Die olympischen Spiele in Tokyo werden nicht 2020 stattfinden.Bild: EPA
Die Olympischen Spiele in Tokio finden nicht wie geplant in diesem Sommer statt. Japan als Ausrichter und das IOC haben sich am Dienstag darauf geeinigt, die Sommerspiele zu verschieben.
Ein genauer Termin für den weltweit grössten Sportanlass wurde noch nicht festgelegt. Das Internationale Olympische Komitee hielt in seiner Mitteilung bloss fest, dass Tokio 2020 nicht später als im Sommer 2021 stattfinden soll. Am Namen «Olympische Spiele 2020» wird festgehalten, unabhängig davon, wann die Sommerspiele durchgeführt werden.
Vor dem Entscheid hatte Japans Premierminister Shinzo Abe den IOC-Präsidenten Thomas Bach um eine Verschiebung der ursprünglich vom 24. Juli bis 9. August geplanten Olympischen Spiele gebeten. Bach haben dem zu hundert Prozent zugestimmt, erklärte Abe vor den TV-Kameras. Noch am Sonntag hatte das IOC erklärt, sich innerhalb von vier Wochen zu einer möglichen Verschiebung zu äussern.
IOC-Präsident Thomas Bach.Bild: EPA
Seitdem erhöhte sich der Druck auf das IOC und Japan allerdings: Unter anderem kündigten Kanada und Australien an, in diesem Sommer keine Athleten nach Tokio zu schicken. Verschiedene Verbände und Nationale Olympische Komitees, darunter Swiss Olympic, sprachen sich für eine Neuansetzung der Sommerspiele aus.
Die Verschiebung ist ein historischer Entscheid. Eine Absage gab es in der Vergangenheit dagegen schon einige Male. Im Ersten Weltkrieg wurden die Sommerspiele 1916 (Berlin), im Zweiten Weltkrieg die Sommerspiele 1940 (Tokio) und 1944 (London) sowie die Winterspiele 1940 (Cortina d'Ampezzo) und 1944 (Sapporo) gestrichen. (zap/sda)
Die Schweizer Stimmen
Mujinga Kambundji (Leichtathletik)
«Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht über diese Nachricht. Aber ich hatte sie erwartet nach allem, was in den letzten Tagen zu lesen war. Es war mir klar, dass es so herauskommen würde. Deshalb war es für mich auch nicht gerade ein Schock. In dieser Zeit gibt es Dinge, die viel grösser und wichtiger sind als der Sport. Am wichtigsten ist, dass wir alle bei guter Gesundheit bleiben können.
Für mich selber hat sich im Training nicht viel geändert. Wir haben im Kalender noch die Europameisterschaften Ende August, auch wenn es nicht klar ist, ob sie stattfinden können. Dann haben wir noch die Meetings in der Schweiz, zum Beispiel in Zürich, Lausanne und Luzern. Es wäre schön, wenn ich mich dort noch zeigen könnte. Derzeit bin ich neben dem Training natürlich viel zuhause.»
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Max Heinzer (Degenfechten):
«Von der Motivation her war es in den letzten Wochen natürlich schwierig, als sich die Absage bereits abzeichnete. Vor allem die Einheiten bis zur Leistungsgrenze waren mental hart. Bin nun froh um diese Klarheit. Jetzt fällt das wettkampfspezifische Training weg.
Ich hoffe nun einfach, dass die Qualifikation nicht komplett bei Null starten wird. Denn wir befanden uns in einer super Ausgangslage und standen vor dem letzten Qualifikationsturnier mit dem Team unmittelbar vor der Qualifikation, die auch drei Einzelstartplätze bedeutet hätte. Ich kann mir aber vorstellen, dass alle Varianten diskutiert werden.
