Eine Bar im Himmel? Im Buch der Bücher steht nichts zu diesem Thema. Aber wenn es dort eine Bar geben sollte, dann hat der Chronist das Modell hier in Peking schon mal getestet.
Die Frage ist ja: Wo sucht uns der bocksfüssige Satan der sündigen Gedanken heim? Die Antwort: An vielen Orten, aber mit Vorliebe zu später Stunde an der Bar.
Früher, als die Welt noch eine andere war, da haben wir in solchen Lokalen mindestens in Gedanken gesündigt und doch kein schlechtes Gewissen gehabt. Es gehört sich in der neuen Zeit nicht, dass der Chronist hier verrät, was er damals im Zusammenhang mit dem Personal in einer Bar dachte und nicht hätte denken dürfen.
Wenn es also im Himmel eine Bar gibt, darf der bocksfüssige Satan keine Macht mehr über die Gedanken der Barbesucher haben. Deshalb sieht diese Himmelsbar so aus wie die moderne chinesische Bar hier im grossen Medienzentrum.
Die Drinks mischt ein Roboter. Eine Maschine also. Das System ist pefekt. An der Kasse bezahlen, dort tippt ein leicht bekleideter Marsmensch (nicht im Raumanzug, nur mit Schutzschild und Handschuhen) einen Befehl in den Computer und hinter ihm beginnt der Roboter sogleich lautlos mit der Zubereitung des bestellten Drinks. Das so gemixte Getränk übernimmt wiederum ein leicht bekleideter Marsmensch und schiebt ihn über den Tresen. Trinken muss man anderswo.
Eine Weile macht es durchaus Spass, dem Roboter zuzuschauen, wie er die Getränke mit immer gleichen Bewegungen mischt. Ja, diese Maschine strahlt sogar eine gewisse Eleganz aus. Aber keinen Charme.
Das passt zu einer Bar im Himmel: Man muss nicht mehr arbeiten und kann zusehen, wie Maschinen mit eleganter Leichtigkeit die Arbeit verrichten. Und bei solchem Personal aus Metall, Kunststoff und Kabel sündigt der Mensch nicht einmal in Gedanken. Der bocksfüssige Satan ist gebannt. Der Teufel kann höchstens noch im Detail der Roboter-Technik stecken.
Aber der Drink schmeckt irgendwie fad. Es fehlt etwas, das die Gedanken belebt, anregt, befeuert, die Laune aufhellt und den Puls leicht erhöht.
Auf einmal wird dem Chronisten klar, was dieser Himmelsbar fehlt. Seine Fantasie erwacht. Erinnerungen an längst vergangene Zeiten werden wach. Er fühlt sich auf einmal jünger, frischer, frecher.
Aber ach, er darf nicht schreiben, was der Himmelsbar fehlt und was seine Fantasie anregt. Das geht heute nicht mehr.
Der Chronist muss sein Geheimnis an der Himmelsbar zu Peking für sich behalten. Und du bocksfüssiger Satan der sündigen Gedanken, weiche endlich von mir!