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Wenn das Licht am Ende des Tunnels ein Schnellzug ist

Dominique Aegerter sitzt mit angespannter Miene in seiner Box: Es läuft noch fast nichts nach Plan.
Dominique Aegerter sitzt mit angespannter Miene in seiner Box: Es läuft noch fast nichts nach Plan.Bild: Waldemar Da Rin/freshfocus

Wenn das Licht am Ende des Tunnels ein Schnellzug ist

Zum Auftakt der Töff-Saison ein veritables Drama. Dominique Aegerter (24) steckt in der grössten Krise seiner Karriere und startet in Doha zum ersten Rennen aus der 9. Reihe.
28.03.2015, 20:29
klaus zaugg, katar
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Die Hoffnung auf eine Besserung nach den drei freien Trainings hat sich im Qualifying am Samstagabend nicht erfüllt. Aus folgenden Position starten die Schweizer am Sonntag in Doha zum GP von Katar zum ersten Rennen der Saison: Tom Lüthi 3. Reihe (7.), Randy Krummenacher 8. Reihe (24.), Dominique Aegerter 9. Reihe (25.) sowie Robin Mulhauser (28.) und Jesko Raffin (29.) aus der 10. und letzten Reihe.

Als bester Schweizer startet Tom Lüthi aus der dritten Reihe.
Als bester Schweizer startet Tom Lüthi aus der dritten Reihe.Bild: Waldemar Da Rin/freshfocus

Soweit die Zahlen. Wechseln wir zu den jungen Männern, die hinter diesen Klassierungen stehen. Zuerst zu Dominique Aegerter (24). Er ist bleich und sitzt mit eingezogenen Schultern da. Er strahlt das Selbstvertrauen einer Katze aus, die soeben beim Naschen erwischt worden ist. So haben ihn selbst altgediente Töff-Chronisten noch nie erlebt.

«Die Maschine macht einfach nicht, was ich will»

Dominique Aegerter (24), der Held der letzten Saison, der Triumphator vom Sachsenring, der wilde Rock’n’Roller, dessen Ziele Siege und der Kampf um den WM-Titel sind, wirkt am Abend vor dem ersten Saisonrennen wie ein Häufchen Elend. Seine Zusammenfassung der Trainings hört sich an wie eine Kapitulation. «Ich habe nicht viel zu sagen. Ich bin sehr enttäuscht und ich habe kein Vertrauen in die Maschine. So ist es nicht möglich, schnell durch die Kurven zu fahren und ans Limit zu gehen. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt. Die Maschine macht einfach nicht, was ich will.» Vor einem Jahr reichte es hier zum 11. Trainingsrang (4. Reihe) und nur ein Motorenschaden verhinderte eine Fahrt aufs Podest. Von einer solchen Ausgangslage ist er jetzt mit Platz 25 (9. Reihe) weit entfernt. Als Ziel bleiben im Rennen vorerst bloss WM-Punkte (ab Platz 15).

Gibt es keinen Grund zur Hoffnung? Doch. Dominique Aegerter ist einer der besten Starter im gesamten GP-Zirkus. Mit einem Blitzstart könnte er gleich ein paar Plätze gutmachen. Aber auch der Hinweis auf seine Starterqualitäten ist für ihn kein Grund zur Zuversicht. Er winkt resigniert ab. «Ein Blitzstart hilft mir auch nicht. Was bringt es, wenn ich nach der ersten Kurve auf Platz 5 bin und dann doch keine schnellen Rundenzeiten fahren kann?» Eine rasche Besserung sei nicht in Sicht. «Wir können erst nach Le Mans ausgiebig testen.» Das ist nach dem 4. Rennen.

Noch keine Liebesbeziehung: Dominique Aegerter auf seiner neuen Kalex. 
Noch keine Liebesbeziehung: Dominique Aegerter auf seiner neuen Kalex. Bild: Waldemar Da Rin/freshfocus

Die Saison beginnt für Dominique Aegerter also mit der grössten Krise seiner Karriere. Die Situation ist für ihn umso schwieriger, weil es im 9. Jahr seiner GP-Laufbahn das erste Mal ist, dass er an sich selber ernsthaft zweifelt. Diese schwierige Situation ist für ihn neu. Anders als Tom Lüthi (28) hat er noch keine Erfahrung im Krisenmanagement. Bis heute ist es in seiner Karriere stetig vorwärts, aufwärts gegangen. Jetzt ist er erstmals mit hohen Erwartungen konfrontiert, die er nun zum Auftakt in keinster Weise erfüllen kann. Es ist eine Krise, aus der er nicht so schnell herauskommen wird. Aber es gibt in jeder Rennfahrerkarriere solche kritischen Situationen. Wer sie übersteht, wird belastbarer, schneller, besser.

Lüthi weiss: Die Favoriten müssen patzen

Sein Teamkollege Tom Lüthi ist zwar am Vorabend des ersten Rennens auch nicht ganz zufrieden. Auch er hat die Umstellung von der Suter auf die Kalex noch nicht ganz geschafft. Auch ihm ist nach den freien Trainings im Qualifying keine Steigerung gelungen. Er muss aus der dritten Startreihe losfahren und sagt, für einen Podestplatz reiche es wohl nur, wenn die Favoriten Fehler machen. «Aber es ist die Moto2-Klasse. Da kann viel passieren.»

Die Schweizer Fahrer in der Moto2-WM 2015

Der Emmentaler ist noch nicht ganz dort, wo er beim Saisonstart vor einem Jahr war, als er im Training aus der zweiten Reihe (4.) auf den dritten Platz fuhr. «Ich bin auf der neuen Maschine immer noch in einer Lernphase. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Aber ich fühle mich gut und ich spüre, dass nicht mehr viel fehlt. Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels».

Das Licht am Ende des Tunnels. Ein gutes Bild, das zur Situation des Schweizer Töff-Dream-Teams passt. Tom Lüthi und Dominique Aegerter sehen beide ein Licht am Ende des Tunnels. Für Lüthi ist es das Licht der Hoffnung. Für Aegerter ist es das Licht eines in den Tunnel einfahrenden Schnellzuges.

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