Nach 1:18 Stunden Spielzeit verwandelt der 18-jährige Berner Dominic Stricker (ATP 419) bei den Geneva Open seinen ersten Matchball in seinem ersten Spiel bei einem ATP-Turnier und bezwingt den Kroaten Marin Cilic (32, ATP 46) mit 7:6 (7:5), 6:1. Der Sieg gegen die ehemalige Nummer 3 der Welt und den US-Open-Sieger von 2014 ist der vorläufige Höhepunkt eines kometenhaften Aufstiegs.
Im letzten Oktober gewann Stricker das Junioren-Turnier der French Open, im März stürmte er in Lugano mit einer Wildcard zum ersten Profi-Titel. Als Weltnummer 874 angetreten, schlug der Berner die Nummern 203 (Jay Clarke), 333 (Tim van Rijthoven), 213 (Daniel Masur), 109 (Yuichi Sugita) und 389 (Witali Satschko) der Welt.
Bei seinem Debüt gegen Cilic überzeugt der Linkshänder auf der ganzen Linie. Stricker gelingen 9 Asse (gegenüber nur 4 beim 1,98 Meter grossen Cilic), er wehrt zwei von vier Breakchancen ab, überzeugt in der Defensive und lässt sich nur äussert selten anmerken, dass es für ihn das erste Spiel auf diesem Niveau ist.
Das beeindruckt: Auch Roger Federer, dessen Coach Severin Lüthi und den Olympia-Sieger von 1991, Marc Rosset, die sich das Spiel von der Tribüne aus anschauen. Durch den Erfolg wird sich Stricker in der Weltrangliste um weitere 40 Positionen verbessern und in die Top 400 vorstossen. Vor einem halben Jahr belegte er noch den 1150. Rang.
Strickers Partie hätte eigentlich schon am Montag stattfinden sollen, fiel aber dem regnerischen Wetter zum Opfer. Dass ihm die Feuerprobe auf diese überzeugende Art und Weise gelingt, ist umso erstaunlicher, denn «natürlich war ich sehr nervös.» Nach dem Sieg sagte Stricker:
Und dass Roger Federer seine Partie mitverfolgt hat? «Eine grosse Ehre!»
Strickers Gegner in den Achtelfinals ist der Ungar Marton Fucsovics (29, ATP 40). Und wer weiss: Vielleicht kommt es in den Viertelfinals zum Duell zwischen Roger Federer (39) und dem halb so alten Dominic Stricker.