Eine frisch wirkende französische Nationalelf startete im Maracana von Rio mutiger in die Viertelfinal-Partie gegen Deutschland. Bereits nach zehn Minuten kam die «equipe tricolore» zu ersten Chancen, doch das letzte Quäntchen Glück fehlte – und wurde auch in den nächsten 80 Zeigerumdrehungen vermisst.
Ganz im Gegensatz zu den Deutschen. Nach zwölf Minuten die erste gefährliche Standardsituation, welche «die Mannschaft» im Handumdrehen zum Führungstreffer ausnutzte. Dortmund-Verteidiger Mats Hummels stieg am höchsten und lenkte den gut getretenen Freistoss von Toni Kroos über Hugo Lloris in die Maschen. Der Einsatz des Arms gegen Rafael Varane war an der Grenze, aber regulär.
Ein Paukenschlag, welcher keine grossen Wellen mit sich zog. Sofort beschränkte sich das Team von Trainer Jogi Löw auf das Verteidigen und liess den Franzosen bis zur Mittellinie viel Platz. Nur fehlte dem Team von Didier Deschamps die entscheidende Idee, um die Deutschen in Bedrängnis zu bringen.
Abgesehen eines von Schlussmann Manuel Neuer geblockten Volleyschusses von Mathieu Valbuena flachte die Partie stark ab. Frankreich war zwar bemüht, kam aber nur selten zu Torchancen. Deutschland leistete nach der Führung offensiv praktisch gar nichts mehr.
This game has gone as flat as the referee's combover.
— Gary Lineker (@GaryLineker) 4. Juli 2014
Unverändert – mit Lahm auf der rechten Aussenverteidigerposition und Klose in der Spitze – liess Bundestrainer Löw sein Team in der zweiten Halbzeit auflaufen. Und unverändert gestaltete sich auch die Spielanlage. Deutschland beschränkte sich aufs Kontern und liess Frankreich anlaufen. Oder wie es Captain Philipp Lahm nach dem Spiel sagte: «Es war kein Schlagabtausch, beide Mannschaften sind organisiert gestanden. Es war 50:50, der Gegner musste kommen, wir hatten Konterchancen.»
Das Team von Didier Deschamps kam auch. Ab dem Strafraum fehlte jedoch die Durchschlagskraft und die Bemühungen der Franzosen resultierten nur selten in Torchancen. Falls doch, scheiterten sie stets am starken Neuer im Tor der Deutschen. Der Schlussmann überzeugte mit starken Reflexen und hielt sein Team im Spiel. Im Gegenzug hatte der eingewechselte André Schürrle nach einem der seltenen Konter die grosse Chance zum 2:0. Lloris machte es aber Neuer gleich und wehrte mit dem rechten Fuss ab.
Die deutsche Taktik ging auf. Nach einer letzten Heldentat vom deutschen Goalie in der 94. Minute war die Sache gelaufen und Deutschland im Halbfinal, wo sie auf den Sieger der Partie Brasilien gegen Kolumbien (22 Uhr) treffen.
Frankreich muss sich nach 90 aufopfernden, jedoch glücklosen Minuten verabschieden und wird nach vier positiven Auftritten vielleicht doch noch der Absage von Franck Robéry nachtrauern. Wer weiss, vielleicht hätte der Bayern-Stürmer seinem Vereins-Torwart eine hintergebuttert. Zu seiner letzten Parade meinte Neuer kalt: «Wenn der rein geht, ist es ein Torwartfehler.»
«Wir haben alles versucht. Sie hatten mehr Erfahrung und haben ihre Führung sehr gut verteidigt. Wir haben alles versucht bis zum Schluss und dagegengehalten bis zum Schuss von Karim Benzema. Es ist frustrierend, aber wir haben auch kein einfaches Spiel erwartet», resümierte Frankreichs Trainer Deschamps nach dem Spiel.
Matchwinner Hummels meinte völlig erschöpft: «Ich hoffe, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist – und dass wir in zwölf Tagen noch einmal hier spielen dürfen», in Bezug auf den Final im Maracana-Stadion am Sonntag nächster Woche.
Manuel Neuer ergänzte: «Es war sehr beeindruckend, in diesem tollen Stadion zu spielen. Wir haben guten Fussball gezeigt – unsere Leistung war auf jeden Fall halbfinalwürdig.»
Yeeeeah!! We did it! 1/2 final can come!! #Semifinal #DFB #Team #Rio #germany #Poldi #aha pic.twitter.com/ofA6AIMoA6
— Lukas-Podolski.com (@Podolski10) 4. Juli 2014