Roger Federer steht nach dem Auftaktsieg gegen Marinko Matosevic in der zweiten Runde in Flushing Meadows. Der Maestro streute dabei auch einen Tweener und weitere Zauberschläge ein, gestand aber: «Ich hätte gerne noch etwas mehr Spektakel gezeigt.»
Nächster Gegner ist jetzt Sam Groth. Noch beim Platzinterview wurde Federer darüber aufgeklärt, dass dieser mit 163 Meilen pro Stunde (263 km/h) den Aufschlagsweltrekord hält. «Whaaat?!?», rutschte es aus dem Schweizer heraus und er schüttelte ungläubig den Kopf, ehe der Moderator einschränkte: «Das war bei einem Challenger-Turnier.»
Die allgemein schon gute Stimmung wurde noch besser, als der 33-Jährige anschliessend gefragt wurde, was er denn von Groth erwarte: «Einige krachende Aufschläge, vielleicht?», antwortete die Weltnummer 3 halb im Scherz und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Der fünffache US-Open-Sieger legte dann doch noch eine seriöse Antwort nach: «Das liegt ja auf der Hand. Groth ist bekannt für seinen schnellen Service. Aber wir werden auch die Wetterbedingungen abwarten müssen. Ich habe noch nie gegen ihn gespielt.»
Dass der 17-fache Grand-Slam-Sieger Federer noch nie gegen Groth gespielt hat, ist wenig verwunderlich. Der 26-Jährige ist zwar schon seit 2006 Profi, er kämpft sich allerdings meist an Challenger-Turnieren durch das Jahr. Der 6:3, 7:6 (7:5), 6:3-Erfolg gegen Alberto Ramos-Vinolas in Runde 1 im Big Apple war der erste Major-Sieg des Australiers. Zuvor scheiterte er zweimal beim Australian Open und diesen Sommer in Wimbledon (5:7, 6:7, 6:7 gegen Alexander Dolgoporov) jeweils in der ersten Runde.
Zuvor hatte der 1,94 m grosse einstige Australian-Rugby-Brocken in diesem Jahr einzig in Bogota (250er-Turnier) und Newport (500er-Turnier) Siege auf der ATP-Tour einfahren können. Auf dem Rasen von Newport stürmte er immerhin bis in den Halbfinal, wo er mit Ivo Karlovic einem anderen Aufschlaghünen unterlag.
Bekannt ist Groth daher bisher eigentlich nur für seinen Aufschlag-Weltrekord in Busan (Südkorea) an einem Challenger-Turnier 2012. Die ATP anerkennt die Rekorde an Challenger-Turnieren allerdings normalerweise nicht an, weil die Messungen zu ungenau seien. Darum ist hochoffiziell Ivo Karlovic mit 251 km/h noch immer Weltrekordler.
Obwohl der Aufschlag natürlich immer das Thema ist beim gross gewachsenen Australier: Seine Statistik im ersten Spiel war nicht wirklich überragend. Groth schlug «nur» zwölf Asse, womit er bei den Turnierstatistiken weit hinter Leader Gilles Simon (38) liegt und nicht in den Top 20 zu finden ist. Demgegenüber stehen sechs Doppelfehler, allerdings musste der Australier Ramos-Vinolas keinen Breakball zugestehen.
Von seinen ersten Aufschlägen landeten 58 Prozent im Feld, gut jeden dritten Punkt machte der Australier dann auch. Immerhin holt die Nummer 104 der Weltrangliste 88 Prozent der Punkte, bei denen der erste Service kommt. Den selben Wert erreichte auch Federer in seinem Startspiel.
Auf das Spiel gegen den Schweizer freut sich Groth: «Vielleicht wird das eine Erfahrung fürs Leben. Aber ich gehe nicht hin und rechne mir keine Chance aus. Ich werde mein Bestes geben.» Einen Spaziergang kann Federer also nicht erwarten. Groth lässt allerdings auch Respekt durchblicken: «Wenn er zu gut ist, ist er zu gut.»