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Eben noch an Krücken, jetzt in der dritten Runde – die unglaubliche Geschichte von Marathon-Mann Gilles Simon

Zwei Fünfsatz-Siege in der Hitze

Eben noch an Krücken, jetzt in der dritten Runde – die unglaubliche Geschichte von Marathon-Mann Gilles Simon

Zwei Tage vor dem Start der Australian Open ging der Franzose Gilles Simon noch an Krücken. Nun kämpft er um den Einzug in die Achtelfinals – dank zwei dramatischen Fünfsatz-Siegen und achteinhalb Stunden Tennis.
17.01.2014, 13:33
Ralf Meile
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«Der Start des Franzosen Gilles Simon an den Australian Open ist fraglich, nachdem er sich am Freitag in Kooyong am Knöchel verletzt hat.» Exakt eine Woche alt ist diese Agenturmeldung und die Ungewissheit über ein Antreten Simons in Melbourne ist längst abgehakt.

Zwei Spiele hat Gilles Simon bestritten und beide gewonnen – beide nach fünf Sätzen. Die Voraussetzungen waren alles andere als günstig. In Melbourne herrschten Temperaturen von über 40 Grad und noch am Wochenende war die Nummer 18 des Turniers mit Krücken gesichtet worden.

2 Spieler, 5 Sätze, 73 Asse

«Der Arzt meinte, ich müsse etwa drei Wochen pausieren», verriet der 29-Jährige und lobte seinen Physiotherapeuten, der ihn entgegen dieser Prognose noch rechtzeitig fit bekam. «Zum Glück war meine erste Partie erst am Dienstag, am Montag wäre es noch unmöglich gewesen.»

Das Startrundenspiel gegen Daniel Brands wurde zu einer Aufschlagschlacht: 32 Asse servierte Simon («so viele wie noch nie in meiner Karriere»), gar 41 Asse standen am Ende auf dem Konto des Deutschen.

«Mein Ziel war es, möglichst wenig laufen zu müssen, deshalb musste mein Service richtig gut sein», sagte der Franzose nach dem 6:7, 6:4, 3:6, 6:3, 16:14. «Ich wollte die Ballwechsel so kurz wie möglich halten und habe deshalb noch einen persönlichen Rekord aufgestellt: 55 Mal bin ich ans Netz gestürmt, um den Punkt möglichst schnell zu beenden.»

4 Stunden und 32 Minuten lang kämpfte Simon gegen Brands, die Hitze und gegen seinen geschundenen Körper. Sieben Matchbälle des Gegners wehrte er dabei ab. «Es war grenzwertig, hier anzutreten», gab Simon nach dem Sieg zu. Er habe ziemliche Schmerzen gespürt und sei einfach glücklich, eine Runde weiter zu sein.

Der Matchball beim Sieg gegen Daniel Brands.Video: Youtube/ESPN
Gilles Simon im Interview nach dem Auftaktsieg gegen Daniel Brands.Video: Youtube/ATPWorldTour

Noch einmal fast vier Stunden

Beim Jubeln wusste er noch nicht, dass ihm die nächste Partie über fünf Sätze bevorsteht. Denn auch gegen den Kroaten Marin Cilic musste Simon über die maximale Distanz.

4:6, 7:6, 6:7, 6:1, 6:2 hiess es nach weiteren 3 Stunden und 57 Minuten im Glutofen von Melbourne. Bilder des Sieges gegen Marin Cilic gibt es nicht, weil die Organisatoren die Partie auf den Nebenplatz 15 verbannten, wo keine Kameras stehen.

«Das war wirklich ein gutes Spiel von mir», war der in Neuenburg lebende Franzose zufrieden. «Gegen Brands war es wie im Casino, das Weiterkommen ein kleines Wunder. Gegen Cilic war es anders. Ich war genügend erholt und spürte kaum mehr Schmerzen. Das war eine grosse Erleichterung!»

Wirklich frisch wirkt Simon im Spiel gegen Cilic nicht mehr.
Wirklich frisch wirkt Simon im Spiel gegen Cilic nicht mehr.Bild: sarahcastagnet.tumblr.com

 

Twitter war nach dem zweiten Marathonsieg voll mit begeisterten Fans: 

 

Am Freitag war Simon bereits wieder im Training:

Nun gegen Tsonga

Nun kommt es in der dritten Runde zum Aufeinandertreffen mit Landsmann Jo-Wilfried Tsonga. Der ist einerseits die Weltnummer 10 und stand andererseits in Melbourne nicht einmal halb so lange auf dem Platz wie Simon.

Wer als Favorit in dieses Spiel geht, ist klar. Aber ebenso klar ist, dass ein Spieler mit Kämpferqualitäten, wie sie Gilles Simon in diesen Tagen gezeigt hat, immer eine Chance hat.

In Frankreich wird jedenfalls bereits gefordert, Simon für die nächsten Olympischen Sommerspiele als Marathonläufer anzumelden…

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