Knapp zwei Mal pro Spiel traf die Truppe von Didier Deschamps in der Qualifikation, gar deren drei Mal in der Auftaktpartie gegen die beinharten Honduraner. Nur mit einer gesicherten Defensive wird Karim Benzema & Co. beizukommen sein. Anlass genug, die Goaliefrage in Hitzfelds Team etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Seit der Vorbereitung auf die Heim-EM vor sechs Jahren ist die Hierarchie auf der Goalieposition im Schweizer Nationalteam in Stein gemeisselt. An Diego Benaglio gibt es kein Vorbeikommen, auch nicht für zwei zukünftige Bundesliga-Keeper. Eine Massnahme von Köbi Kuhn stellte vier Monate vor der EM 2008 einiges auf den Kopf. Der Nationaltrainer setzte nicht mehr wie an der WM in Deutschland (nach vier Spielen ohne Gegentor) auf den 37-jährigen Pascal Zuberbühler, sondern auf den 25-jährigen Diego Benaglio, damals elffacher Internationaler.
«Den Faktor Zukunft gewichtete ich etwas höher», begründete Kuhn seine Wahl. Seit der Beförderung zum Stammkeeper kamen 46 weitere Einsätze für die Schweiz dazu. Zum Einsatz kam ein anderer nur dann, wenn Benaglio wie zuletzt in der WM-Qualifikation im bedeutungslosen Spiel gegen Slowenien geschont wurde oder wie auf Zypern gesperrt war. Dieser «andere» hiess in beiden Fällen Yann Sommer.
Die aktuelle Situation für Hitzfeld könnte auf der Position des Torhüters nicht besser sein. Sie ist ein Luxusproblem, wie es die Schweiz wohl noch nie hatte. Hitzfeld hätte in Brasilien die Wahl zwischen drei Spielern, die in der kommenden Saison in der deutschen Bundesliga tragende Rollen spielen könnten. Benaglio ist in Wolfsburg seit 2008 sowieso gesetzt, Yann Sommer wird in Mönchengladbach den zu Barcelona wechselnden Marc-André ter Stegen ersetzen und Roman Bürki ist in Freiburg ebenfalls als Nummer 1 vorgesehen.
Zu Recht sagte Benaglio deshalb: «Es ist sehr gut, dass sich die Schweiz über diese Position definitiv keine Gedanken machen muss.» Im Nationalteam ist die Rollenverteilung eindeutig. «Nur durch klare Kommunikation kann jeder seiner Rolle gerecht werden», sagte der Schweizer Goalietrainer Patrick Foletti neulich in der SRF-Sendung «Sportlounge». Sein Credo lautet: «Alle unterstützen die Nummer 1.» Die heisst Benaglio und bleibt unangetastet.
Yann Sommer, vom Potenzial her ebenfalls ein Teamleader und mindestens so talentiert wie Benaglio, respektiert Folettis Vorgabe ohne Widerspruch. «Wir sind froh, dass wir an der WM dabei sind. Da zählt der Teamgedanke, der Erfolg der Mannschaft, man nimmt sein Ego ein wenig zurück. Konkurrenzkampf im Nationalteam schadet», findet der künftige Spieler von Lucien Favre. (tom/si)