Was wahres Kämpfertum bedeutet, haben uns die Oldies Aksel Svindal und Bode Miller mit ihren Super-G-Starts eindrücklich : Beide lagen nur Wochen zuvor noch auf dem Schragen. bewiesen
Im gleichen Rennen startet auch der damals noch putzmuntere Kjetil Jansrud – als Topfavorit notabene. Doch nach wenigen Sekunden die Ernüchterung: Der Norweger bleibt an einem Tor hängen, verliert viel Zeit und muss sich schlussendlich mit einem Platz knapp neben dem Podest begnügen.
Allzu schlimm sieht das Rencontre mit dem blauen Pistenführer auf den ersten Blick nicht aus. Doch im Zielraum die Überraschung: Jansrud wirft erst einen kurzen Blick auf die Anzeigetafel, dann greift er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter.
Nur ein kurzer Stich, auf die abrupte Entspannung nach der Zieleinfahrt zurückzuführen? Von wegen! Wenig später werden uns Bilder gezeigt, wie Jansrud den Zielraum verlässt, scheinbar von Schmerzen gebeutelt.
Die ersten Berichte aus dem norwegischen Team offenbaren, dass seine Schulter nicht ernsthaft verletzt sei. Teamkollege Svindal lässt sich folgendermassen zitieren: «Seine linke Schulter ist etwas angeschlagen, aber es ist nicht allzu schlimm. Das gehört einfach dazu.» Und: «Er wird am Samstag starten.»
Tatsächlich absolviert Jansrud tags darauf bereits das Abfahrtstraining, scheinbar beschwerdelos – nicht anders ist sein starker zweiter Platz zu erklären.
Ist der Abfahrtsweltcup-Leader also wieder topfit? Oder beisst er einfach auf die Zähne – immerhin steht ein solcher Grossanlass nicht alle Tage auf dem Programm. Bislang weist Jansruds Palmarès zwar drei olympische, aber noch keine WM-Medaille auf.
Aufhorchen lässt auch eine weitere Aussage von Svindal nach dem Super-G: «Auf der Plus-Seite steht, dass Kjetil um jeden Preis Revanche nehmen will in der Abfahrt. Ich mache mir also keine Sorgen.»
Sollte der Norweger sich aber vielleicht. Denn wenn Jansrud seinen starken Weltcup-Winter wegen einer einzigen WM-Abfahrt in den Abfalleimer wirft, wäre das ein Jammer.
Sollte er sich jedoch heute Abend zum WM-Titel durchbeissen und keine anhaltende Verletzung davontragen, bliebe nur noch zu sagen: «Chapeau!».