
Sag das doch deinen Freunden!
Da ist es wieder, dieses Duell, das uns im vergangenen Jahr so sehr in Atem gehalten hat. Zum 45. Mal (Head-to-Head: 22:22) treffen Roger Federer und Novak Djokovic am Donnerstagmorgen (ab 9.15 Uhr im Liveticker) aufeinander. Für einmal nicht in einem Final, sondern bereits im Halbfinal. Vielleicht ein Vorteil für den Schweizer?
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— MiniPeople.ch (@SwissMinipeople) 26. Januar 2016
Im letzten Jahr verpasste Federer in Wimbledon und am US Open mit Finalniederlagen gegen den Serben seinen 18. Grand-Slam-Titel, den ersten seit Wimbledon 2012, zweimal nur ganz knapp. Diesmal will er nicht mehr über seinen Angstgegner stolpern. Dafür muss er allerdings folgende 7 Punkte befolgen.
Federer muss sich auf seinen ersten Aufschlag verlassen können. Mindestens 60 Prozent müssen im Feld landen, eine noch bessere Quote wäre wünschenswert. Federers Aufschlagleistung in den ersten fünf Spielen war glänzend. Stets brachte er über 60 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld. Vor allem im Viertelfinal gegen Berdych war das auch nötig: Nach zweitem Aufschlag gewann er weniger als die Hälfte aller Ballwechsel.
Nur wenn er zu möglichst vielen Gratispunkten mit dem Aufschlag kommt, kann der «Maestro» sich den besten Return-Spieler der Welt vom Hals halten. Sein zweiter Aufschlag ist nämlich angreifbar – und vor allem Djokovic weiss, wie er Federer dort in Bedrängnis bringen kann.
Bringt Federer die eigenen Service-Games problemlos durch, kann er sich ausserdem voll auf die Return-Games konzentrieren. Das bekam Berdych zu spüren und das würde auch Djokovic wehtun.
Überragend präsentierte sich gegen Berdych auch Federers Quote am Netz: Zwölfmal rückte er nach dem Aufschlag ans Netz vor, zehnmal gewann er den Punkt. Und von seinen 29 Netzangriffen schloss er 24 erfolgreich ab. Sein Gefühl für den Ball und wie er den Court abdeckt, ist unerreicht. Doch Djokovics Passierbälle sind das eben auch. Gegen den Serben muss er seine Angriffe deutlich besser vorbereiten, um nicht Mal für Mal ins offene Messer zu laufen.
Federer wird die Ballwechsel auch gegen Djokovic kurzhalten wollen, das wird ihm allerdings nicht immer gelingen. Deshalb sollte er sich – vor allem bei Aufschlag Djokovic – auf viele zermürbende Grundlinien-Duelle einstellen. Der Serbe wird wohl immer wieder seine Rückhand massieren und dort auf Fehler hoffen. Der eine oder andere Backhand-Winner der Linie entlang würde den vor Selbstvertrauen strotzenden Serben aber vielleicht zum Nachdenken bringen und auf dem Weg zu einem Break sicher nicht schaden.
Djokovic ist von der Grundlinie wie ein Roboter, der Serbe bringt einfach alles zurück. Es sei denn, man durchbricht seinen Rhythmus. Federer sollte deshalb immer wieder geschickt das Tempo variieren, den Serben mit Slice- und Topspin-Bällen beschäftigen und dafür sorgen, dass er sich nicht allzu wohl fühlt.
Im verlorenen US-Open-Final verwertete Federer gegen Djokovic nur 4 seiner insgesamt 23 Breakbälle. Die Quote war lausig: 17 Prozent. Hier muss er sich deutlich steigern. Wichtig wäre auch, wenn der als Frontrunner bekannte Federer im ersten Satz ein Break vorlegen könnte, statt dauernd einem hinterher rennen zu müssen. Dafür muss in den entscheidenden Momenten aber alles stimmen.
So fehlerhaft wie im Achtelfinal gegen Gilles Simon hatte man Djokovic noch selten gesehen. 100 unerzwungene Fehler leistete sich die Weltnummer 1 beim knappen Fünfsatzsieg gegen den Franzosen. Gegen Kei Nishikori im Viertelfinal waren es hingegen nur noch 27, allerdings war das Verhältnis Winner zu unerzwungene Fehler immer noch klar negativ (22:27). Kriegt Federer von Djokovic ähnlich viele Punkte geschenkt und hält Federer die eigene Fehlerquote tief, dann dürfte es ein enges Spiel werden.
Federer hat angekündigt, dass er sich für den Halbfinal gegen Djokovic zusammen mit Severin Lüthi und Ivan Ljubicic eine spezielle Taktik ausdenken will, um den Dauerrivalen zu überraschen. Zwar hatte Ljubicic in seiner Aktivkarriere gegen Djokovic mit 2:7 eine klar negative Bilanz, trotzdem dürfte dem Kroaten dabei eine Schlüsselrolle zukommen.
Ljubicic gilt als Freund Djokovics und kennt dessen Spiel gut. Ausserdem hat er – anders alle bisherigen Federer-Coachs – noch in der gleichen Ära Tennis gespielt und deshalb vielleicht noch den einen oder anderen Tipp auf Lager, den Federer noch nicht gehört hat.