Rund 100 Mitarbeiter sind im Auftrag der SRG zur WM nach Brasilien gedüst – knapp die Hälfte davon sind Journalisten. Ab heute produzieren sie während der nächsten vier Wochen vor Ort die WM-Sendungen für das Schweizer Radio und Fernsehen, das Tessiner RSI und das Westschweizer RTS.
Während die Techniker und die Redaktoren im Hintergrund werkeln, stehen die TV-Kommentatoren während der 64 Liveübertragungen direkt im Rampenlicht. Ein Fehler – und schon machen sie sich zum Gespött der ganzen Nation. Beni Thurnheer kann ein Liedchen davon singen: Noch heute wird er nach über 1000 kommentierten Partien damit aufgezogen, weil er 2010 einmal den dunkelhäutigen Brasilianer Maicon mit dem weissen Holländer Wesley Sneijder verwechselte.
Das SRF verzichtet in Brasilien auf Experimente und geht mit einem bewährten Kommentatoren-Quintett an den Start. Beni Thurnheer, Sascha Ruefer, Daniel Kern, Dani Wyler und Patrick Schmid teilen 63 WM-Partien unter sich auf. Hans-Markus Tschirren hilft für einen Match aus.
Trotz ihrer Erfahrung und den seltenen groben Böcken – die SRF-Truppe kommt beim breiten Publikum regelmässig nicht sehr gut weg. Der Liebling des einen Fussballfans wird da schnell einmal zum Albtraum des anderen. Dabei ist die Kritik mangels objektiver Kriterien fast immer sehr persönlich. Eine Auswahl aus unserer Redaktion gefällig? Von «Der hat doch einfach keine Ahnung» bis «Der ist eine Schlaftablette» und «Der tötet mir den letzten Nerv» ist fast alles dabei.
Doch wie sieht das offizielle Ranking der fünf WM-Kommentatoren bei ihrem Arbeitgeber aus? Wer ist in Brasilien offiziell der grösste SRF-Plauderkönig? Wir haben die voraussichtliche Besetzung aller Spiele analysiert und küren aufgrund der harten Fakten die Nummer 1.
Viele Zuschauer haben das Gefühl, «Beni National» sei nicht mehr ganz so präsent wie früher, speziell weil er die Schweizer Spiele nicht mehr kommentiert. Die nackten Zahlen beweisen das Gegenteil. Der 64-Jährige ist an seiner zehnten und letzten WM einmal mehr der Dauerbrenner und steht bei jedem vierten WM-Spiel im Einsatz. Nach dem Final im Maracanã geht Thurnheer in Rente, aber vorher fliegt er kreuz und quer durch ganz Brasilien. 18 Mal muss er ein Flugzeug besteigen, wie er dem «Blick» erzählt. Auf Platz 2 folgt Dani Kern, der seit neun Jahren für das SRF kommentiert. Etwas abgeschlagen dann Sascha Rufer und Dany Wyler.
Teamjunior Patrick Schmid (32), der erst an der letzten WM sein Länderspieldebüt geben durfte, muss schon nach der Gruppenphase nach Hause und bleibt auf neun Einsätzen sitzen. Wir eliminieren ihn entsprechend auch aus der watson-Wertung. Ebenso Aushilfskraft Hans-Markus Tschirren, der sich mit einer einzigen undankbaren Nachtschicht (Elfenbeinküste – Japan, 15. Juni um 3 Uhr MESZ) begnügen muss.
Dani Wyler darf noch zwei Achtelfinals kommentieren, dann folgt auch für ihn der vorzeitige Abpfiff in Brasilien. Sascha Ruefer ist immerhin bis zum Viertelfinal mit dabei. Dani Kern und Beni Turnheer teilen sich das Halbfinal- und Final-Dessert.
Das SRF gönnt Beni Thurnheer zwei Tage nach seinem 65. Geburtstag ein Zückerchen zum Schluss. Er darf sich standesgemäss mit einem WM-Final in den Ruhestand verabschieden. Damit bleibt er bis zum Schluss die unangefochtene Nummer 1. Dani Kern muss sich mit dem kleinen Final begnügen und wird in der Hackordnung sogar noch von Sascha Ruefer auf Platz 3 verdrängt. Der Grund: Der 42-jährige Ruefer, der seit 1998 für das SRF an jedem grossen Turnier im Einsatz stand, hat sich alle Schweizer Spiele geschnappt. Das reicht für Platz 2 in der Endabrechnung.