Persönlich war es ohnehin mein Ziel, nach Tokio 2020 weiterzumachen. Meine Sponsoring-Verträge waren alle für Tokio 2020 terminiert. Ich hoffe, dass man da ein Jahr anhängen kann. Auch wenn die Wirtschaft natürlich derzeit andere Probleme hat. Mich selbst halte ich aktuell aufgrund des Coronavirus alleine weiterhin daheim mit Einzeltraining fit. Unter anderem mit Ergometer oder Spinning. Zudem feile ich weiter an der Fecht-Technik. Im Vordergrund stehen aber aufgrund des ungewissen Kalenders aber Einheiten im Grundlagen-Bereich.»
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Nicola Spirig (Triathlon)
«In den vergangenen Monaten habe ich täglich auf das grosse Ziel, meine fünften Olympischen Spiele, hingearbeitet und war topmotiviert. Die ungewisse Situation in den letzten Wochen war jedoch schwierig. Nun bin ich froh, Klarheit zu haben und stehe voll und ganz hinter der Entscheidung des IOC, die Spiele um ein Jahr zu verschieben.
Ich denke, es ist für alle Athleten, Trainer und übrigen Beteiligten das Beste. Die Gesundheit aller Menschen steht klar an erster Stelle. Was den Entscheid für meine sportliche Zukunft anbelangt, kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich werde nun die neue Situation gemeinsam mit meiner Familie und meinem Team besprechen und analysieren.»
Giulia Steingruber (Kunstturnen)
«Ich finde den Entscheid absolut vernünftig und richtig in dieser speziellen Weltsituation. Die Zukunftsplanung muss genau überdacht werden, und ich denke, es sollten keine Schnellentscheide vollzogen werden. Es braucht Zeit, eine gewisse Enttäuschung zu verarbeiten und neu durchzustarten.»
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Pablo Brägger (Kunstturnen)
«Für uns ist dieser Entscheid sicherlich nachvollziehbar. Jedoch müssen wir uns jetzt Gedanken machen, wie es weitergeht. Es war alles auf Tokio ausgerichtet, jetzt gilt es, die Zukunftspläne anzupassen. Trotzdem unterstütze ich den Entscheid des IOC voll und ganz.»
Claudio Imhof (Rad Bahn)
«Die Verschiebung ist der einzig richtige Entscheid. Ich hatte in den letzten Tagen gehofft, dass es so weit kommen würde. Vom Gesundheitsaspekt, der in diesem Fall zentral und entscheidend ist, einmal abgesehen: Wir Velorennfahrer gehören ja noch zu den Privilegierten, wir können draussen halbwegs normal trainieren. Aber ohne Wettkämpfe wäre trotzdem kein vernünftigen Aufbau möglich gewesen.»
Stefan Reichmuth (Ringen)
«Das Virus muss weltweit überstanden sein, dass man überhaupt wieder von Olympischen Spielen reden kann. Die Absage ist deshalb nichts als fair. Ich habe Kollegen in Italien oder Spanien, die derzeit nur in der Stube hocken können. Für mich persönlich denke ich, dass die Medaillen-Chancen in einem Jahr nicht kleiner sein werden.
Allerdings kann auch sein, dass die Resultate der Olympia-Qualifikation nun gelöscht werden. Das heisst, dass mein dritter WM-Rang vom letzten Jahr auf einmal keinen garantiert direkten Quotenplatz mehr für die Olympischen Spiele bedeuten. Ich gehe auch davon aus, dass nun ohne Olympia für den Herbst Weltmeisterschaften angesetzt werden.
Ich werde vorderhand auch ohne absehbare Termine am Technik-Profil feilen, im Grundlagen-Bereich weiter trainieren oder weiteres Video-Studium betreiben. Ich denke, dass ich Profi-Ringer bleiben kann, auch wenn meine Verträge bis Tokio 2020 liefen.» (sda/dpa)
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Die Sportstätten der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
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Die Sportstätten der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
Im neuen Olympiastadion von Tokio, das 68'089 Zuschauern Platz bietet, finden an den Sommerspielen von 2020 Eröffnungs- und Schlussfeier, die Leichtathletik-Wettbewerbe sowie einige Fussball-Spiele statt.
quelle: epa / kimimasa mayama
Corona-Anweisungen von Grossbritannien's Premier Boris Johnson
Video: srf
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