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Olympia 2022

Olympia 2022: Valieva zerbricht am Druck und bricht in Tränen aus

Kamila Valieva, of the Russian Olympic Committee, falls in the women's free skate program during the figure skating competition at the 2022 Winter Olympics, Thursday, Feb. 17, 2022, in Beijing. ( ...
Kamila Valieva stürzte in der Kür gleich mehrfach.Bild: keystone

Die 15-jährige Eiskunstläuferin Valieva zerbricht am Druck und vergiesst bittere Tränen

Kamila Valieva hat dem Druck nicht standgehalten und ihre Führung aus dem Kurzprogramm in der Kür nicht verteidigen können. Die 15-jährige Russin beendet den Wettkampf als Vierte. Alexia Paganini fällt noch um drei Positionen zurück und wird 22.
17.02.2022, 17:45
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Nach dem tagelangen Wirbel um ihr womögliches Dopingvergehen zeigte Valieva Nerven. Der Teenager stürzte beim Vierfach-Salchow und patzte auch bei weiteren Sprüngen gleich mehrmals. Als sie ihr Programm zu den Klängen des «Bolero» von Maurice Ravel beendet hatte, bedeckte Valieva die Augen mit ihren roten Handschuhen. Das Wunderkind kämpfte nach der verpatzten Kür gegen die Tränen an. Aus dem erhofften Olympiasieg wurde nichts.

«Sie war ein Schatten ihrer selbst und ist daran zerbrochen», analysierte die deutsche Eiskunstlauf-Legende Katarina Witt. «Man hat sie jetzt wirklich der Welt zum Frass vorgeworfen. Irgendjemand Verantwortungsvolles hätte sie rausnehmen müssen, bevor überhaupt dieser Tsunami losging.»

Während Valieva durch die Hintertür verschwand, freuten sich die Russinnen dennoch – und dies gar über einen Doppelsieg. Gold erbte mit 255,95 Punkten die Weltmeisterin Anna Schtscherbakowa. Silber sicherte sich Alexandra Trussowa, die dank ihrer Athletik die beste Kür zeigte und sich noch um drei Plätze verbesserte. Bronze ging an die Japanerin Kaori Sakamoto.

epa09766556 Kamila Valieva of Russian Olympic Committee cries after the Women's Free Skating of the Figure Skating events at the Beijing 2022 Olympic Games, Beijing, China, 17 February 2022. EPA/ ...
Kamila Valieva vergoss im Anschluss an die Kür bittere Tränen.Bild: keystone

Das Trio erhielt auf dem Eis bereits ein Maskottchen überreicht und dürfte nun auch seine Medaillen offiziell erhalten. Das IOC hatte im Vorfeld beschlossen, dass es für den Fall eines weiteren Medaillengewinns von Valieva keine Siegerehrung geben wird. Obwohl Valieva nun nur Vierte geworden ist, das Resultat wird vorerst trotzdem als vorläufig angesehen – bis der Fall Valieva geklärt ist.

Valieva hatte im Dezember einen positiven Dopingtest abgeliefert. Dessen Ergebnis war aber erst nach dem Teamwettkampf, bei dem Valieva das russische Team zu Gold geführt hatte, bekannt geworden. Ihre Starterlaubnis für das Einzel kriegte sie deshalb erst nach einem Eilverfahren des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS). Wie die Geschichte weitergeht, ist offen.

Paganini deutlich unter Bestwert

Nicht nur Valieva lief enttäuscht aus dem Stadion, sondern auch Alexia Paganini. Die in den USA geborene Athletin fiel noch um drei Positionen zurück und wurde nur 22. Mit ihren 168,91 Punkten blieb sie rund 23 Punkte und damit sehr deutlich unter ihrer Bestleistung der EM 2020 (192,88) und auch unter dem Wert der diesjährigen EM im Januar (178,10).

Paganini zeigte sich nach dem Wettkampf enttäuscht. «Es ist schade, dass ich heute nicht zeigen konnte, was ich trainiert hatte», kommentierte die 20-Jährige ihren zweiten Olympia-Auftritt in Peking.

In der Tat lief es für Paganini in der Kür von Beginn weg nicht nach Wunsch. Bereits die erste Kombination ging schief; der Lutz gelang ihr nur doppelt statt dreifach. Das brachte sie aus dem Rhythmus, und sie musste deshalb im Verlauf der Kür improvisieren und reagieren. «Das war nicht einfach für mich», so die neunfache Schweizer Meisterin und EM-Zehnte von diesem Januar.

Das lange Warten

Eine Erklärung für den missglückten Start in die Kür, die sie zur Sinfonie Scheherazade absolvierte, hatte Paganini ebenfalls: «Nach dem Einlaufen dauerte es bis zum Start fast eine Stunde. Es war das erste Mal, dass ich so lange warten musste, bis ich dran war. Es war schwierig, warm zu bleiben und nicht müde zu werden.»

Nach der Olympia-Premiere vor vier Jahren in Pyeongchang (21.) hatte sich Paganini für Peking mehr erhofft. Allerdings lief es für die Tochter einer Niederländerin und eines Schweizers in den letzten Monaten nicht immer nach Wunsch. Unter anderem scheiterte ein Projekt mit Weltmeister Stéphane Lambiel als Trainer. (zap/sda)

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Die Medaillen-Entscheidungen vom 17. Februar 2022 in Peking
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Die Medaillen-Entscheidungen vom 17. Februar 2022 in Peking
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Gold: Michelle Gisin (SUI)
Silber: Wendy Holdener(SUI)
Bronze: Federica Brignone (ITA)
quelle: keystone / luca bruno
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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
17.02.2022 15:42registriert April 2014
Bei allem drumherum darf man nicht vergessen, das dies erst ein 15jähriges Mädchen ist. Ich hätte mir ein wenig mehr Rücksichtnahme von den Medien und ein wenig mehr Schutz vom Verband und vom IOC erhofft.

Ich denke die ganze Rummel hat ihr mehr geschadet als eine Dopingsperre je könnte. Hoffentlich hat sie ein gutes Umfeld und kriegt professionelle Hilfe.
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TanookiStormtrooper
17.02.2022 15:55registriert August 2015
Wie ich bereits vor ein paar Tagen geschrieben habe tut mir das Mädchen ziemlich leid.
Ich gehe nicht davon aus, dass sie sich freiwillig und bewusst hat dopen lassen, in dem Alter hört man eben noch auf Erwachsene und muss Ärzten und Trainer vertrauen.
Trotzdem haben dann einfach alle lieber auf ein 15 jähriges Mädchen eingeprügelt, statt sich mal über den Staff und das strukturelle dopen in Russland aufzuregen.
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Wysel Gyr
17.02.2022 16:11registriert Oktober 2021
Keine U18 an Olympia, Weltmeisterschaften, im Profisport und so weiter. Basta.
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