Wäre alles wie geplant, dann müsste er sich jetzt mit der Linienwahl auf der Streif beschäftigen und mit dem Servicemann über die richtige Ski-Wahl diskutieren. Doch die Saison lief nicht wie geplant. Und deshalb ist Patrick Küng aus einem anderen Grund nach Kitzbühel gereist, als um die Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag zu bestreiten. Der Glarner gab am späten Nachmittag seinen Rücktritt bekannt. Der 35-Jährige glaubt nicht mehr daran, den Anschluss an die Spitze noch einmal schaffen zu können.
In diesem Winter schaffte es Küng in vier Rennen nur zwei Mal in die Weltcup-Punkte, ein 17. Rang war sein Bestresultat. Zuletzt musste Küng auf einen Start am Lauberhorn verzichten, nachdem er im Training gestürzt war und dabei unter anderem eine Hirnerschütterung erlitten hatte.
Seinen grössten Tag als Sportler hatte Patrick Küng am 7. Februar 2015. In Beaver Creek wurde er, nach einem eher durchzogenen Winter, überraschend Abfahrts-Weltmeister.
Doch nachdem er wenige Monate später eine Knieverletzung erlitt, fand er den Weg zurück an die Spitze nie mehr. Ein schöner Ausreisser nach oben – und dennoch eine Enttäuschung – war der vierte Rang an der Heim-WM 2017 in St.Moritz, als Küng die Bronze-Medaille in der Abfahrt nur um zwei Hundertstel verpasste.
Küng war ein Spätzünder, der erst kurz nach seinem 25. Geburtstag im Weltcup debütierte. Etwas mehr als ein Jahr später gelang ihm erstmals der Sprung aufs Podest: In Garmisch-Partenkirchen wurde er Dritter in der Abfahrt. In der Folge bremsten ihn wie schon in jüngeren Jahren mehrere Verletzungen. Doch der Glarner kehrte stark zurück: Im Dezember 2013 feierte er im Super-G von Beaver Creek seinen ersten Weltcupsieg, einen Monat später triumphierte er im Abfahrtsklassiker am Lauberhorn in Wengen – nebst WM-Gold sein wertvollster Triumph.