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Sebastian Stalder spricht über die Biathlon-WM zuhause und seine Ziele

Biathlon: Der Schweizer Sebastian Stalder baut seine eigenen Gewehrschäfte.
Den Schaft seines Gewehrs hat Sebastian Stalder mit seinem Vater selbst gebaut.Bild: watson

Stalder und die Schwierigkeit im Biathlon: «Im Idealfall geht dir nichts durch den Kopf»

Seit mehreren Jahren ist Sebastian Stalder der konstanteste Schweizer Biathlet. Was ihm noch fehlt, ist ein Podestplatz in der Weltelite. Der Zürcher hofft, dass ihm das in dieser Saison endlich gelingt – am liebsten an der Heim-WM in Lenzerheide.
28.11.2024, 16:2328.11.2024, 17:27
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Grösser kann ein Highlight kaum sein: Für die Schweizer Biathleten steht in diesem Winter eine Weltmeisterschaft im eigenen Land auf dem Programm. Vom 12. bis 23. Februar gastieren die Menschen, die die Kombination aus Langlauf und Schiessen am besten beherrschen, in der Biathlon-Arena kurz vor dem Dorf Lantsch/Lenz.

Auch Sebastian Stalder freut sich auf den Höhepunkt der Saison. Konkrete Ziele mag er sich aber noch nicht setzen, aus gutem Grund: «Das ist vor der Saison schlicht zu schwierig. Man weiss noch nicht, wie man in Form ist.» Etwas konkreter könne er seine Ziele dann nach den ersten Rennen formulieren. Trotzdem ist Stalder optimistisch für die neue Saison, die am 30. November in Finnland beginnt: «Wir haben im Sommer zusätzliche Intervall-Einheiten eingebaut und ich habe mich technisch nochmals verbessert.»

Niklas Hartweg of Switzerland, center, and Sebastian Stalder of Switzerland, left, react after crossing the finish line during the men's 15 km mass start race at the IBU Biathlon World Cup, on Su ...
Sebastian Stalder und Niklas Hartweg bedanken sich am Heimweltcup auf der Lenzerheide beim Publikum.Bild: keystone

Einen Heimvorteil erhofft sich der mittlerweile in Alvaneu GR wohnhafte Zürcher vom Heimpublikum in der Lenzerheide. «Familie und Freunde, die sonst vielleicht nicht an einem Weltcup dabei sein können, werden dort sein», freut sich Stalder. Das sei schon letzte Saison beim Weltcup am gleichen Ort der Fall gewesen. «Es waren sehr viele Bekannte dabei und allgemein sehr viele Schweizer Fans mit roten Fahnen. Das pusht uns natürlich.»

Die Schweizer kennen natürlich die Strecke und den Schiessstand in der Lenzerheide besser als die Konkurrenz. Trotzdem sieht Stalder darin keinen riesigen Vorteil: «Im Biathlon können sich gerade am Schiessstand die Bedingungen mit dem Wind so schnell verändern. Dann ist es egal, wie oft du dort schon geschossen hast.»

Sebastian Stalder of Switzerland warms up during the men's 15 km mass start race at the IBU Biathlon World Cup, on Sunday, December 17, 2023, in Lenzerheide, Switzerland. (KEYSTONE/Gian Ehrenzell ...
Stalder kennt den Schiessstand auf der Lenzerheide bestens.Bild: KEYSTONE

Am Ende entscheidet sich ein Biathlon-Rennen in den Beinen – und im Kopf. «Es ist sicher mehr als 50 Prozent im Kopf», sagt Stalder. Ohne Beine gehe natürlich nichts, aber man könne sich mit dem Kopf zwingen, an oder über die Grenzen zu gehen, auch wenn es schmerze. «Der Körper hält relativ viel aus, es ist echt erstaunlich», erklärt der Salomon-Athlet mit einem Schmunzeln.

Am Schiessstand ist der Kopf ebenfalls entscheidend – auch wenn er ironischerweise keine Rolle spielen sollte. «Im Idealfall geht dir beim Schiessen gar nichts durch den Kopf, oder höchstens Gedanken über den Schiessrhythmus», sagt der 26-Jährige, der seine Gewehrschäfte selbst baut. Aber es sei extrem schwierig, an nichts zu denken. «Insbesondere wenn man alles getroffen hat und dann zum letzten Schuss ansetzt», ergänzt Stalder. An seine besten Rennen könne er sich kaum mehr erinnern, weil er derart im Tunnel gewesen sei.

Zum Wintersport kam der Zürcher über seine Eltern. «Sie waren im Skiclub Bachtel stark engagiert», erklärt Stalder. Das Langlaufen kam deutlich vor dem Schiessen, mit dem er erst mit zwölf Jahren begonnen hat. Dennoch haben ihn bei den Olympischen Sommerspielen in Paris natürlich auch die Sportschützen fasziniert. Ob er sich das auch mal vorstellen könnte? «Es würde mich schon interessieren, wie ich mit ihrem Equipment abschneiden würde.»

Warum immer noch mit Blei-Munition?
Blei ist schädlich für die Umwelt und schädlich für den Menschen. Trotzdem wird im Biathlon noch immer mit Bleimunition geschossen. «Natürlich ist das ein ökologischer Mist», sagt Sebastian Stalder, «aber es gibt im Moment keine brauchbare Alternative.» Vor ein paar Jahren seien Versuche mit Laserwaffen durchgeführt worden.

Das Problem: Nebel, der an vielen Weltcupstandorten regelmässig auftritt. Bei nebligen Bedingungen ist Schiessen mit einer Laserwaffe nicht immer möglich. «Mit dem herkömmlichen Gewehr siehst du die Scheiben vielleicht auch nicht immer perfekt, aber ein Treffer ist trotzdem möglich», erklärt Stalder.

Dass er dereinst auch an den Olympischen Sommerspielen teilnehmen wird, glaubt Stalder trotzdem nicht: «Es ist ein komplett anderer Sport.» Die Sportschützen hätten das Ziel, immer die Zehn zu treffen, bei den Biathleten gehe es einfach darum, die Scheiben abzuräumen, egal ob der Treffer am Rand sei oder nicht. «Die Profischützen haben sicher noch etwas mehr Talent als wir.»

Dann doch lieber Biathlon mit einer Weltmeisterschaft im eigenen Land.

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