sofort eine Schikane einzubauen. Damit die Piloten bereits ab heute nicht mehr mit so hohem Tempo auf diese Kurve zurasen. Nun werden am Samstag die Morgentrainings verlängert. Damit sich alle an die Schikane gewöhnen können.
Die Stimmung im Fahrerlager ist nach diesem Drama am späten Freitagnachmittag beklemmend. Sie macht das Atmen irgendwie schwerer. Nur nicht darüber reden. Jeder ist irgendwie froh, wenn er seiner Arbeit nachgehen kann.
Tom Lüthi und Dominique Aegerter sind tief getroffen. Lüthi stand beim Saisonauftakt in Katar als Sieger neben Luis Salom (2.) auf dem Podest. Aber was soll er denn sagen? Wie kann man in so einer Situation Worte finden? Die richtigen Worte?
Es ist gestern Abend in den Boxen und Werkstattlastern gearbeitet worden wie immer. Das Knurren der Motoren, die immer wieder mal gestartet werden, verstummte nicht.
Für ein Team, eine Familie, ist die Welt nie mehr, wie sie einmal war. Luis Salom ist auf dem Rennplatz immer von seiner Mutter begleitet worden. Weil sich sein Vater zu Hause um seinen Bruder kümmert. Er leidet an Epilepsie. Jesko Raffin war der Teamkollege von Luis Salom. Ob der 19-jährige Schweizer heute fahren wird, bleibt offen. Auch, was Marco Rodrigo, der Manager von Luis Salom, und Jesko Raffin tun werden. Ohne den Zürcher hätte Luis Salom seine Karriere bereits vor zwei Jahren beenden müssen.