Die randalierenden Matchbesucher des Zürcher Fussballclubs GC am Sonntag in Basel sind kein Einzelfall. Seit dem Rückrundenstart im Februar hat das Gewaltpotenzial in den Fanzügen zugenommen.
Die SBB fordert nun Charterverträge mit den Fussballclubs, wie SBB-Sprecher Christian Ginsig sagt.
Die Auswertung zu den Fantransporten im laufenden Jahr zeigt es deutlich: Ausschreitungen in den von der SBB freiwillig zur Verfügung gestellten Extrazügen sind eher die Regel als die Ausnahme. Zwischen Anfang Februar und Mitte April dokumentierte die SBB 20 schwere Zwischenfälle, so genannte «rote» Ereignisse.
Im Papier, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt, ist beispielsweise die Rede von «Feuer im Zug», «Notbremse- und Feuerlöschermissbauch», «Sachbeschädigungen im Zug und Bahnhof» oder «Gleisüberschreitungen».
«Jedes Jahr hat die SBB ungedeckte Kosten in Höhe von drei Millionen Franken», sagt Ginsig auf Anfrage der sda. Die Haftungsregel, die in Artikel 41 des Obligationenrechts geregelt sei, komme oft nicht zur Anwendung. «Es ist fast unmöglich, den Schadensverursacher zu identifizieren, geschweige denn das Verschulden nachzuweisen.»
So trage die SBB, indirekt die Allgemeinheit, die Kosten. «Dies ist keine Lösung», sagt Ginsig. Deshalb fordert die SBB nun die Einführung von Charterverträgen, so dass künftig die Fussballclubs bei allfälligen Schäden aufkommen müssten. «Bei anderen Veranstaltungen wie dem Schwing- und Älplerfest ist das bereits gang und gäbe.»
Auch das Beispiel des Berner Fussballclubs Young Boys zeige, wie es funktionieren könnte. YB hat mit der SBB einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Dabei haftet der Club zwar nicht für Sach- und Personenschäden, entlastet aber vor allem das Personal der SBB.
«Die Transportpartnerschaft mit YB läuft gut», sagt Ginsig. Es gebe weniger Aggressionen gegenüber dem Bahnpersonal und auch weniger Beschädigungen. Auch die Fans des FC Aarau und des FC Thun sorgten vorbildlich dafür, dass die Extrazüge sauber verlassen würden. «Diese Clubs sind an einer Zusammenarbeit interessiert, um Littering zu verhindern.»
Doch auch wenn auch mit Vertretern anderer Fanorganisationen laut Ginsig «immer wieder gute Gespräche stattfinden» – eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. «Es sind von vielen Seiten Bemühungen zu spüren.»
Eine bessere Handhabe gegen Zwischenfälle wie jene am Sonntag in der Region Basel soll die Revision des Personenbeförderungsgesetzes schaffen. Eine Lockerung der Transportpflicht soll es Bahn- oder Busunternehmen erlauben, Sportfans auf spezielle Züge oder Busse zu verweisen. Zudem soll eine Rechtsgrundlage dafür geschaffen werden, dass Sportklubs unter gewissen Voraussetzungen für die Schäden haften, die ihre Anhänger verursachen.
Der Nationalrat wies die Vorlage in der Frühjahressession mit der Begründung an den Bundesrat zurück, dass sie gar nicht umsetzbar sei. Die Verkehrskommission des Ständerats diskutiert am Montag über die Gesetzesrevision. (jas/sda)