Mit seinem Turniersieg in Schanghai, dem 81. in seiner Karriere, hat Roger Federer einen weiteren Schritt auf dem Weg zurück an die Spitze der Weltrangliste gemacht. Mit den 1000 Punkten, die er für den Erfolg in der chinesischen Metropole erhält, grüsst er wieder von Rang 2 der Weltrangliste; Federer überholte Rafael Nadal. Schon dies ist ein Erfolg: Letztmals war der Schweizer im Mai 2013 der zweitbeste Tennisspieler des Planeten.
Im laufenden Jahr hat Federer 990 Punkte weniger gewonnen als Novak Djokovic, die Weltnummer 1 aus Serbien. Das ist einerseits eine grosse Differenz. Aber bei einer genaueren Betrachtung auch eine Lücke, die Federer zu schliessen im Stande ist.
Federer kann, wenn er bis Ende Jahr alle Partien gewinnt, noch 3190 Weltranglistenpunkte holen. Djokovics Programm erlaubt dem Serben hingegen nur noch, sein Konto im besten Fall um 2500 Zähler aufzustocken.
Prognosen sind nur mit Vorsicht anzustellen. Federer selber hat in Schanghai einmal mehr bewiesen, dass Triumphe und Tränen oft sehr nahe beisammen sind. Gegen Leonardo Mayer musste er fünf Matchbälle abwehren, im Final gegen Gilles Simon hatte der Franzose in beiden Durchgängen Satzbälle und verlor schliesslich nur knapp 6:7, 6:7.
Erlaubt ist es dennoch, sich mit Federers Weg zurück von Rang 8 im März 2014 auf Rang 1 zu beschäftigen. Es wäre auf alle Fälle ein äusserst beeindruckendes Comeback des 33-Jährigen, den viele Beobachter und Fans schon mehr als einmal abgeschrieben hatten. Und eines, das Federer einen Bonus von 5 Millionen Dollar einbringen würde. So viel kommt dank Vereinbarungen mit seinen Sponsoren zusammen, wenn er noch einmal die Nummer 1 ist – erstmals wieder seit November 2012.
Federer spielt in dieser Saison noch in Basel, Paris-Bercy, an den ATP-Finals in London sowie im Final des Davis Cups. Novak Djokovic hingegen plant, nur noch in der französischen und der englischen Hauptstadt anzutreten. Es könnte sogar sein, dass der Serbe gar eines der beiden Turniere auslässt, weil er und Gattin Jelena erstmals Eltern werden.
Federer hat es zwar in der eigenen Hand, die Nummer 1 zu werden. Sollte jedoch Djokovic in Paris oder London triumphieren, kann der Schweizer den Rückstand nicht mehr aufholen. Um die Saison zum insgesamt sechsten Mal als Tennis-König zu beenden, müsste der Serbe bei realistischer Betrachtung straucheln. Die Rückeroberung des Tennis-Throns ist für Federer also eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe.