«Der Start des Franzosen Gilles Simon an den Australian Open ist fraglich, nachdem er sich am Freitag in Kooyong am Knöchel verletzt hat.» Exakt eine Woche alt ist diese Agenturmeldung und die Ungewissheit über ein Antreten Simons in Melbourne ist längst abgehakt.
Zwei Spiele hat Gilles Simon bestritten und beide gewonnen – beide nach fünf Sätzen. Die Voraussetzungen waren alles andere als günstig. In Melbourne herrschten Temperaturen von über 40 Grad und noch am Wochenende war die Nummer 18 des Turniers mit Krücken gesichtet worden.
«Der Arzt meinte, ich müsse etwa drei Wochen pausieren», verriet der 29-Jährige und lobte seinen Physiotherapeuten, der ihn entgegen dieser Prognose noch rechtzeitig fit bekam. «Zum Glück war meine erste Partie erst am Dienstag, am Montag wäre es noch unmöglich gewesen.»
Das Startrundenspiel gegen Daniel Brands wurde zu einer Aufschlagschlacht: 32 Asse servierte Simon («so viele wie noch nie in meiner Karriere»), gar 41 Asse standen am Ende auf dem Konto des Deutschen.
Wait. Simon is in a FIFTH set? I thought he needed crutches?!
— risha; (@risha_) 14. Januar 2014
«Mein Ziel war es, möglichst wenig laufen zu müssen, deshalb musste mein Service richtig gut sein», sagte der Franzose nach dem 6:7, 6:4, 3:6, 6:3, 16:14. «Ich wollte die Ballwechsel so kurz wie möglich halten und habe deshalb noch einen persönlichen Rekord aufgestellt: 55 Mal bin ich ans Netz gestürmt, um den Punkt möglichst schnell zu beenden.»
4 Stunden und 32 Minuten lang kämpfte Simon gegen Brands, die Hitze und gegen seinen geschundenen Körper. Sieben Matchbälle des Gegners wehrte er dabei ab. «Es war grenzwertig, hier anzutreten», gab Simon nach dem Sieg zu. Er habe ziemliche Schmerzen gespürt und sei einfach glücklich, eine Runde weiter zu sein.
Gilles Simon signs the autographs after his 16-14 win in final set against Daniel Brands, the set lasted 1hr 55 mins pic.twitter.com/MvozCDsFoD
— Alistair Bruce-Ball (@alibruceball) 14. Januar 2014
Beim Jubeln wusste er noch nicht, dass ihm die nächste Partie über fünf Sätze bevorsteht. Denn auch gegen den Kroaten Marin Cilic musste Simon über die maximale Distanz.
4:6, 7:6, 6:7, 6:1, 6:2 hiess es nach weiteren 3 Stunden und 57 Minuten im Glutofen von Melbourne. Bilder des Sieges gegen Marin Cilic gibt es nicht, weil die Organisatoren die Partie auf den Nebenplatz 15 verbannten, wo keine Kameras stehen.
«Das war wirklich ein gutes Spiel von mir», war der in Neuenburg lebende Franzose zufrieden. «Gegen Brands war es wie im Casino, das Weiterkommen ein kleines Wunder. Gegen Cilic war es anders. Ich war genügend erholt und spürte kaum mehr Schmerzen. Das war eine grosse Erleichterung!»
Twitter war nach dem zweiten Marathonsieg voll mit begeisterten Fans:
Gilles Simon is my hero. 10 sets over 8 hours in 40° heat after being on crutches less than a week ago! @AustralianOpen #superman
— Chris Dupres (@dupes420) 16. Januar 2014
L'expression préférée de Gilles Simon : "Give me five !" #GillouFacts
— DoubleFaute (@Double_Faute) 16. Januar 2014
The ONLY 10-set #warrior through 2 rounds at the #AusOpen? That'd be Gilles Simon, who was on crutches days ago. Faces Tsonga next #ESPNAO
— ESPNTennis (@ESPNTennis) 16. Januar 2014
What in the world?! Gilles Simon won his second 5-setter yesterday. What is he made of? Titanium? This man is wow just wow.
— Nur Syafiqah (@meetsyafiqah) 17. Januar 2014
Am Freitag war Simon bereits wieder im Training:
Another 5 set victory for #GillesSimon last night! Recover well Gilles ^MM pic.twitter.com/uwqfJQk7a4
— adidas tennis (@adidastennis) 16. Januar 2014
Nun kommt es in der dritten Runde zum Aufeinandertreffen mit Landsmann Jo-Wilfried Tsonga. Der ist einerseits die Weltnummer 10 und stand andererseits in Melbourne nicht einmal halb so lange auf dem Platz wie Simon.
Wer als Favorit in dieses Spiel geht, ist klar. Aber ebenso klar ist, dass ein Spieler mit Kämpferqualitäten, wie sie Gilles Simon in diesen Tagen gezeigt hat, immer eine Chance hat.
In Frankreich wird jedenfalls bereits gefordert, Simon für die nächsten Olympischen Sommerspiele als Marathonläufer anzumelden…
Pour les prochains JO, le comité olympique à décidé de renommer l'épreuve du marathon par l'épreuve de Gilles Simon. #GillouFacts
— Tennis Apéro (@TennisApero) 16. Januar 2014