«Ich rollte mich in einer Ecke zusammen und weinte lange», erinnert sich Roger Federer in der «L'Equipe» an den verlorenen Olympia-Halbfinal 2000 gegen Tommy Haas.
Der Final und eine sichere Medaille sind weg – und auch aus Bronze wird nichts. Gegen den Franzosen Arnaud de Pasquale wirft er mehrmals im Frust das Racket auf den Boden, er verliert in drei Sätzen.
Und dennoch ist der Tag der grossen Niederlage einer, den Federer für den Rest seines Lebens nie mehr vergessen und in positiver Erinnerung behalten wird.
Denn noch am gleichen Abend küsst Roger Federer erstmals die Frau, die seine Gattin und Mutter von vier gemeinsamen Kindern werden wird: Miroslava «Mirka» Vavrinec.
Der 19-jährige Baselbieter und die drei Jahre ältere Thurgauerin lernen sich im Olympischen Dorf kennen. Gemeinsam mit Emmanuelle Gagliardi teilen sie dort eine Wohnung, kommen sich näher.
Es funkt beim gemeinsamen Jassen mit den Schweizer Ringern. Diese greifen dem schüchternen Federer unter die Arme. «Wir wussten, dass Roger auf Mirka steht und haben ihm dann ein wenig geholfen», verrät Ringer Ludwig Küng viele Jahre später im «Wohler Anzeiger». Kurzerhand sperren sie die beiden vor die Tür und sagen ihnen: «Jetzt lernt ihr euch kennen.»
Federer sträubt sich laut Küng dagegen, doch die Ringer lassen die Turteltauben nicht hinein. Nach einer Viertelstunde seien sie zurückgekehrt, lachend. «Von da an waren sie ein Paar», schildert Küng. Vavrinec hat Federers vorherige Avancen gar nicht bemerkt, wie sie einst im «Sonntagsblick» gesteht. «Ich habe am Anfang gar nicht gemerkt, dass er ein wenig attackiert. Ich fand ihn sympathisch, er war ein lustiger Kerl, überhaupt kein Langweiler. Das gefiel mir.»
Fast ein Jahr lang können die beiden Verliebten ihre Beziehung geheim halten. Es ist eine Liaison zweier Dauerreisenden, schliesslich ist damals auch Vavrinec noch Tennisprofi. «Es ist nicht einfach, Gott sei Dank gibt es Telefon und SMS», sagt die Kreuzlingerin mit Wurzeln in der Slowakei, als die Beziehung öffentlich wird.
Bloss an den Grand-Slams und am Turnier von Key Biscayne spielen sie jeweils am gleichen Ort – und sinnigerweise in Australien, wo ihre Beziehung den Anfang fand. Beim Hopman-Cup 2002 in Perth stehen Federer und Vavrinec als Mixed-Doppel auf dem Platz, gewinnen eine von drei Partien (gegen das argentinische Duo Paola Suarez/Mariano Zabaleta).
Vavrinecs Karriere ist wenig später bereits zu Ende. Im Frühling 2002 muss sie wegen einer hartnäckigen Fussverletzung als erst 24-Jährige die Karriere beenden. Seither reist sie als managende Partnerin gemeinsam mit dem Tennis-Maestro um den Globus.
Bis auf Platz 76 schafft es Vavrinec in der Weltrangliste – in Roger Federers Herz gehört ihr bis heute Rang 1. Den muss sie sich freilich mit mittlerweile vier gemeinsamen Kindern teilen. Im April 2009 heiraten Federer und Vavrinec, im Juli bringt Mirka die Zwillingstöchter Myla und Charlene zur Welt und 2014 gebärt sie erneut Zwillinge, dieses Mal sind es Buben: Leo und Lenny.