Ab Mitte Dezember folgen die traditionellen Schweizer Wintersport-Highlights Schlag auf Schlag. Den Anfang macht der Langlauf-Weltcup in Davos und die alpinen Rennen der Frauen in St. Moritz am 11./12. Dezember. Danach stehen Skicross in Arosa, Skispringen in Engelberg und zum Jahresabschluss der Start zur Tour de Ski in Lenzerheide auf dem Programm. Und der Januar ist reserviert für die beiden Alpin-Klassiker der Männer in Adelboden und Wengen.
Doch anstatt Vorfreude auf den Gourmetschmaus überwiegt auf einmal Verunsicherung und grosser Druck. Nach Absagen oder Geisterrennen im Vorwinter bereitete man sich bis vor wenigen Stunden auf eine Rückkehr zur Normalität vor – mit Schutzkonzept zwar, aber eben auch mit Fans und Stimmung am Pistenrand.
Seit der Absage der Winteruniversiade herrscht aber Alarmstufe Rot. Die Telefonleitungen in der Zentrale von Swiss Ski liefen in den letzten Stunden heiss. Die möglichen Folgen der Einreisebeschränkungen und Quarantänevorgaben hängen wie eine dunkle Gewitterwolke über dem Schweizer Skisport.
Barbara Flury, OK-Präsidentin von Davos Nordic, sagt stellvertretend: «Ich bin kurz zusammengezuckt, als ich von der Absage erfuhr. Mir fehlen jegliche Informationen, was das für unseren Anlass in zwei Wochen heisst. Aber es ist mir bewusst, dass ich mit einer negativen Überraschung rechnen muss.»
Auch vom Bundesamt für Sport, dessen Einsatz in den vergangenen Monaten für Ausnahmeregelungen bei Spitzensport-Events gesorgt hat, kamen keine ermutigenden Neuigkeiten. Baspo-Direktor Matthias Remund sagte am Montagnachmittag: «Aktuell gibt es keine Ausnahmen für den Sport, was Einreise und Quarantäne betrifft.»
Auf der täglich wachsenden Liste jener Länder, von wo aus Reisende nach ihrer Ankunft in der Schweiz zehn Tage in Quarantäne müssen, fehlten zuerst relevante Wintersport-Nationen. Doch wie schnell es gehen kann, zeigte sich am späteren Montagabend. Neu ist auch Kanada aufgeführt. Von dort her soll der gesamte Skizirkus der Frauen nach den Rennen von Lake Louise am kommenden Wochenende nach St. Moritz dislozieren. Ohne Änderung der aktuellen Praxis kann im Engadin kein Weltcup stattfinden.
Während die alpinen Skifahrerinnen und Skifahrer zumindest die bewährte «Blase» als Argument anführen können, hat die FIS im Langlauf und Skispringen in diesem Winter auf eine konsequente «Bubble» verzichtet. Dass Athletinnen und Athleten zwischen den Weltcups nach Hause fahren, verbessert die Einreisesituation in die Schweiz nicht.
Neben der neuen Virusvariante Omikron droht für den Wintersport auch mit «Delta» Gefahr. Sollte der Bundesrat angesichts steigender Fallzahlen die Massnahmen verschärfen, muss man sich nicht nur erneut auf Geisterrennen einstellen. Auch eine mögliche 2G-Regel könnte gewissen Organisatoren übel mitspielen. Eingeweihte Kreise erzählen von nicht gerade berauschenden Impfquoten unter Helferinnen und Helfern in einigen Bergtälern. Adelboden ist ein solches Beispiel.
Am Dienstag trifft sich nicht nur der Bundesrat zur Krisensitzung. Auch Swiss Ski plant eine Telefonkonferenz mit den Veranstaltern. Beruhigungspillen wird man nicht abgeben können.
Wetten, dass das nicht geschieht mit Ländern wie D, F, A, I, und USA?