Rafael Nadal hat viele Übernamen. Der wohl eingängigste – und gleichzeitig passendste – von allen lautet «der Stier von Manacor». Denn die eine Parallele zu diesem Geschöpf macht ihn zu dem, was er ist: Mit Vollgas zu attackieren, ohne Rücksicht auf eigene Verluste.
So hat der Spanier so manches grosses Turnier und insgesamt bereits 14 Grand-Slam-Titel gewonnen. Diese Zahl könnte derweil noch viel grösser sein, hätte ihn nicht der grösste Nachteil seiner stierhaften Spielart immer wieder zurückgeworfen: Verletzungen.
Das «Knie der Nation» wurde in Spanien in den letzten Jahren fast ununterbrochen betrauert, dazu kamen Probleme im rechten Handgelenk und im linken Fuss. Zahlreiche Muskelfaserrisse an den verschiedensten Stellen runden das traurige Bild ab.
Ich hoffe, dass falls wir von einer Nadal Verletzung hören (rechtes Bein?), niemand die Leistung Berdych schmälert. Wäre schade.
— Philipp Joubert (@PhilippJoubert) 27. Januar 2015
Auch am Australian Open in der Viertelfinal-Partie gegen Berdych sah der Spanier nicht immer gut aus. Bereits wird über eine Verletzung am rechten Bein gemunkelt. Wie immer werden auch Stimmen laut, die den Spanier ein für alle mal abschreiben, dass die Verletzungen langsam Überhand gewinnen und er sich den Grand-Slam-Rekord von Roger Federer (17 Titel) an den Hut schmieren kann.
Dabei vergessen alle: Nadal ist ein Stier. Und wer schon einmal einen spanischen Stierkampf miterlebt hat, der weiss, wie schwierig es ist, diese Tiere zu brechen, wie oft sie wieder aufstehen und zurückschlagen.
«Ich werde hart daran arbeiten, um richtig zurückzukehren.» Kein Zweifel bleibt am Wahrheitsgehalt dieser Worte nach einem Blick in Nadals grimmiges Gesicht an der Pressekonferenz. Er will auch nur das Positive mitnehmen:
«Ohne mein bestes Tennis habe ich es bis in den Viertelfinal geschafft. Das ist überhaupt kein schlechtes Resultat.»Im Juli 2012 schien Nadal bereits einmal am Ende: Nach zwei durchzogenen Jahren mit für seine Verhältnisse mickrigen sieben Titeln zog sich der Spanier einen Teilriss in der Patellasehne zu und fiel acht Monate aus. Und die Kritiker schrieben ihn tot.
Die Auferstehung folgte im Februar 2013. Nadal kehrte auf die Tour zurück und schnappte sich in neun Monaten zehn Turniersiege, darunter zwei Grand-Slams. Und sämtlichen Kritikern fiel die Kinnlade herunter.
Nadal wird zweifellos auch in Zukunft wieder von Verletzungen geplagt werden. Doch er zählt trotz seiner zahlreichen Erfolge erst 28 Jahre – und wird zweifellos auch für die grossen Turniere wieder zurückkehren. Und dann möglicherweise auch Federers Rekord knacken.