«Shooters gonna shoot.»
Nach diesem Motto – auf Deutsch: «Schützen werden schiessen» – lebten NBA-Legenden wie Kobe Bryant oder Klay Thompson. Letzterer, der in dieser Saison neu in Dallas spielt, sagte während seiner Zeit bei den Golden State Warriors einmal: «Mir ist es egal, wenn ich 100 Würfe nacheinander verfehle, ich werde nie aufhören zu werfen.» Eben: «Shooters gonna shoot.»
Das hat auch Kyshawn George verinnerlicht. Der Schweizer Rookie, der von Washington an 24. Stelle im Draft ausgewählt wurde, begann in der besten Basketball-Liga der Welt trotz einer starken Vorbereitung denkbar schlecht. Als guter Distanzschütze vom College gekommen, verfehlte er seine ersten zehn Dreipunktewürfe im Trikot der Wizards. Erst der elfte ging dann endlich rein. Sogar von einem Meter hinter der Dreierlinie verwandelte der 20-jährige Walliser den Wurf, ohne dass der Ball den Ring berührte. Swish!
First NBA triple for Kyshawn 😁 pic.twitter.com/Vbrqyjy9e5
— Washington Wizards (@WashWizards) October 29, 2024
Doch der Bann war noch nicht gebrochen. Nach fünf Spielen stand George bei zwei von 22 getroffenen Dreierversuchen, insgesamt fand nur gut ein Viertel seiner Würfe das Ziel und standen 5,2 Zähler pro Spiel zu Buche. Auch in der sechsten Partie begann er mit sieben Fehlwürfen – trotzdem vertraute er auf seine Fähigkeiten und machte einfach weiter. Und das zahlte sich aus.
Nach einer punktelosen ersten Halbzeit kam er am Ende auf 20 Zähler – als erster Rookie in dieser NBA-Saison. Die 112:125-Niederlage gegen Golden State konnte George zwar nicht verhindern, doch der Respekt der grossen Stars beim Gegner war ihm sicher. Stephen Curry, der beste Schütze der Geschichte, zeigte sich begeistert: «Er hat schwach angefangen, aber immer weiter geworfen. Diese Mentalität kann man nicht lernen.»
Bei Draymond Green, auch er ein vierfacher NBA-Champion, hinterliess der junge Schweizer ebenfalls Eindruck. So habe George den vierfachen All-Star während des Spiels mit Trashtalk provoziert und ihm gesagt: «Du kannst nicht werfen.» Green, der aufgrund einiger Unsportlichkeiten und eines Faustschlags ins Gesicht eines damaligen Teamkollegen als Rüpel bekannt und selbst ein legendärer Trashtalker ist, zeigte sich von Georges Attitüde beeindruckt. «Ich bin ein grosser Fan von Kyshawn und Bub Carrington (einem weiteren Rookie der Wizards). Sie haben meinen Respekt verdient», so der Warriors-Star.
Dass George sich von seinem Fehlstart nicht beirren liess, liegt aber nicht nur an seiner Mentalität, sondern auch an seinen Teamkollegen und Trainern. Cheftrainer Brian Keefe sagte nach dem Spiel gegen Golden State: «Wir haben ihm gesagt, dass er weiter werfen soll. Er ist ein grossartiger Schütze. Wir wollten nicht, dass er mit null Treffern bei sechs Dreierversuchen aus dem Spiel geht.» Also hätten sie George gesagt: «Wenn du offen bist, lass ihn fliegen.» Das tat er dann auch. Der 2,03 m grosse Shooting Guard, der gemäss Untersuchungen noch weiter wachsen werde, selbst berichtete: «Sie vertrauen mir und meinem Wurf. Heute gingen die Würfe rein und das fühlte sich grossartig an. Endlich!»
Für George war die grandiose zweite Halbzeit gegen die Warriors aber nur der Anfang eines guten Laufs. In den letzten vier Spielen erzielte er im Schnitt 15 Punkte und übertraf dabei die magische Marke von 40 Prozent bei der Trefferquote von Dreipunktewürfen. Auch in der Defensive deutete er sein Potenzial an. In den Augen von Coach Keefe liegt die Stärke seines Schützlings aber vor allem in seinem Basketball-IQ: «Er hat diesen Sinn für das Spiel von Anfang an gezeigt. Jetzt ist er in einem guten Rhythmus und trifft seine Würfe, aber es ist vor allem seine Spielintelligenz, die dem Team hilft.»
In Erfolg konnten die Wizards dies aber noch nicht ummünzen. Von den ersten neun Spielen gewannen sie erst zwei – doch das ist in Washington derzeit kein Problem. Das Team ist noch extrem jung und soll für die Zukunft aufgebaut werden. Neben dem 20-jährigen Walliser, dessen kanadischer Vater Deon in der Schweiz und Frankreich professionell Basketball spielte, haben mit Alex Sarr, dem 2. Pick des diesjährigen Drafts, und Bub Carrington (14. Pick) zwei weitere Rookies prominente Rollen. Der 20-jährige Bilal Coulibaly, der bisher die meiste Spielzeit bekommt, kam erst im letzten Jahr in die NBA.
Deshalb sagte George zuletzt: «Natürlich ist es nicht schön, zu verlieren. Aber man muss das grosse Ganze betrachten.» Dort seien die Wizards auf dem richtigen Weg, auch weil sie selbst bei grösseren Rückständen bewiesen hätten, nicht aufzugeben. Und dabei spielt Kyshawn George eine grosse Rolle. Denn: «Shooters gonna shoot.»
nein wirklich cool. finde es immer schön wenn es jemand aus der kleinen schweiz auf die grosse bühne schafft, egal im was