«Gibt Dinge, die viel grösser und wichtiger sind als Sport» – Olympia wird verschoben
Die Olympischen Spiele in Tokio finden nicht wie geplant in diesem Sommer statt. Japan als Ausrichter und das IOC haben sich am Dienstag darauf geeinigt, die Sommerspiele zu verschieben.
Joint Statement from the International Olympic Committee and the Tokyo 2020 Organising Committeehttps://t.co/XNcaa4Gvx8
— Olympics (@Olympics) March 24, 2020
Ein genauer Termin für den weltweit grössten Sportanlass wurde noch nicht festgelegt. Das Internationale Olympische Komitee hielt in seiner Mitteilung bloss fest, dass Tokio 2020 nicht später als im Sommer 2021 stattfinden soll. Am Namen «Olympische Spiele 2020» wird festgehalten, unabhängig davon, wann die Sommerspiele durchgeführt werden.
Vor dem Entscheid hatte Japans Premierminister Shinzo Abe den IOC-Präsidenten Thomas Bach um eine Verschiebung der ursprünglich vom 24. Juli bis 9. August geplanten Olympischen Spiele gebeten. Bach haben dem zu hundert Prozent zugestimmt, erklärte Abe vor den TV-Kameras. Noch am Sonntag hatte das IOC erklärt, sich innerhalb von vier Wochen zu einer möglichen Verschiebung zu äussern.
Seitdem erhöhte sich der Druck auf das IOC und Japan allerdings: Unter anderem kündigten Kanada und Australien an, in diesem Sommer keine Athleten nach Tokio zu schicken. Verschiedene Verbände und Nationale Olympische Komitees, darunter Swiss Olympic, sprachen sich für eine Neuansetzung der Sommerspiele aus.
Die Verschiebung ist ein historischer Entscheid. Eine Absage gab es in der Vergangenheit dagegen schon einige Male. Im Ersten Weltkrieg wurden die Sommerspiele 1916 (Berlin), im Zweiten Weltkrieg die Sommerspiele 1940 (Tokio) und 1944 (London) sowie die Winterspiele 1940 (Cortina d'Ampezzo) und 1944 (Sapporo) gestrichen. (zap/sda)
Die Schweizer Stimmen
Mujinga Kambundji (Leichtathletik)
Für mich selber hat sich im Training nicht viel geändert. Wir haben im Kalender noch die Europameisterschaften Ende August, auch wenn es nicht klar ist, ob sie stattfinden können. Dann haben wir noch die Meetings in der Schweiz, zum Beispiel in Zürich, Lausanne und Luzern. Es wäre schön, wenn ich mich dort noch zeigen könnte. Derzeit bin ich neben dem Training natürlich viel zuhause.»
Max Heinzer (Degenfechten):
Ich hoffe nun einfach, dass die Qualifikation nicht komplett bei Null starten wird. Denn wir befanden uns in einer super Ausgangslage und standen vor dem letzten Qualifikationsturnier mit dem Team unmittelbar vor der Qualifikation, die auch drei Einzelstartplätze bedeutet hätte. Ich kann mir aber vorstellen, dass alle Varianten diskutiert werden.
Persönlich war es ohnehin mein Ziel, nach Tokio 2020 weiterzumachen. Meine Sponsoring-Verträge waren alle für Tokio 2020 terminiert. Ich hoffe, dass man da ein Jahr anhängen kann. Auch wenn die Wirtschaft natürlich derzeit andere Probleme hat. Mich selbst halte ich aktuell aufgrund des Coronavirus alleine weiterhin daheim mit Einzeltraining fit. Unter anderem mit Ergometer oder Spinning. Zudem feile ich weiter an der Fecht-Technik. Im Vordergrund stehen aber aufgrund des ungewissen Kalenders aber Einheiten im Grundlagen-Bereich.»
Nicola Spirig (Triathlon)
Ich denke, es ist für alle Athleten, Trainer und übrigen Beteiligten das Beste. Die Gesundheit aller Menschen steht klar an erster Stelle. Was den Entscheid für meine sportliche Zukunft anbelangt, kann ich im Moment noch nicht sagen. Ich werde nun die neue Situation gemeinsam mit meiner Familie und meinem Team besprechen und analysieren.»
Giulia Steingruber (Kunstturnen)
Pablo Brägger (Kunstturnen)
Claudio Imhof (Rad Bahn)
Stefan Reichmuth (Ringen)
Allerdings kann auch sein, dass die Resultate der Olympia-Qualifikation nun gelöscht werden. Das heisst, dass mein dritter WM-Rang vom letzten Jahr auf einmal keinen garantiert direkten Quotenplatz mehr für die Olympischen Spiele bedeuten. Ich gehe auch davon aus, dass nun ohne Olympia für den Herbst Weltmeisterschaften angesetzt werden.
Ich werde vorderhand auch ohne absehbare Termine am Technik-Profil feilen, im Grundlagen-Bereich weiter trainieren oder weiteres Video-Studium betreiben. Ich denke, dass ich Profi-Ringer bleiben kann, auch wenn meine Verträge bis Tokio 2020 liefen.» (sda/dpa)
