Frankreich hat einige bekannte Surf-Spots, etwa Biarritz nahe den Pyrenäen oder in der Bretagne. Aber Frankreich besitzt auch Überseegebiete. Und deshalb finden die Surfwettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 ein bisschen weiter entfernt von Paris statt.
15'760 Kilometer weiter weg, um genau zu sein. In Tahiti, einem Inselstaat im Pazifik.
«Das ist eine wunderbare Überraschung und eine Anerkennung für unsere Geschichte, denn Polynesien ist die Wiege des Surfens», sagte Lionel Teihotu, der Präsident des Surfverbandes von Tahiti, zur Agentur AFP.
Die Bewerbung setzte sich als Austragungsort gegenüber Kandidaten im Südwesten Frankreichs sowie in der Bretagne durch. Der geplante Austragungsort Teahupoo ist für mächtige Wellen bekannt, die eine Höhe von bis zu sieben Metern erreichen können. Seit zwei Jahrzehnten wird dort ein Event der World-League-Tour ausgetragen.
Auch die anderen vier Dossiers seien sehr gut gewesen, betonte der Präsident des französischen Surfverbands, Jean-Luc Arassus, in «L'Equipe». Doch Tahiti sei die beste Wahl. Getroffen habe man den Entscheid, der von vielen Surfern mitgetragen werde, aufgrund sportlicher Kriterien. Laut Meteo France sind die Chancen, dass es auf Teahupoo «bessere» Wellen hat als in Europa zur Zeit der Olympischen Spiele Ende Juli/Anfang August, grösser.
«Diese Welle, dieses Wasser … das Mana des Surfens ist da und das kann dem Anlass eine unglaubliche Dimension verleihen», freut sich Arassus schon jetzt. Unter Mana verstehen die Bewohner der Südsee eine geheimnisvolle, übernatürliche Kraft, welche Aussergewöhnliches bewirke.
Kritisiert wurde im Vorfeld des Entscheids, dass in Teahupoo bislang keine Frauen-Wettkämpfe ausgetragen wurden, weil die Wellen für sie als zu gefährlich taxiert werden. Man werde eine Lösung finden, versprach Tahitis Verbandspräsident. «Wir können die Frauen zu einer Tageszeit surfen lassen, zu der die Wellen weniger kräftig sind.»
Dass Bewerbe einzelner Sportarten an einem anderen Ort ausgetragen werden als im Umland des Hauptortes der Olympischen Spiele, kam auch schon früher vor. So wurde um die Medaillen im Springreiten 1956 nicht in Melbourne, sondern in Stockholm gekämpft. Die australischen Behörden hatten strenge Quarantäne-Vorschriften, welche eine Einreise der Pferde verhinderten.
Surfen gibt bei den Spielen 2020 in Tokio sein Olympia-Debüt. Auch in Japan wird es Bewerbe geben, die weit von der Hauptstadt entfernt ausgetragen werden. Aus klimatischen Gründen finden die Marathons und die Wettkämpfe im Gehen im 800 Kilometer entfernten Sapporo statt, wo es kühler sein soll.
Die Ausrichter der Spiele 2024 wollen dafür sorgen, dass auch die Surfer nach Beendigung ihrer Wettkämpfe olympisches Flair geniessen können. Es ist laut Arassus geplant, dass die Sportler danach nach Paris reisen. Nebst dem Surf-Entscheid haben die Olympia-Organisatoren einen weiteren Austragungsort bestimmt. Auf der Place de la Concorde wird um Medaillen im Skateboard, BMX Freestyle, Breakdance, Klettern und 3-gegen-3-Basketball gekämpft werden.