El Escorial, eine Kleinstadt vor den Toren Madrids. Am Start zur 19. Etappe der Spanien-Rundfahrt steht Frank Vandenbroucke, den seine Teamkollegen schief anschauen. Denn laut dem «Blick» werden sie nur wenige Stunden zuvor Zeuge davon, wie der Belgier vom Ausgang zurückkehrt: «VdB» torkelt zum Zmorge, Champagnerflasche in der Hand, Zigarre im Mund. Er sieht die Blicke der anderen und entgegnet lässig: «Keine Panik, heute siege ich in Avila!»
Keine fünf Stunden nach dem Startschuss winkt in Avila vom Siegerpodest: Frank Vandenbroucke.
1999 ist Vandenbrouckes bestes Jahr: Er gewinnt Lüttich – Bastogne – Lüttich und Paris – Nizza, obwohl er raucht und säuft, sobald er nicht im Sattel sitzt. Und er bemüht sich offenbar auch gar nicht, seinen für einen Veloprofi ungewöhnlichen Lebensstil zu verbergen.
Der Italiener Nicola Miceli erinnert sich an jene Vuelta und einen Fahrer, der ihm selber schier die Lust aufs Velo genommen habe: Frank Vandenbroucke. «Er kam im Morgengrauen zurück, mit einem Mädchen im Arm, manchmal betrunken und dann fuhr er uns trotzdem um die Ohren. Du trainierst wie verrückt, ordnest alles dem Erfolg unter und dann siehst du so einen, wie er besser ist und du fragst dich: ‹Was zum Teufel mache ich noch hier?›»
Der Stern des Belgiers beginnt indes bald zu sinken. Er wird von Depressionen geplagt, hat Drogenprobleme, wegen häuslicher Gewalt die Polizei im Haus – und wird wie viele andere Rennfahrer seiner Generation wegen Doping gesperrt. Man findet verbotene Mittel und Vandenbrouckes durchaus originelle Reaktion darauf lautet: Das Clenbuterol sei für seinen Hund bestimmt gewesen. Einige Jahre später wird ihm in einem psychiatrischen Gutachten ein «Verlust des Realitätssinns» attestiert.
Als er im Sommer 2006 wieder einmal von einem Team entlassen wird, legt er sich laut der «Gazzetta dello Sport» eine neue Identität zu. Aus Frank Vandenbroucke wird Francesco Del Ponte, der sich anonym bei Amateur-Rennen in Italien fit hält. Ein Jahr darauf will sich «VdB» das Leben nehmen. Aber ein Teamkollege findet ihn, von einer Überdosis Schlaftabletten bewusstlos, noch rechtzeitig in seiner Wohnung und alarmiert den Notarzt.
Vandenbroucke gibt trotz allem ein Comeback, wechselt noch einmal fleissig die Teams, unternimmt einen zweiten Selbstmordversuch («Ich habe mir eine Dosis Insulin gespritzt, die selbst ein Pferd umgehauen hätte») und stirbt schliesslich am 12. Oktober 2009 den Tod eines Rockstars: Nach jahrelangem Drogenkonsum stirbt er in den Ferien im Senegal in den Armen einer Prostituierten.
Andernseits hat er das Motto 'YOLO' komplett ausgenutzt und ist auch ohne 'Doping' Etappensieger geworden.