Im kalifornischen Santa Clara spielt sich derzeit eine David-gegen-Goliath-Story ab: Auf der einen Seite steht die National Football League, der Verband der wichtigsten Sportart in den USA, Spieler mit Millionen-Gehältern, TV-Verträge in Milliardenhöhe. Auf der anderen die Santa Clara Youth Soccer League. Betrieben von Eltern und freiwilligen Trainern, die Spieler tragen Zahnspangen, TV-Verträge hat hier niemand.
Im Mittelpunkt des Streits steht ein Ereignis, auf das viele Sportfans hinfiebern: der Super Bowl 50, die fünfzigste Ausgabe des Endspiels der nordamerikanischen Football-Liga. Weltweit werden weit mehr als 150 Millionen TV-Zuschauer prognostiziert, auch in Deutschland werden wohl tausende Menschen die Nacht vor dem Fernseher verbringen, um sich den Magen mit Chicken Wings vollzustopfen und die sprintenden Kühlschränke anzufeuern.
Dieses Jahr findet das Spektakel im Levi's Stadium in Santa Clara statt, der Heimspielstätte der San Francisco 49ers. Gleich nebenan: Fussballplätze, auf denen Woche für Woche Spiele der Jugendliga ausgetragen werden, hunderte Kinder jagen hier dem runden Ball nach. Doch damit ist es nun vorbei. Denn auf dem Gelände ist das NFL-Medienzentrum geplant – Fussball spielen ist dann natürlich nicht mehr möglich.
Das sorgt für reichlich Ärger bei den überraschten Eltern und Trainern der Jugendfussballer. Erst vor zwei Wochen erfuhren sie von dem Vorhaben, bis März sollen die Felder von der NFL genutzt werden. «Die Kinder zu übergehen und den Park der NFL zu geben, ohne für Ersatz zu sorgen, ist empörend», sagt Gabo Foo von der Santa Clara Jugendfussballliga dem TV-Sender CBS, er fürchtet zudem, dass die Felder beschädigt werden.
Als sie von dem Plan erfuhren, gingen die Eltern und Trainer vor Gericht. Und als dann am Montag dennoch die ersten Trucks anrückten, Platten aufbauten und Sprinkleranlagen abbauten, versuchten die Eltern und Trainer eine einstweilige Verfügung gegen den Aufbau zu erwirken, viele waren bei der Verhandlung persönlich anwesend, hatten sich extra einen Tag Urlaub genommen. Nach ihrer Ansicht verletzt die Entscheidung die Nutzungsvereinbarung zwischen Jugendliga und Stadt, der die Fläche gehört.
Die NFL und die Stadt Santa Clara beriefen sich darauf, bereits 2013 vereinbart zu haben, dass die Liga die Plätze nutzen könne. Dieses Zugeständnis wurde demnach im Laufe des Bieterprozess für den Super Bowl gemacht. Das Gericht entschied zugunsten der NFL und wies den Antrag der Jugendliga auf eine eine einstweilige Verfügung ab.
Die frustrierten Eltern und Trainer machten ihrem Ärger Luft: «Die NFL hat ganz offensichtlich mehr Geld, aber wir hoffen, dass sich das Recht durchsetzt», sagte ein Coach. Ein anderer wies darauf hin, dass sich die Jugendlichen nun nicht mehr für die Talentscouts der Colleges empfehlen können. Foo sagte der britischen Zeitung «Guardian»: «Wir wollen doch nicht den Super Bowl stoppen, wir wollen nur unsere Kinder beschützen»
Für die Jugendliga ist der Kampf trotz des Rückschlags nicht vorbei, der Rechtsstreit läuft weiter. «Wir haben noch keine schriftliche Versicherung von der NFL oder der Stadt, die beweist, dass wir die Plätze wieder in dem alten Zustand zurückbekommen», sagt Foo. Ein Sprecher der NFL sagte jedoch, man habe sich gemeinsam mit den 49ers verpflichtet, nach dem Super Bowl zwei neue Naturrasenplätze zu verlegen – kostenlos.
Am 11. Januar wollen die Eltern und Trainer wieder vor Gericht erscheinen. Sie wollen dafür sorgen, dass ihre Kinder einen Platz zum Spielen haben.