R. Federer – N. Djokovic 19 Uhr
Das Gruppenspiel ging an Federer, jetzt will er Djokovic auch im Final schlagen.
Bild: Getty Images Europe
Roger Federer gegen Novak Djokovic – einen attraktiveren Masters-Final hätte sich das Londoner Publikum nicht wünschen können. Beide scheinen bereit, um heute Abend ein Spektakel zu bieten.
22.11.2015, 10:2422.11.2015, 11:55
Im letzten Jahr platzte der Traumfinal Federer vs. Djokovic, weil der Rücken des Schweizers nach dem epischen Duell im Halbfinal gegen Stan Wawrinka nicht mehr mitmachte. Diesmal sollte dem 44. Duell der beiden ab 19 Uhr nichts mehr im Wege stehen. «Es ist ein wunderschönes Gefühl, morgen in Topverfassung zum Final antreten zu können», sagte Federer am späten Samstagabend, nachdem er Wawrinka diesmal ohne übermässiges Drama 7:5, 6:3 bezwungen hatte.
«Ich muss gut aufschlagen und versuchen, ihn so unter Druck zu setzen, dass er sich nicht wohlfühlt.»
Roger Federer vor dem Final
Er steht zum zehnten Mal im Final des Jahresend-Turniers. Schon sechsmal (2003, 2004, 2006, 2007, 2010 und 2011) gewann Federer das Masters, verlor zweimal im Final (2005 gegen David Nalbandian und 2012 gegen Djokovic) und konnte im vergangenen Jahr nicht antreten. Der Serbe entschied das Turniers bislang viermal – 2008 noch in Schanghai und in den letzten drei Jahren – für sich. Es treffen also die Könige von London aufeinander, in der O2 Arena hat in den letzten fünf Jahren kein anderer triumphiert.
Das Publikum in der Londoner O2-Arena wird klar auf der Seite Federers sein.
Bild: Tony O'Brien/REUTERS
In diesem Jahr ist es bereits das achte Duell, Federer hat Djokovic dabei drei seiner nur sechs Niederlagen zugefügt. Die überlegene Weltnummer 1 gewann die beiden wichtigsten Spiele in den Finals von Wimbledon und dem US Open, der Schweizer das letzte am Dienstag in der Vorrunde der ATP-Finals. «Es spielt keine Rolle, ob in der 2. Runde oder im Final», weiss Federer. «Gegen Novak ist es immer schwierig.»
«Wenn er gut drauf ist, ist es hart, gegen ihn zu spielen. Er variiert viel, sein Slice ist gefährlich, er kommt viel ans Netz und nimmt mir so Zeit weg.»
Novak Djokovic vor dem Final
Den Schlüssel sieht er beim eigenen Service. «Ich muss gut aufschlagen und versuchen, ihn so unter Druck zu setzen, dass er sich nicht wohlfühlt.» Was passiere, wenn man keine Gratispunkte mit dem Aufschlag erhalte, habe man im Halbfinal von Rafael Nadal gegen Djokovic gesehen. «Dann spielt er unglaublich stark.»
Mit Nadal machte Djokovic kurzen Prozess.
Bild: WILL OLIVER/EPA/KEYSTONE
Warum Federer das erste Duell gewann:
- Der Aufschlag: Federer servierte im Gruppenspiel ausgezeichnet. Nicht nur auf den ersten Aufschlag, der zu 67 Prozent im Feld landete, sondern auch auf den zweiten konnte er sich verlassen. Zu 67 Prozent machte Federer im zweiten Anlauf den Punkt.
- Konstanz von der Grundlinie: Wie immer wollte Federer die Ballwechsel auch im ersten London-Duell kurz halten, doch selbst bei längeren Grundlinien-Duellen konnte der Schweizer Paroli bieten. Die wenigen Ballwechsel mit mehr als neun Schlägen gestaltete er ausgeglichen (4:4), wenn die Kugel fünf- bis neunmal übers Netz flog, hatte Federer gar die Oberhand.
- Wenig am Netz: Anders als gegen Wawrinka im Halbfinal war Federer im Gruppenspiel gegen Djokovic kaum am Netz. Bei den eher langsamen Bedingungen in der O2-Arena von London war die Angst zu gross, ins offene Messer zu laufen. Behält er diese Taktik bei?
- Variation beim Tempo: Djokovic ist von der Grundlinie wie ein Roboter, der Serbe bringt einfach alles zurück. Es sei denn, man durchbricht seinen Rhythmus. Federer variierte am Dienstag immer wieder geschickt das Tempo, nutzte Slice und Topspin ausgezeichnet und zwang Djokovic so zu mehr Risiko und Fehlern.
- Chancen genutzt: Im US-Open-Final verwertete Federer nur 4 seiner insgesamt 23 Breakbälle. Die Quote war lausig: 17 Prozent. Im Gruppenspiel ging er sorgfältiger mit seinen Möglichkeiten um: Vier von acht Breakchancen nutzte er, zwei von drei konnte er abwehren.
- Die Fehler von Djokovic: Der Serbe erwischte am Dienstag nicht seinen besten Tag. Vor allem im zweiten Satz reihte der «Djoker» Fehler an Fehler. Insgesamt unterliefen ihm 22 unerzwungene Fehler, bei nur 12 Winnern. Ungewöhnlich.
Die Statistiken des Gruppenspiels.
bild: Twitter
Die Statistiken des Gruppenspiels.
bild: twitter
Nachdem Djokovic gestern seine Bilanz gegen Nadal mit dem 23. Sieg im 46. Spiel (erstmals überhaupt) ausgleichen konnte, möchte Djokovic heute das gleiche gegen Federer bewerkstelligen (aktuell 22:21 für den Schweizer). «Ich hoffe, ich spiele besser als am Dienstag», sagte der 28-jährige Serbe. «Wenn er gut drauf ist, ist es hart, gegen ihn zu spielen. Er variiert viel, sein Slice ist gefährlich, er kommt viel ans Netz und nimmt mir so Zeit weg.» Die Leistung gegen Nadal gebe ihm aber viel Zuversicht. (pre/si)
Die Tennisstars als Comic-Helden
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Die tschechische Marketing-Agentur «X Production Digital» hat die acht Masters-Teilnehmer für einmal etwas anders in Szene gesetzt: Novak Djokovic als «Djoker».
quelle: xproduction.com
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