Die Verschiebung der Siegerehrung im Teamwettbewerb in Peking dürfte auf einen Dopingfall im siegreichen russischen Team zurückzuführen sein. Laut übereinstimmenden russischen Medienberichten soll die erst 15-jährige Kamila Valieva positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden sein. Eine Bestätigung dafür gab es weder vom IOC noch von russischen Vertretern. Das IOC hatte am Mittwoch «rechtliche Gründe» als Ursache für Verschiebung angegeben.
#Beijing2022 The 15-year-old figure skating star Kamila Valieva, who led Russia to team gold at the Beijing Olympics this week, tested positive for a banned heart medication before the Games, Russian media have reported. #AFP #WinterOlympics2022 pic.twitter.com/DzudLO3PCy
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Details über die Hintergründe des ungewöhnlichen Schritts waren nicht genannt worden. «Es wäre unpassend, wenn wir ein laufendes juristisches Verfahren kommentieren würden», sagte IOC-Sprecher Mark Adams und bezeichnete die Berichte als «Spekulation». Russische Zeitungen schreiben, sie sei bereits vor den Spielen positiv auf das Stimulans Trimetazidin getestet worden.
Die Mannschaft mit Valieva hatte den Team-Wettkampf am Montag vor den USA und Japan gewonnen. Mit ihrer historischen Kür hatte sie Beobachter und Kampfrichter gleichermassen verzaubert.
Trimetazidin ist eine von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA seit 2014 verbotene Substanz, die in Medikamenten zur Behandlung von Angina pectoris enthalten ist. Laut RBC soll Valieva, die auch für den Einzelwettbewerb als Favoritin galt, eine «geringe Menge» des Medikaments nachgewiesen worden sein.
Vierfachsprung in der Kür gestanden. 😱 Valieva ist nicht von dieser Welt! pic.twitter.com/N41FoM02ik
— Eurosport DE (@Eurosport_DE) February 7, 2022
Laut Regeln der WADA wird Valieva wegen ihres Alters als «geschützte Person» eingestuft. Sie könnte daher weniger hart bestraft werden als erwachsene gedopte Sportler. Laut «insidethegames» beschäftigen sich aktuell ganze Teams von Juristen mit dem Fall.
Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang war bei der russischen Bobfahrerin Nadescha Sergejewa dieselbe Substanz entdeckt worden, die laut der Anti-Doping-Agentur WADA die Ausdauer und den Blutfluss steigern kann. Auch der chinesische Schwimmstar Sun Yang war 2014 mit dem Mittel erwischt und für drei Monate gesperrt worden.
Der Fall Valieva birgt allerdings noch zusätzliche Brisanz, da Russland quasi nur auf Bewährung an den Winterspielen teilnehmen darf. Aufgrund von Sanktionen infolge des Dopingskandals an den Winterspielen 2014 in Sotschi tritt Russland wie auch schon im Sommer in Tokio lediglich als Russisches Olympisches Komitee (ROC) auf. Die eigene Fahne und Hymne sind nicht zugelassen.
Bevor die Berichte über Valieva bekannt wurden, war der erste Dopingfall der Spiele in Peking bekannt geworden. Der iranische alpine Skifahrer Hossein Saveh Shemshaki wurde bei einer Dopingkontrolle positiv getestet. Wie die Internationale Test-Agentur (Ita) in der Nacht zum Donnerstag (chinesischer Zeit) mitteilte, wurde er am Montag ausserhalb des Wettkampfes kontrolliert worden.
Der Athlet sei über den Fall informiert und bis zur Klärung suspendiert worden. Shemshaki darf während der Winterspiele weder an Wettkämpfen noch an Trainings- oder Betreuungsmassnahmen oder an sonstigen Aktivitäten teilnehmen, hiess es in der Mitteilung. Der 36-Jährige war schon 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi dabei – in Russland erzielte er mit dem 31. Platz im Slalom sein bestes Ergebnis. (pre/sda)