Zu sagen, die Neujahrs-Schwalbe im Fratton Park habe für grossen Wirbel gesorgt, wäre masslos übertrieben. Weder im Matchbericht der BBC noch in dem des Guardian wird die Szene überhaupt erwähnt. Dabei ist sie wirklich äusserst witzig:
Die Szene ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich die Medienwelt in den letzten Jahren verändert hat. Jede Wette, dass die einschlägigen Portale – selbstverständlich auch watson – die «Gegenschwalbe» von Sean Davis im Spiel zwischen Portsmouth und Tottenham (1:1) gross thematisieren würden, wenn sie heute passierte. Und auf Social Media wäre Davis noch vor dem Schlusspfiff viral gegangen.
Davis setzt 2007 zum kleinen Singvogel an. Der Mittelfeldspieler von Portsmouth befindet sich im Zweikampf mit seinem Gegenspieler Lee Young-Pyo. Als dieser etwas gar widerstandslos zu Boden geht, zeigt Sean Davis dem Koreaner, was er davon hält. «Deine Schwalbe ist lächerlich. SO geht eine richtige Schwalbe», gibt er Lee über alle Sprachgrenzen hinaus zu verstehen.
Das Publikum tobt, schliesslich ist so ein Gaudi genau das richtige, wenn man mit einem Silvester-Kater im kalten Stadion hockt. Der englische Ex-Nationalstürmer Gary Lineker kommentiert im Fernsehen: «Was Davis gemacht hat, fasst zusammen, was wir alle von Schwalben halten.»
Dabei handelt es sich keineswegs um eine Uraufführung. Schon Jahrzehnte vorher, im November 1971, wirft sich Manchester-City-Spieler Francis Lee im Derby gegen Manchester United spektakulär in den Rasen:
Ob sich Davis von Altmeister Lee inspirieren liess? Gut möglich, denn die Szene wird in England in den Jahren danach immer wieder gezeigt, wenn ein Manchester-Derby ansteht. Oder sprachen Davis' Lehrmeister doch eher Italienisch?