Als erster Schweiz tritt Stephan Lichsteiner vor die Kamera. Der Rechtsverteidiger ist wenige Minuten nach der herben Enttäuschung erstaunlich gefasst als er zu seiner Gefühlswelt nach dem späten Knock-Out-Tor durch Angel di Maria befragt wird:
Auf die entscheidende Szene angesprochen – als er in der 118. Minute den Ball an der Mittellinie verliert und die Argentinier den Konter erfolgreich abschliesssen – meint Lichtsteiner zerknirscht: «Gerade mein Ballverlust an der Mittellinie, darf so spät im Spiel einfach nicht vorkommen.»
Trotzdem kann der Innerschweizer der heldenhaften Leistung auch positive Seiten abgewinnen:
Mittfeldspieler Granit Xhaka, ist am Boden zerstört: «Diese zwei Minuten haben gepasst. Wir hatten Argentinien 118 Minuten lang ganz gut im Griff, liessen kaum Torchancen zu. Wenn man dann kurz vor Schluss das 0:1 kassiert und noch einen Pfostenschuss zu beklagen hat, ist das doppelt bitter und enttäuschend.»
Auch Teamkollege Ricardo Rodriguez, der im Spiel doch so überzeugt, meint: «Wenn man in den zwei Minuten noch ein Tor bekommt, ist man einfach enttäuscht. Wir hätten das Weiterkommen genauso verdient gehabt. So ist Fussball, das Leben geht weiter, wir müssen wieder aufstehen.»
Gelson Fernandes, der mit leicht geröteten Augen zum TV-Interview erscheint, fällt es schwer das Schweizer Ausscheiden zu beschreiben: «Ich bin sehr enttäuscht für die ganze Mannschaft, für das ganze Land, wir haben versucht, Fussball zu spielen, eine gute Leistung zeigen. Schade, dass wir das Spiel verloren haben.»
Doch der Mittelfeldpuncher sieht eine rosige Zukunft auf die SFV-Auswahl zukommen: «Die Mannschaft ist so jung, es gibt ein Riesenpotential, es gibt eine grosse Zukunft für das Team. Die Jungs müssen diese Erfahrung nehmen, um mit mehr Kraft zurückzukommen bei der EM oder der nächsten WM.»
Dann kommt Ottmar Hitzfeld dran, mit Tränen in den Augen und bewegter Stimme bedankt sich der Lörracher nach seinem letzten Auftritt als Coach bei seinem Team:
«Es war unglaublich spannend. Die Mannschaft hat eine grossartige Leistung gebracht. Ich muss ihnen gratulieren, dass sie mit einer leidenschaftlichen Leistung ins Spiel gefunden hat.»
Weiter meint Hitzfeld: «Die zweite Halbzeit war natürlich unglaublich schwierig, weil Argentinien viel Druck entwickelt hat und uns viel Kraft gekostet hat. Am Schluss waren wir in der Verlängerung überzeugt, dass es für uns laufen kann.»
Bis zum Schluss hat der 65-Jährige an eine Überraschung geglaubt: «Ich hoffte, dass wir vielleicht noch den Lucky-Punch machen können oder einen guten Konter fahren, aber die Kräfte haben nachgelassen, gerade bei den Offensivspielern, die weite Wege gegangen sind.»
Auf das Gegentor angesprochen, schlussfolgert der scheidende SFV-Trainer: «Mit dem 1:0 in der 118. Minute war es natürlich bitter, aber wir haben eine tolle Reaktion gezeigt. Diego Benaglio macht noch einen Fallrückzieher, der zwar misslungen ist, aber er hat alles gegeben. Dann noch der Kopfball von Blerim Dzemaili an den Pfosten, da war sehr viel Pech dabei.»
«Ich bin stolz auf meine Mannschaft, wir haben alles gegeben was uns zur Verfügung stand, von daher war es eine leidenschaftliche Leistung», hält Hitzfeld nach seinem letzten Spiel seiner Karriere fest.
Der so erfolgreiche Coach gönnt den Gauchos den Sieg: «Wer so gewinnt, hat auch Glück. Aber Argentinien war über das ganze Spiel die bessere Mannschaft. Sie hatten mehr Chancen. Unsere Fans können stolz sein, wir gehen erhobenen Hauptes nach Hause.»
«Nun ist es halt soweit», meint Hitzfeld auf seinen Rücktritt angesprochen und bedauert, nicht ins Elfmeterschiessen gekommen zu sein.
«Im Penaltyschiessen hätten wir eine riesige Chance gehabt, denn dann hätte Argentinien sehr viel zu verlieren gehabt. Ich wünsche meinem Team, dass es an der nächsten EM und WM noch besser geht.»
We played our hearts out today. We can only be proud. Thank you for your support during this World Cup. #swissproud pic.twitter.com/5w0rcLv5w9
— Phil Senderos (@Philsend4) 1. Juli 2014